Eishockey-Oberliga Eishockey-Oberliga: Gänsehaut-Momente bei den Saalebulls

Halle (Saale) - Da war dieses Lied. Dieser Fangesang, der in zehn, vielleicht zwanzig Sekunden einen ganzen Tag zusammenzufassen vermochte. Als die Mannschaften der Saale Bulls und des EHC Neuwied am Samstagabend vor dem Spiel der Eishockey Oberliga-Mitte im Eisdom noch in ihren Kabinen saßen, stimmte Hallensprecher Marc Beyer draußen auf dem Eis nur kurz den Gesang an. Den Text: „Eishockey-Fans, Eishockey-Fans, wir sind alle Eishockey-Fans.“
Fanblöcke schreien mit
Beide Fanblöcke schrien mit. Eine Zeile lang sogar synchron. Dann ging es in einem wilden Durcheinander weiter. Doch mehr Symbolik konnte der Moment gar nicht haben: zwei Fan-Lager, jedes in seiner eigenen Ecke, aber beide in der Botschaft vereint.
Gut zwei Stunden später hatten die Saale Bulls das Spiel gegen Neuwied, ihre letzte Partie der Oberliga-Mitte, mit 3:4 nach Penaltyschießen verloren. Doch wirklich wichtig erschien das nicht mehr. Die Protagonisten dieses außergewöhnlichen Eishockey-Tages waren längst andere. Nicht die Spieler, sondern die Fans.
Eine große Familie
Die aus Neuwied, rund 500 Schlachtenbummler, die per Sonderzug angereist waren. Die aus Halle, die ihre Gäste am Bahnhof in Empfang nahmen, begleitet von einem Pickup mit Musik, begleitet von den Cheerleadern des Vereins. Und die aus Leipzig und Kassel, die umrahmt vom „Eishockey-Fans“-Gesang von den Tribünen mit Neuwiedern und Hallensern zwei Plakate über das Eis trugen: „Wir sind eine große Familie.“ Und: „Alle Eishockey-Fans gegen Gewalt.“
Es waren Gänsehaut-Momente. Undenkbar, dass unter den 2.500 Zuschauern Fans waren, denen kein kalter Schauer über den Rücken lief. „Ich bin wirklich stolz auf unsere Fan-Kultur“, meinte Saale-Bulls-Präsident Daniel Mischner. „Für dieses friedliche Miteinander, habe ich nur ein Wort: phänomenal.“
Der Freundschaft schlossen sich allerdings auch die Spieler zunächst an. Die Partie verlief überaus fair, nach über 31 Minuten gab es die erste Strafzeit überhaupt. Insgesamt verteilte der Schiedsrichter nur sechs Minuten - vier für Halle, zwei für die Gäste.
Ein flottes Spiel
Dabei war es durchaus ein flottes Spiel, das die Saale Bulls und die Bären aus Rheinland-Pfalz boten. Zweimal gingen die Gäste in Front durch Daniel Niestroj (11.) und Brian Gibbons (21.). Zweimal glich Philipp Gunkel aus (15./27.). Die Führung der Gastgeber durch Georg Albrecht (41.) egalisierte 70 Sekunden vor Schluss Dennis Schlicht. Im Penaltyschießen traf Neuwied zweimal, für Halle war nur Matt Abercrombie erfolgreich, Gunkel und Troy Bigam vergaben.
Endstand 3:4. Und irgendwie auch nebensächlich. Noch knapp eine Stunde nach Spielende stand Neuwieds Verteidiger Kai Schmitz auf dem Eis vor dem Fanblock der Saale Bulls. Die halleschen Anhänger wollten unzählige Fotos mit ihrem ehemaligen Kapitän. Dass der den späten Gegentreffer zum 3:3 sogar vorbereitet hatte - was soll’s?
Perfektes Eishockey-Wochenende
„Der ganze Abend war einfach nur schön“, meinte Schmitz später. „Für mich war es das perfekte Eishockey-Wochenende.“ Seine ganze Mannschaft war vor dem Spiel von ihrem eigenen Hallensprecher Fabian Illigens per Einzelvorstellung aufs Eis gerufen worden. Ein Privileg, das eigentlich einem Heim-Team vorbehalten ist. Und als alle Teamkollegen längst aufgerufen waren, stand Schmitz noch immer neben dem Eis. „Einer fehlt“, rief Marc Beyer. Und weil an diesem Tag die Eishockey-Welt Kopf stand, war es der Hallensprecher der Hallenser, der den Saale-Bulls-Spieler im Gästetrikot aufs Eis rief. Seinem langen „Kai“ ließen die Tribünen den laut geschrienen Nachnamen folgen. Beide Fangruppen gemeinsam. Gänsehaut. (mz)