MZ-Leser zu Gast bei RB Leipzig MZ-Leser zu Gast bei RB Leipzig: Leuchtende Augen und viele Fotos

Leipzig - Die Augen des acht Jahre alten Marius Peter leuchteten, als er sich auf den Platz von Timo Werner in der Mannschaftskabine im Leipziger Stadion setzte. „Das macht mich stolz”, sagte der kleine Fan von RB Leipzig. Mit seinem Papa besucht er regelmäßig Spiele des mitteldeutschen Bundesligisten, am Sonntag war auf Einladung des Klubs und der MZ mit seiner Oma Heike Willer aus Sandersdorf-Brehna gekommen.
Insgesamt 30 ausgewählte MZ-Leser, die sich für den einzigartigen Termin beworben hatten, erhielten über dreieinhalb Stunden lang exklusive Einblicke in das Allerheiligste von Rasenballsport.
Mediendirektor Florian Scholz führte durch das Trainingszentrum am Cottaweg, wo spontan Yussuf Poulsen und Timo Werner für Autogramme und Fotos vorbeischauten und auch mal für die Kamera an dem kürzlich berühmt gewordenen Strafen-Glücksrad drehten. Bei Poulsen zeigte die Nadel des Glücksrades auf ,einmal Bälle aufpumpen’.
Fotos mit Werner, Forsberg und Poulsen
Doch der Torschütze vom Samstag hatte sich freilich nichts zu Schulden kommen lassen, sodass er nicht selbst pumpen musste. Trainer Ralf Rangnick hatte seinem Team eh kurzfristig freigegeben und das Auslaufen am Sonntagvormittag gestrichen. Arbeiten mussten einige Kicker dennoch.
Genau wie Poulsen und Werner posierte auch Emil Forsberg an diesem Vormittag für Fotoshooting und Videodreh der Deutschen Fußball–Liga (DFL). Forsberg winkte bereits mit roter Weihnachtsmann-Mütze in die Kamera – und das bei knapp 30 Grad vor der Akademie. „Es hat Spaß gemacht, Yussuf Poulsen kurz kennenzulernen, ein ganz Netter”, sagte MZ-Leser und RB-Fan Florian Will (35), der seine sieben Jahre alte Tochter Josefine mitgebracht hatte.
Ein Blick auf die Menukarte bei RB Leipzig
Medien- und Marketingmann Scholz zeigte den Lesern unter anderem, wo Nachwuchs- und Profispieler ihre Zimmer haben, gegeneinander Billard, Konsole und Brettspiele zocken und gemeinsam essen. Interessant: Zu den jeweiligen Mahlzeiten – am Sonntag gab es Maultaschen-Kartoffelsalat und Qarkkeulchen – wird auf Bildschirmen über der Theke erklärt, warum die Inhaltsstoffe der Gerichte gesund sind und wie sie wirken. Anders als im Vorjahr stehen die Esstische nicht mehr separat, sondern U-förmig, sodass sich beim Essen keine Grüppchen bilden, sondern alle Spieler aus insgesamt elf Nationen auch während der Mahlzeiten miteinander ins Gespräch kommen.
Danach übernahm Klub-Repräsentant Perry Bräutigam – Mann der ersten Stunde bei RBL – und plauderte aus dem Nähkästchen über die Entstehungsgeschichte von Rasenballsport. „Wenn ich mit Lothar Matthäus und ,Icke’ Häßler spreche, sage ich ihnen: Ihr seid Weltmeister – und ich habe einen Bundesliga-Klub mit aufgebaut”, berichtete Bräutigam lachend.
Perry Bräutigam erzählt Geschichten aus der RBL-Historie
Der langjährige DDR-Oberliga- (137 Spiele) und Bundesligatorhüter (104) sowie dreimalige DDR-Nationaltorhüter erzählte etwa, wie er 2009 mit RB-Gründungspräsident Andreas Sadlo in den Bars auf den Leipziger Kneipenmeilen unterwegs war, um Fans für den damals neuen Klub zu gewinnen.
„Wir haben in den Bierbars einfach Leute angesprochen und gefragt, ob sie nicht mal zum Spiel vorbeikommen wollen”, berichtete Bräutigam. Diese Demut versucht RB auch seinen aktuellen Spielern zu vermitteln, betonte Bräutigam. „Es ist wichtig, dass man Bodenständigkeit behält”, sagte der 55-Jährige. „Das ist bei jungen Spielern, die mit 18 zu uns kommen, eine gute Saison spielen und gehyped werden, nicht immer ganz einfach.”
Der frühere Torwarttrainer berichtete auch über die schwierigen Anfänge nach der Vereinsgründung 2009 mit Startproblemen und heftigen Fan-Attacken wie etwa beim ersten Pflichtspiel von RB bei Bräutigams langjährigem Klub Carl-Zeiss Jena, als Jenaer Fans die Spieler bespuckten, am Trikot festhielten und Prügel androhten.
MZ-Leser fahren mit dem RB-Mannschaftsbus ins Stadion
Die Relegationsspiele gegen Lotte 2012 betrachtet Bräutigam als Durchbruch für RB. „Mit diesen Spielen sind wir in der Region und bei den Fans angekommen”, so der Ex-Keeper. Nach dem Aufstieg gegen Lotte habe er „Riesen-Erleichterung” gespürt. Wäre der Aufstieg in die 3. Liga auch im dritten Anlauf verpasst worden, „hätte keiner sagen können, wie es weiter geht”, berichtete Bräutigam, der nun unbefristet „lebenslang” bei RB angestellt ist.
Beim dritten Teil des Blicks hinter die Kulisse fuhr RB-Busfahrer Roland Hahn – laut Trainer Ralf Rangnick der fitteste der Liga – die Reisegruppe aus Sachsen-Anhalt genau wie Werner, Poulsen, Forsberg & Co. tags zuvor mit dem Teambus ins Stadion. Dort durften die Leser bei einer Führung Gäste- und Heimkabine begutachten, durch den Spielertunnel ins Stadion einlaufen und auf der Trainerbank Platz nehmen sowie aus den VIP-Logen-Perspektive ins Stadion schauen.
Gänsehautfeeling in der Red Bull Arena
„Einlaufen wie Timo Werner – das war ein großartiges Gänsehautfeeling”, sagte Florian Will, der als Torhüter bei Eintracht Bad Dürrenberg gerade seine Karriere beendet hat. Besonders war der Termin auch für die Eheleute Wipper aus Allstedt, die an diesem Sonntag ihren Hochzeitstag bei der RB-Führung feierten.
Beeindruckt zeigte sich der gebürtige Münchner und derzeitige Hallenser Gerd Schuler, seit fast 50 Jahren Mitglied bei 1860 München. „Ich muss zugeben, ich bin 60er-Fan, Gott sei Dank kein Bayern-Fan, mein Herz schlägt immer noch weiß-Blau”, sagte er. „Inzwischen bin ich auch für Leipzig, weil sie wunderschönen Fußball spielen. Und die Anlage hier ist bombastisch, Leipzig braucht sich hinter München nicht mehr zu verstecken”, so Schuler. So war nicht nur der kleine Marius Peter nach dem außergewöhnlichen Vormittag beseelt. (mz/uk)