MDR-Reportage über mündige Sportler MDR-Reportage über mündige Sportler: Boyd will bei Rassismus "sofort vom Platz" gehen
Magdeburg/Halle (Saale) - In einer knapp einstündigen Reportage für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) geht der Sportjournalist Daniel George der Frage nach: Warum schweigen Profisportler so oft zu gesellschaftlich wichtigen Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie oder Politik? Dabei kommen auch zahlreiche Spitzensportler und Funktionäre aus Sachsen-Anhalt wie Terrence Boyd (Hallescher FC), Martin Geissler (MBC), Maik Franz (1. FC Magdeburg) oder Zehnkämpfer Rico Freimuth zu Wort.
Autor Daniel George, der für die MZ regelmäßig über den Syntainics MBC berichtet, sprach auch mit Christoph Karpe, dem MZ-Sportchef. „Die Masse der Athleten hat sich immer zurückgehalten und wollte bloß nicht anecken“, sagte Karpe: „Natürlich haben Sportler eine Vorbildwirkung. Der sind sie sich vielleicht nicht bewusst – oder sie werden gebremst, von Vereinen, Beratern und eigenen Skrupel.“
Terrence Boyd: „Lasse mir den Mund nicht verbieten“
Eine klare Ausnahme dieser Regel ist Terrence Boyd. Der HFC-Stürmer nahm in der Vergangenheit immer wieder zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Stellung, so auch in einem viel beachteten Interview mit der MZ im Januar 2020. „Es ist schade, dass Politik ein Tabuthema ist. Mir ist das aber egal, ich lasse mir den Mund nicht verbieten“, sagte Boyd im Gespräch mit George.
Er selbst hat in seiner Karriere schon Erfahrung mit Rassismus in Deutschland gemacht. „Ganz, ganz früher gab es schon Sprüche“, sagte Boyd, besonders bei „kleinen Ost-Klubs“. Inzwischen ist er an einem Punkt angekommen, wo er darüber nicht mehr hinwegsehen will: „Sollte mir das heute nochmal passieren, gehe ich sofort vom Platz, ganz klar!“
Rico Freimuth hat Verständnis für schweigende Sportler
Auch Rico Freimuth findet es schade, dass viele Sportler auf klare Aussagen verzichten und nennt die Gründe dafür: „Das Problem heutzutage ist: Wir bekommen einen Maulkorb umgespannt.“ Bei Verbänden und Sponsoren sei das nicht gerne gesehen.
Der Zehnkämpfer aus Halle wünscht sich mündige Sportler, sagt aber auch ganz ehrlich: „Man schützt sich davor – jedes politische Statement regt erst mal auf. Da ist es nicht unclever, einfach gar nichts zu sagen. Das macht dein Leben einfacher.“ (mz/bbi)