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Olympia 2030 in Mitteldeutschland? Olympia 2030 in Mitteldeutschland?: So reagieren Verbände und Politik auf den Vorstoß

19.11.2019, 11:19
DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann. imago sportfotodienst

Erfurt/Oberhof - Zwei Thüringer Initiatoren hatten am Montagabend ihre Vision zu Winterspielen in Thüringen, Sachsen und Bayern veröffentlicht. Die beiden hoffen darauf, ihre Idee auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 7. Dezember vorstellen zu dürfen. Wir haben die Reaktion auf den überraschenden Vorstoß gesammelt.

Alfons Hörmann begrüßt als Präsident des DOSB die private Olympia-Idee von Winterspielen 2030 in Deutschland, mahnt aber auch zur Besonnenheit.

„Grundsätzlich ist es erfreulich wenn traditionsreiche Sportorte Deutschlands Interesse an der Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen bekunden und auch die Voraussetzungen dafür schaffen“, teilte Hörmann am Dienstag mit: „Doch der Weg zu einer erfolgreichen Olympia-Bewerbung führt in eine völlig andere Dimension der Anforderungen. Seitens des DOSB werden wir aber auch dieses mögliche Konzept zu gegebener Zeit gerne sachgerecht prüfen und bewerten ob es ein chancenreiches sein kann.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hält den Vorstoß offenbar für einen Scherz. „Heute ist unstreitig der 19.11.2019 oder doch der 1. April? Es bleiben einfach Fragen über Fragen, aber mir geht Bob Dylan„s Song durch den Kopf: „The answer, my friend, is blowin' in the wind The answer is blowin' in the wind!““, schrieb Ramelow auf Twitter.

Thüringens Sportminister Helmut Holter (Linke) warnt beim Vorschlag für eine mögliche Olympia-Bewerbung vor Schnellschüssen. Oberhof und Thüringen seien stolz auf die Austragung Doppel-WM im Biathlon und Rennrodeln im Jahr 2023, erklärte Holter am Dienstag. Der Wunsch, Gastgeber für weitere sportliche Großereignisse zu sein, sei verständlich.

„Bei aller Euphorie sollten wir den zweiten Schritt nicht vor dem ersten gehen“, erklärte Holter. Dies zeigten die Bürgerentscheide über mögliche Olympiabewerbungen in Hamburg und München gezeigt.

Sachsens Sportminister reagiert zurückhaltend

Holter wies darauf hin, dass sich die Sportministerkonferenz Anfang November darauf verständigt habe, „dass Bund und Länder – gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Kommunalen Spitzenverbänden – Deutschland zu einem international bedeutsamen Standort für herausragende und nachhaltige Sportgroßveranstaltungen ausbauen und weiterentwickeln wollen.“

Sachsens Sportminister Roland Wöller hat zurückhaltend auf die Vision reagiert. Sachsen sei ein Sportland und habe mehrfach beweisen, herausragende Großsportveranstaltungen organisieren und durchführen zu können, sagte der CDU-Politiker. „Ob daraus in absehbarer Zeit tatsächlich eine Olympiabewerbung Deutschlands entsteht, muss allerdings mit allen Partnern gemeinsam erörtert und geplant werden“, betonte er.

Olympia-Vorstoß: Verbände wurden kalt erwischt

Der Minister nannte eine breite gesellschaftliche Debatte als grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche deutsche Olympiabewerbung.

Die private Initiative zu möglichen Winterspielen 2030 in Deutschland hat die Verbände derweil kalt erwischt. „Dieser Vorstoß ist weder mit den Wintersportverbänden noch mit dem DOSB abgestimmt. Ich höre davon zum ersten Mal. Es kann nicht sein, dass sich jeder, wie er will, für Olympia bewirbt“, sagte Thomas Schwab, Vorstandsvorsitzender des Bob- und Schlittenverbands Deutschland (BSD) der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.

„Das ist doch lächerlich“, kommentierte Vorstand Peter Fischer vom SC Garmisch, der für die Weltcupstrecken im Olympia-Ort von 1936 zuständig ist.

Jens Weißflog: Olympia in Mitteldeutschland „zu schön, um wahr zu werden“

Der Verein habe um kurz nach Mitternacht und damit etwa zeitgleich mit der Veröffentlichung im Internet eine Email von Initiator Mike Helios erhalten. „Das ist doch aus der Hüfte geschossen. Mit uns hat keiner Rücksprache gehalten“, berichtete Fischer der Deutschen Presse-Agentur und erinnerte daran, dass der Weg für eine Bewerbung über den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gehen müsse.

„Die Idee ist traumhaft. Sie ist zu schön, um wahr zu werden. Doch wer keine großen Ziele hat, kann nicht gewinnen“, sagte Skisprung-Idol Jens Weißflog. Die Bürgermeister von Schmalkalden, Oberhof und Altenberg begrüßten den Vorstoß ausdrücklich. Der frühere Biathlon- und Langlauf-Bundestrainer Frank Ullrich meinte: „Der Wintersport hat in Thüringen und Sachsen eine lange Tradition und ich bin sicher, dass wir uns hier, an jenen Orten, die auf der Welt großes Ansehen genießen und die zurecht als Wiege großer sportlicher Erfolge gelten, als perfekte, faire und freundliche Gastgeber präsentieren werden.“ (mz/dpa/sid)