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RB-Gegner im Porträt RB-Gegner im Porträt: Was Sie über Borussia Mönchengladbach wissen müssen

Von Martin Henkel 21.09.2016, 07:32
Trainer André Schubert (grau) feierte mit seinem Team am ersten Spieltag den Liga-Sieg gegen Bayer Leverkusen.
Trainer André Schubert (grau) feierte mit seinem Team am ersten Spieltag den Liga-Sieg gegen Bayer Leverkusen. dpa

Leipzig - Mit Borussia Mönchengladbach kommt nach Borussia Dortmund der zweite Champions-League-Teilnehmer in Folge nach Leipzig.

Zum Spiel: RB Leipzig -Borussia Mönchengladbach, Mittwoch, 21. September, 20 Uhr, Red-Bull-Arena

Der Gegner im Porträt

Name: Borussia Verein für Leibesübungen 1900 e.V.

Gegründet: 1900

Erfolge: Fünf Mal deutsche Meisterschaft (1970, 1971, 1975, 1976, 1977), drei Mal DFB-Pokal (1960, 1973, 1995), Europapokal der Pokalsieger (1975, 1979)

Saisonbilanz: Drei Spiele, zwei Siege, eine Niederlage

Tabellenplatz:  7.

 

Aktueller Bundesliga-Status

Borussia Mönchengladbach spielt bereits das zweite Jahr hintereinander in der Champions League und gehört neben dem BVB, Bayer Leverkusen, Schalke und mit Abstrichen dem VfL Wolfsburg zu der Gruppe von Mannschaften, die das Zeug haben, in der Liga des deutschen Dauer-Meisters FC Bayern München um Platz zwei mitspielen zu können. Anders aber als die Gruppenkollegen werden die Gladbacher immer wieder zur Ader gelassen, was den Verein in jeder Saison vor die Aufgabe stellt, einen schlagfertigen Kader zusammenzustellen.

In diesem Sommer etwa mussten die Borussen den Abgang ihres Mittelfeldmannes Granit Xhaka zum FC Arsenal kompensieren, wobei der Schmerz über den Verlust endlich mal süß ausfiel. Der Verkauf spülte 45 Millionen Euro in die Kasse. 

Das Team

Die Gladbacher haben einen Teil des Geldes reinvestiert. Sie kauften für 15 Millionen Euro Nationalspieler Christoph Kramer von Bayer Leverkusen. Und die Borussen lotsten Jannik Vestergaard von Werder Bremen zu sich, der Deutsch-Däne kostete 12,5 Millionen Euro. Das war’s dann aber auch schon mit groß einkaufen.

Trainer André Schubert musste in diesem Sommer ja nur Xhakas Abgang verknusen, weshalb seine Mannschaft mehr oder weniger aussieht wie die aus dem Vorjahr. Das heißt: jugendlich. Die „Fohlen“ sind durchschnittlich 24,5 Jahre alt. Nur einer ist über 30, der Nestor der Mannschaft, Spielmacher Raffael.

In der Liga macht sie das wieder zum Mitfavoriten auf Rang zwei bis vier, für die Champions League aber sind die spärlichen Ausgaben am Spielermarkt vielleicht eine Spur zu knauserig gewesen. Sie haben es in ihrer Gruppe mit Manchester City, dem FC Barcelona und Celtic Glasgow zu tun und bekamen gegen City gleich eine aufs Gemüt. Sie verloren 0:4. 

Personalsituation

Schubert muss auf einige Leistungsträger verzichten. Auf Raffael (Adduktoren), auf Josip Drmic (Knorpelschaden), auf Alvaro Dominguez (Rücken) und Patrick Herrmann (Muskelfaseriss/Adduktoren). 

Der Trainer

Das Spiel bei RB Leipzig ist zugleich ein Jubiläum für Schubert. Exakt vor einem Jahr ersetzte der damalige Regionalligatrainer der U 23 Lucien Favre bei den Profis – zunächst auf Interimsbasis. Schubert ließ sechs Siege hintereinander folgen und wurde daraufhin im November zum Cheftrainer befördert. Was sich für den Klub auszahlte, aus dem Tabellenkeller schnellte Gladbach bis Saisonende auf den vierten Platz empor.

So ganz wird der 44-Jährige den Ruch, dass er eigentlich nur die Arbeit seines Vorgängers zu Ende gebracht, allerdings nicht los. Dafür ist seine Vita noch zu blass. Schubert war selbst nie Profi und hat sich nach seinem Sport- und Germanistikstudium lange in den Niederungen des deutschen Fußballs aufgehalten. Regionalliga mit Paderborn (Aufstieg in die 2. Liga), 2. Liga mit dem FC St. Pauli (Entlassung nach dreieinhalb Monaten), Nachwuchstrainer-Assistent beim DFB, solche Jobs eben. Und jetzt, nach der Pleite gegen City, melden sich die Kritiker schon wieder zu Wort. Eine Niederlage gegen RB käme zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. 

Art und Stil

Unter Schubert kann Gladbach so ziemlich jedes System spielen. Ganz einfach, weil Schubert weiß, wie’s geht. Er war Jahrgangsbester, als er 2004 seine DFB-Fußballlehrerlizenz erwarb. Das Ergebnis hat beim Gladbacher Trainer aber Vorrang vor ideologischen Erwägungen. Seine Mannschaft spielt weder reinen Ballbesitzfußball wie die Bayern unter Pep Guardiola, noch reines Rock-n-Roll-Pressing wie RB unter Hasenhüttl oder der frühere BVB unter Jürgen Klopp. Die Mischung macht’s. Endlich, muss man sagen.

Um so flexibel sein zu können, dafür braucht es nicht nur einen Trainer mit Ideen, sondern auch Spieler, die diese Ideen verstehen und umsetzen können. Beim FC St. Pauli wurde Schubert unter anderem so schnell entlassen, weil er die Profis binnen kürzester Zeit an den Rand des intellektuellen Burnouts trieb. 

Verhältnis zu RB Leipzig

Die Beziehungen zu RB sind rein beobachtender Natur. Und sachlich bis kritisch. Sportdirektor Max Eberl äußert sich hin und wieder gern zu den finanziellen Hintergründen des Liga-Neulings. Er vergisst dabei aber nie: Aus Geld muss man auch erst mal was machen. Davor hat er großen Respekt. Doch dass so viel Geld vorhanden ist, hält er gelinde gesagt für Wettbewerbsverzerrung. 50 Millionen Euro als Aufsteiger in neue Spieler zu investieren, ohne dass einer aus der Finanzabteilung den mahnenden Finger hebt – eine Traumvorstellung für Eberl. Aber eben keine Realität und deshalb eigentlich unlauter.

Eine Spur drastischer formulieren Gladbachs Ultras ihre Meinungen zu den Leipzigern. Sie halten den Neuling für die Ausgeburt der Fußballhölle und wollen deshalb in der Arena zu Beginn des Spiels 19 Minuten lang schweigen. Was das bewirken soll, ist allerdings unklar. 

Der Rangnick-Faktor

Ralf Rangnick und Borussia Mönchengladbach haben keine gemeinsame Vergangenheit, aber zumindest im Leben des  Leipziger Sportdirektors hat der Fohlen-Klub seinen Abdruck hinterlassen. Der jugendliche Ralf war glühender Fan der Siebziger-Jahre-Borussen, er besaß ein Fähnchen des Klubs, und schwenkte es, wann immer der damaligen Liga-Krösus in Stuttgart spielte. Diese Liebe freilich wurde nicht erwidert. Rangnick wurde im März 2004 als Trainer von Hannover 96 entlassen, nachdem er 0:1 gegen Gladbach verloren hatte.

Jahre später ging Rangnick dann selbst bei seinem Lieblingsverein shoppen und holte Marvin Compper nach Hoffenheim. Zudem soll er auch um Lucien Favre gebuhlt haben. Aber ob’s stimmt? Rangnick wird nicht müde zu erklären, dass alle Trainerkandidaten der letzten Monate nur zweite Wahl gewesen seien. Die erste des studierten Englisch-Lehrers sei immer nur einer gewesen: Ralph Hasenhüttl.

Aktuelle Stimmen

André Schubert: „RB Leipzig ist kein typischer Aufsteiger. Allein die Spieler, die mein Kollege zur Verfügung hat, sind erstklassig.“