MBC-Profi Sebastian Fülle MBC-Profi Sebastian Fülle : Liebe auf den ersten Blick

Weissenfels - Selbst bei Wind und Wetter ließ sich Sebastian Fülle in seiner Jugend nicht davon abbringen, seinem Lieblingssport nachzugehen. „Ich bin immer raus auf den Freiplatz und habe gespielt, egal ob mit Handschuhen bei minus zehn Grad oder im Sommer bei 30 Grad. Das war mir egal“, sagt der Basketball-Profi. Auch nach der Schule ging es mit dem Basketball in der Hand in die Halle oder auf den Freiplatz. Mit sieben Lenzen hat ihn sein fünf Jahre älterer Bruder das erste Mal zum Basketball mitgenommen. Fortan sei ein Gefühl der Leidenschaft für diesen Sport aufgekommen. „Ich habe gar nicht viel darüber nachgedacht, sondern bin mit meinem Bruder mit, zu dem ich aufgesehen habe. Ich wollte nur Basketball spielen, weil es mir Spaß gemacht hat. Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick“, erklärt der Flügelspieler des Mitteldeutschen BC, für den der kleine Berliner Verein SV Karow die erste Station seiner Jugend darstellte.
Über Talenteschmieden wie TuS Lichterfelde schaffte der gebürtige Berliner dann den Sprung zu Alba. Mit dem Verein wurde er 2009 Meister in der U-19-Nachwuchsbundesliga. „Für Alba bin ich dann auch ein paar Mal in der BBL aufgelaufen, aber ich wollte dann mehr Spielzeit und bin deshalb 2014 nach Gotha gegangen“, berichtet der 24-Jährige. Vor einem Jahr verschlug es ihn dann das erste Mal zum MBC, wo er einen Kontrakt für die Saisonvorbereitung erhielt. Danach ging es für Sebastian Fülle zurück in Richtung Heimat. Mit Regionalligist Lok Bernau schaffte er den Aufstieg in die Pro B. Den Gang in die dritthöchste Liga Deutschlands ging Fülle jedoch nicht mit, sondern er schloss sich im Sommer letzten Jahres erneut dem MBC an, diesmal jedoch als fester Bestandteil für die ganze Saison. „Da ich schon mal hier war, habe ich mich schnell in Weißenfels eingelebt. Klar ist es für mich als Berliner erstmal eine große Umstellung gewesen, aber es geht mir hier gut und ich kann mich voll und ganz auf meinen Job konzentrieren“, sagt Fülle.
„Ich weiß, dass ich werfen kann“
Auch wenn er im Schnitt nur acht Minuten Spielzeit hat, will er nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern weiter sein Bestes geben und helfen, wo er kann. „Klar könnte es für mich besser laufen, aber das liegt an mir. Mir fehlt noch der Rhythmus, den ich mir vorstelle. Doch ich bin trotzdem glücklich im Team und versuche, gute Stimmung in die Mannschaft zu bringen“, so der Shooting Guard, der als guter Schütze von der Drei-Punkte-Linie gilt. Im vergangenen Jahr lag seine Trefferquote bei 40 Prozent, beim MBC sind es lediglich 26 Prozent. Alles reine Kopfsache, glaubt Sebastian Fülle: „Ich weiß, dass ich werfen kann und werde die Würfe auch in Zukunft nehmen. Es ist nur schwierig in der Rolle, die ich habe, das auch umzusetzen. Ich komme für fünf bis zehn Minuten ins Spiel, bin kalt, habe aber den Druck, denn ich muss in dieser Zeit was abliefern. Daran muss ich arbeiten.“
Mit Trainer und Teamkollegen versteht sich Sebastian Fülle dagegen bestens. Die einzelnen Charaktere innerhalb der Mannschaften passen gut zusammen, meint er, und nach dem Training wird oftmals gemeinsam noch etwas unternommen. So wie letzten Sonntag, als die MBC-Mannschaft gemeinsam den Super Bowl anschaute. Allerdings ohne Sebastian Fülle. „Ich kenne mich im American Football nicht wirklich aus und bin deshalb lieber schlafen gegangen“, erzählt er mit einem Grinsen im Gesicht.
Seine Freizeit verbringt Fülle aber nicht nur mit seinen Teamkollegen, sondern auch mit seinem kleinen Hund, einem Puggle, einer Mischung aus Beagle und Mops. Des Weiteren koche er gern, schaue Serien oder fahre nach Leipzig oder Berlin, um Freunde und die Familie zu besuchen.
Was passiert nach der Karriere?
Und er macht sich Gedanken, wie es für ihn nach dem Karriereende einmal weitergehen könnte. Denn: „Viele vergessen, dass man mit Basketball nicht reich wird und finanziell aussorgen kann“, sagt Fülle, der ein Abitur, aber kein Studium oder eine Berufsausbildung vorweisen kann. Außerdem werde er im Sommer 25 Jahre alt und will sich deshalb bald überlegen, was für eine Ausbildung oder ein Fernstudium für ihn in Frage kommen könnte. „Mit Anfang 30 habe ich dann einfach keine Lust mehr, wieder in der Schule zu sitzen“, sagt Sebastian Fülle. Ein vorzeitiges Karriereende schließt er aber auch aus: „Dafür liebe ich den Sport zu sehr.“
Am Sonntag empfängt der MBC um 16.30 Uhr in der Stadthalle Trier. (mz)