Ausstellung "Strafraum Sachsen" "Feindbild RB Leipzig": Ausstellung "Strafraum Sachsen"

Leipzig - Fußballplätze und -stadien sind mitunter paradoxe Parallelwelten. Einerseits wird dem Fußball als global verbreiteter Massensport große integrative Kraft zugeschrieben. Ein faires Spiel mit festen Regeln, das keine Ausgrenzung kennt. Andererseits werden in unserer Gesellschaft gerade beim Fußball Rivalität und Ressentiments so unverhohlen ausgelebt wie sonst kaum in der Öffentlichkeit.
Die in dieser Woche eröffnete Ausstellung Strafraum Sachsen 2.0 zeigt exemplarisch wie Sexismus, Homophobie, Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus in den Stadien – vor allem sächsischen – ausgelebt werden.
RB Leipzig als „Brennglas” für Diskriminierung
Eine eigene Schautafel ist dem „Feindbild RB Leipzig” gewidmet. Seit der Gründung des Klubs 2009 ist der Red-Bull-Klub nicht nur immer wieder Zielscheibe von heftigem Protest, sondern auch von Diskriminierung geworden. „Es gibt viel berechtigte Kritik am Verein, deren Inhalt aber durch die Art und Weise der Diskriminierung in Form von Stereotypen in den Hintergrund rückt”, sagt Christian Kohn.
Der antifaschistische Fußballklub Roter Stern Leipzig, für den Kohn als Torhüter aktiv ist, hat 2009 die Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball (IVF) gegründet. Kohn hat die Ausstellung kuratiert. Fußball generell und RB Leipzig im Besonderen sei ein „Brennglas” für alle Formen von Diskriminierung und Abwertung in unserer Gesellschaft. In der gemeinsamen Ablehnung gegen den „Marketingklub” RB Leipzig überschritten gegnerische Fans regelmäßig Grenzen legitimer Kritik. In gewisser Weise seien Schmähungen durch RB sogar wieder salon- oder besser: stadionfähig geworden. Der Publizist Alex Feuerherdt nennt das „ideologische Versautheit”.
Fan-Kritik an RB Leipzig: Antisemitismus und Tiervergleiche mit Vernichtungsfantasien
So vereinen die Anfeindungen gegen RBL die komplette Bandbreite der Schmähungen. In der Handreichung zur Ausstellung heißt es: „Sie reichen von plumpen Sexismus über homophobe Ressentiments bis hin zu antisemitischen Stereotypen und Tiervergleichen – die dazugehörigen Vernichtungsfantasien inklusive.”
Auf den Schautafeln wird detaillierter auf die antisemitische Abwertung von Rasenballsport eingegangen. Ein Foto zeigt den Schriftzug „Juden-RBL”, der auf eine Mauer des Leipziger Stadions geschmiert worden war. Ein anderes Bilddokument zeigt eine Karikatur von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, die Heidenheimer Fans auf gefälschte Dollar-Noten gedruckt hatten. „Der Stil erinnert mit der überdimensionalen Hakennase und dem spitzen Kinn an antisemitische Karikaturen aus nationalsozialistischen Propagandablättern”, heißt es dazu. Nur zwei Beispiele, bei denen bestimmte Gruppen als Chiffre des Andersartigen herhalten müssen, um RB Leipzig abzuwerten. (mz)
Die Ausstellung Strafraum Sachsen ist noch bis 1.12. im Werk II in Leipzig zu sehen sowie vom 5. bis 9.12. im Hörsaalgebäude der Universität Leipzig am Augustusplatz.