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Leipzig gegen 1860 Leipzig gegen 1860: Wie RB die Münchner Löwen besiegte

Von Ullrich Kroemer 13.03.2016, 16:45
Die Leipziger Rani Khedira (l-r), Massimo Bruno und Marcel Halstenberg jubeln.
Die Leipziger Rani Khedira (l-r), Massimo Bruno und Marcel Halstenberg jubeln. dpa-Zentralbild

Leipzig - Als Achim Beierlorzer direkt nach dem Spiel gegen 1860 München aus dem Spielertunnel kam, pustete der Co-Trainer von RB Leipzig einmal demonstrativ so richtig tief durch und ging lachend in Richtung Kabine.

Besser als durch diese Geste lässt sich der 2:1 (0:0)-Erfolg der Leipziger nicht beschreiben. Denn die Grippe geschwächten Gastgeber hatten in der zweiten Hälfte eine unglaubliche Energieleistung abrufen müssen, um das Spiel nach 0:1-Rückstand zu drehen und den verdienten 17. Saisonerfolg zu erkämpfen. „Das war unser vielleicht bisher wichtigster Sieg in dieser Saison, weil wir durch beinahe täglich neue Ausfälle eine schwere Trainingswoche hatten”, sagte Chefcoach Ralf Rangnick erleichtert.

25.500 Fans im Rücken

Die nach dem Freiburger Schneegestöber von der Grippewelle heimgesuchten Leipziger mussten gegen 1860 personell improvisieren. Rangnick schickte das Team vor 25.551 Zuschauern ohne die kranken Dominik Kaiser, Marcel Sabitzer, Marcel Halstenberg und Stefan Ilsanker ins Rennen.

Anders als angekündigt musste auch Stürmer Davie Selke zunächst auf der Bank Platz nehmen. Dafür erhielt Nils Quaschner seine Chance, weil Yussuf Poulsen Gelb gesperrt fehlte. Ebenso überraschend lief Atinc Nukan als Sechser unmittelbar vor der Abwehr auf, Khedira rückte in die offensive Dreierkette. „Ich habe ,Ati’ auf die flache Sechs gestellt, damit er Kopfballduelle gewinnt. Es ist zwar nicht seine Idealposition, aber ich finde, er hat es gut gemacht”, erklärte Rangnick.

Dennoch tat sich RB in der ersten Hälfte schwer. Zwar hatte der Tabellenführer durch Marvin Compper (4.), einen Lattenknaller von Diego Demme aus etwa 22 Metern (17.) oder einen Latten-Kopfball durch Willi Orban gute Gelegenheiten (32.). Doch das Spiel wirkte zerfahrener und fehlerbehafteter als üblich. „Uns hat in der ersten Hälfte die Sicherheit gefehlt, wir hatten viele neue Männer in der ersten Elf, haben ein wenig Zeit gebraucht”, analysierte Innenverteidiger Orban.

So brauchte es erst den Weckruf durch die Gästeführung, als Marvin Compper sich im Duell gegen 1860-Sturmtank Sascha Mölders zu einfach abschütteln ließ und der Stürmer zum 0:1 einschoss (50.). Rangnick ordnete die Szene als klaren „Fehler von Marvin” ein.

Doch der RBL-Routinier konnte seinen Patzer wenig später wiedergutmachen. Nach schöner Freistoßvariante von Massimo Bruno flankte der 30-Jährige ins Sturmzentrum, wo der eingewechselte Selke goldrichtig stand und per Kopf zum Ausgleich traf (64.). Das erste Tor des zuletzt kriselnden Sturmstars seit Ende November. Eigentlich sollte der 21-Jährige erstmals seit Monaten wieder in der Anfangsformation stehen. Doch auch der Ex-Bremer hatte am Morgen über Husten und Schmerzen in der Brust geklagt.

„Davie wollte spielen, ich habe mich dann noch einmal umentschieden”, sagte Rangnick. „Er wird gestärkt wiederkommen, davon bin ich überzeugt. Das Tor wird ihm Selbstvertrauen und Auftrieb geben.” Rechtsverteidiger Lukas Klostermann erzielte nach traumhaftem Heber von Diego Demme in den Strafraum den Siegtreffer zum 2:1 (77.).

"Danke Davie"

Den Toren war ein beeindruckend urgewaltiger und wuchtiger Sturmlauf der Gastgeber vorausgegangen, der dem Spitznamen „Rote Bullen” alle Ehre machte. „Wir haben so viele Chancen herausgespielt, das war schon beinahe grotesk”, sagte Orban. „Der Ball wollte einfach nicht rein. Ich dachte schon, was ist denn heute los? Aber dann haben wir uns vorne durchgesetzt und die Dinger reingemacht – auch Dank Davie.”

Doch es hatte wiederholt erst eines Rückstandes bedurft, ehe Rasenballsport die Fesseln ablegten. „Wir müssen daran arbeiten, dass wir auch wieder zu Null spielen”, sagte Compper. „Es ist aber definitiv so, dass wir mit einer Alles-oder-Nichts-Mentalität rangehen, wenn wir nichts mehr zu verlieren haben.”

Der einmalige Nationalspieler erklärte: „Das ist eine psychologische Sache, die man beim Stand von 0:0 nicht simulieren kann. Es war dann einfach mehr Risiko im Spiel.” Es bleibt eine der großen Stärken von RBL in dieser Saison, dass sich die Mannschaft fast immer steigern kann, wenn es vonnöten ist. Ein Schlüssel zum bevorstehenden Aufstieg.

Acht Spieltage vor Schluss beschäftigten sich erstmals auch die Spieler ganz konkret mit dem Schritt in Liga eins. „Jetzt haben wir 56 Punkte, etwa 66 Punkte reichen wohl höchstwahrscheinlich für einen der ersten beiden Plätze”, rechnete Compper vor. „Von daher ist das immer noch die Marke, die wir minimal anpeilen.”

Doch da auch die Konkurrenz aus Freiburg und Nürnberg von Sieg zu Sieg eilt, könnten am Ende sogar noch ein paar Zähler mehr vonnöten sein. Einen entscheidenden Schritt zum Sprung ins Oberhaus könnte RB Leipzig dann am kommenden Sonntag in Nürnberg machen. Gefragt, ob der Sieg gegen 1860 „big points” gewesen seien, sagte Compper: „Erst wenn wir gegen Nürnberg gewinnen, sind das big points.”

Dann würde wohl nicht nur Assistent Achim Beierlorzer, sondern gefühlt der gesamte Verein so richtig tief durchpusten. (mz)