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„Alle Leistungsträger sind abgetaucht“ Frust bei den Saale Bulls: Warum das Team in den Playoffs krachend scheiterte

Nach grandioser Hauptrunde sind die Saale Bulls in den Playoffs krachend gescheitert. Was die Gründe sind und wie der Oberligist für die nächste Saison plant.

Von Fabian Wölfling Aktualisiert: 12.04.2022, 09:50
Saale-BullsSportchef Kai Schmitz fand klare Worte für das Playoff-Aus seiner Mannschaft.
Saale-BullsSportchef Kai Schmitz fand klare Worte für das Playoff-Aus seiner Mannschaft. (Foto: IMAGO/Fotostand)

Halle (Saale)/MZ - Mit Instagram-Grüßen direkt vom Flughafen verabschiedeten sich Tatu Vihavainen und Joonas Niemelä am Montagvormittag aus Halle. Für das Sturmduo der Saale Bulls ging es zurück in die finnische Heimat. Viel früher als geplant. Auf die Nord-Meisterschaft sollte mit dem halleschen Eishockey-Oberligisten eigentlich der Aufstieg folgen.

In der Viertelfinalserie der Playoffs gegen die Eisbären Regensburg waren die Träume von der DEL2 aber in alle Einzelteile zerplatzt. 1:3 unterlag das favorisierte Team dem Vierten der Südstaffel, die finale Partie am Freitag geriet gar zu einem 2:9-Debakel. Das Halbfinale gegen Bad Tölz aus der Saison 2012 bleibt damit weiter das beste Oberliga-Ergebnis in der Geschichte der Saale Bulls.

Große Enttäuschung bei Saale Bulls nach starker Saison

Ein wieder mal enttäuschendes Saisonende. „Trauer und Wut“, empfindet Sportchef Kai Schmitz. Der Architekt des Nord-Meisterteams, der erste Titel seit 2013, ist schwer gefrustet von den schwachen Auftritten gegen Regensburg. „Der Meistertitel bleibt zwar, das ist schön und gut, aber die Enttäuschung ist sehr groß. Nach der starken Hauptrunde war der Aufstieg das klare Ziel.“

Berechtigterweise. Schließlich zeigte die Mannschaft in der Hauptrunde grandiose Spiele, gewann etwa sieben von achte Duellen gegen die ärgsten Verfolger Tilburg und Hannover Scorpions.

Von diesem Niveau waren die Saale Bulls in der Playoff-Runde aber weit entfernt. „Wir haben kein gutes Hockey mehr gespielt“, bekräftigt Schmitz. Für den Einbruch gibt es offensichtliche Ursachen. Etwa der Corona-Ausbruch im Team, der kurz vor Ende der Hauptrunde zwölf Spieler erfasste, Rhythmus und Energie raubte.

Corona-Ausbruch und Verletzungen: Saale Bulls können ihre Form nicht halten

Dazu die Ausfälle der vier Leistungsträger Dennis Schütt, Pascal Grosse (beide Long-Covid), Roman Pfennings (Gehirnerschütterung) und Philipp Halbauer (Knöchelbruch) in den entscheidenden Spielen gegen Regensburg. „Das hat sicherlich eine Rolle gespielt“, sagt Schmitz.

Vorwürfe, das Team sei für die entscheidende Saisonphase nicht breit genug aufgestellt gewesen, kann er aber trotz der Nöte am Ende nicht nachvollziehen. „Wir hatten vier Reihen, sieben Verteidiger, mehr geht nicht“, sagt Schmitz.

Denn: „Es gibt in Halle keinen Nachwuchs, oder wie im Ruhrgebiet oder in Bayern viele Vereine und damit Spieler, die hier ihren Lebensmittelpunkt haben. Alle Spieler, die hier herkommen, auch die der vierten Reihe, sind Profis, beziehen ein Gehalt und bekommen eine Wohnung.“

Saale Bulls: Leistungsträger tauchen in den Playoffs ab

Für den ehemaligen Kapitän ist der Hauptgrund für das ernüchternde Aus nach langem Höhenflug ein anderer. „Mit Ausnahme von Tatu Vihavainen sind alle Leistungsträger in den Playoffs abgetaucht“, übt er deutliche Kritik am Team. Namhafte Profis wie der ehemalige DEL-Verteidiger Sören Sturm oder der langjährige Oberliga-Torjäger Patrick Schmid spielten gegen Regensburg schwach. Selbst Niemelä konnte nur noch wenig Akzente setzen. Der Topspieler der Hauptrunde hatte vor den Playoffs aber neben einer Corona-Infektion auch noch mit Knieproblemen zu kämpfen.

Und auch wenn Sportchef Schmitz Trainer Ryan Foster öffentlich nicht anzählt, muss auch der sich Kritik dafür gefallen lassen, dass das Leistungsniveau in den Playoffs nie an das gezeigte in der Hauptrunde heranreichte.

Kai Schmitz hat den Glauben an sein Team noch nicht verloren

Der Coach hat aber ohnehin noch einen Vertrag. Sturm und Schmid ebenso. Was Schmitz bei allem Frust aber auch nicht negativ sieht. „Ich habe den Glauben an das Team nicht verloren“, betont er. „In der Hauptrunde hat sie abgeliefert, auch in Spielen wie denen in Tilburg, die Playoff-Charakter hatten.“ Warum es dann in der tatsächlichen K.o.-Runde nicht mehr lief, will der 36-Jährige in Einzelgesprächen mit Spielern und Trainer ergründen.

Das Meisterteam soll trotz der finalen Enttäuschung intakt bleiben, „mit punktuellen Verstärkungen“, so Schmitz. Mehr Führungsstärke ist gefragt, das haben die Playoffs gezeigt. „Dazu waren wir beim Scoring sehr abhängig von der ersten Reihe“, betont Schmitz. Hier gilt es anzusetzen.

Offen ist, ob die beiden Finnen im Spätsommer ein Flugzeug zurück gen Halle nehmen. Während bei Vihavainen, der sich bei den Bulls sehr wohlfühlt, die Tendenz in Richtung Verbleib geht, hat Niemelä stets die DEL2 als klares Ziel formuliert. Sein Abgang wäre daher keine Überraschung.