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Saale Bulls Saale Bulls: Wie Sebastian Albrecht trotz Tränen zum Torwart wurde

Von Christoph Lesk 15.11.2019, 11:02
Sebastian Albrecht trägt seine rund 15 Kilo schwere Montur.
Sebastian Albrecht trägt seine rund 15 Kilo schwere Montur. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - Das Training der Oberliga-Profis der Saale Bulls ist zwar vorbei, dennoch könnte scherzhaft behauptet werden, der anstrengendste Teil stünde Sebastian Albrecht gerade noch bevor. Der Laufstil mit den angewinkelten Knien Richtung Mannschaftskabine im halleschen Eisdom zeigt, dass die Ausrüstung eines Eishockey-Torhüters nun so gar nichts für den Alltag ist. Auf diese Ballast-Schlepperei könnte man verzichten.

Aber was gehört zwingend zu so einer Komplettmontur? Sebastian Albrecht hilft gern, die Frage zu beantworten. Der 29-Jährige kehrt zurück aufs Eis, um sein Outfit, das insgesamt 4.000 Euro kostet, zu präsentieren. Rund 15 Kilogramm wiegt die Ausrüstung. „Nach dem Spiel sind es durch die Feuchtigkeit in der Halle und den Schweiß um die 20 Kilo“, sagt der gebürtige Berliner.

Saale Bulls: Goalie Sebastian Albrecht trägt 4000-Euro-Montur

Das An- und Ausziehen hat er über die Jahre mittlerweile perfektioniert. „Wenn ich mich beeile, habe ich alles in sieben bis acht Minuten angezogen.“ Zu erst kommt der Unterleibsschutz, anschließend die Knieschoner. Dann folgt schon das Anziehen der Schlittschuhe. Danach schlüpft er in die Hose und befestige die Beinschienen, den - mit den Handschuhen - markantesten Teil seiner Goalie-Ausrüstung.

„Früher gab es wie bei einem Gürtel viele einzelne Schnallen - das hat ewig gedauert“, erzählt Albrecht. Heute dauert das Anbringen mithilfe von Klettverschlüssen „vielleicht noch 30 Sekunden. Dann sind die Dinger schon dran“.

Doch um Zeit geht es im Vorlauf einer Partie nicht. „Da starte ich eine halbe Stunde vorher, trinke nebenbei noch ein Käffchen“, erklärt Albrecht. Hauptsache kein Stress. Denn davon hat er im Spiel schon genug.

Eishockey-Torhüter sind immer „der Held oder der Arsch“

„Als Torwart stehst du immer im Mittelpunkt, und jeder Fehler wird sofort bestraft. Auch wenn du führst, kannst du nicht abschalten und schauen, was so in der Halle oder auf dem Videowürfel passiert“, nennt er die Tücken. Der Fokus aufs Spiel sei alles. Denn der Schlussmann ist die letzte Instanz. „Du bist der Held oder der Arsch“, spricht Albrecht seine knifflige Situation an.

Der Gedanke, dass er eines Tages als Profi-Sportler aktiv sein und das Hobby zum Beruf machen könnte, kam ihm als Teenager. Denn da flatterte die Einladung zu einem Turnier für die U-15-Nationalmannschaft ins Haus. Es war der nächste Schritt für Albrecht, der aus dem Nachwuchs des Erstligisten Eisbären Berlin kommt.

„Ich habe als kleiner Junge mit meinen Eltern eine Eishockey-WM geschaut. Das hatte mich total begeistert“, schildert er seinen Weg zum Sport auf dem Eis. Und da von den Eisbären „immer ein Flyer für ein Schnuppertraining im Briefkasten lag“, sei er letztlich einfach mal hingegangen.

Sebastian Albrecht: Tränen nach dem ersten Spiel als Keeper

Nachdem er sich auf den Kufen zurechtgefunden hatte, stand schnell die Entscheidung, sich ins Tor zu stellen. „Die Ausrüstung des Torwarts hat mir immer gefallen. Ich dachte auch immer, als Torwart muss man wenig laufen“, gesteht Albrecht den Grund für seine Berufswahl lachend. Mit der Annahme fehlender Anstrengung lag er falsch. Aber im Nachhinein ist er für die falsche Annahme dankbar.

Dabei waren die Anfänge als Schlussmann wenig motivierend. Mit sechs Jahren sprang er ein, als ein Torhüter gefehlt hatte. „Ich habe die Hütte voll bekommen und ohne Ende geheult. Aber ich bin trotzdem immer wieder ins Tor gegangen.“ Ausdauer und Hartnäckigkeit haben sich ausgezahlt. „Darauf kann ich auch stolz sein.“

Das ist er vor allem mit Rückblick auf die Schulzeit. Auf der Sportschule war seine Klasse auch seine Mannschaft. Aus den 20 Talenten, da waren sich Trainer und Lehrer sicher, würden im Optimalfall nur zwei den Sprung nach ganz oben schaffen. „Ich kann mich nur an Daniel Weiß erinnern, der jetzt in Iserlohn erste Liga spielt“, so Albrecht. Die zweite Stelle ging an ihn.

››Die Saale Bulls spielen am Freitag um 20 Uhr bei den Hannover Indians. (mz)