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Matthias Musche vom SC Magdeburg Matthias Musche vom SC Magdeburg: Bei Handball-WM wird ein Traum wahr

Von Ullrich Kroemer 12.01.2019, 11:52
Matthias Musche in Siegerpose beim Spiel gegen Südkorea.
Matthias Musche in Siegerpose beim Spiel gegen Südkorea. imago sportfotodienst

Berlin - Den großen Wurf landete Matthias Musche am Tag des Beginns der Weltmeisterschaften an der Dartscheibe. Nach dem emotionalen WM-Auftaktsieg gegen Korea (30:19) zerstreute sich der Linksaußen vom SC Magdeburg mit den Teamkollegen beim Darts.

Torhüter Silvio Heinevetter hatte das Wurfspiel mit ins WM-Quartier am Potsdamer Platz gebracht. Und „Matze“ Musche gelangen bei seinem besten Versuch immerhin 140 von 180 möglichen Punkten, wie er am Tag nach dem Start der Heim-Weltmeisterschaft stolz preisgab.

Zuvor auf dem Spielfeld in der ausverkauften Berliner Mercedes-Benz-Arena war der Magdeburger beim ersten Versuch, als er vor 13.500 Fans in den Kreis der Koreaner segelte, noch gescheitert. Den zweiten Wurf versenkte der 26-jährige Magdeburger dann im Tor und zeigte mit zusammengekniffenen Augen, weit aufgerissenem Mund und kraus gezogener Oberlippe jene Geste, die die Fans des SCM in dieser Saison so gern und häufig sehen: beide Fäuste geballt, Kinn und vor allem den kultigen Bart herausgestreckt.

Handball-WM: Zehn Tore über die Linksaußen gegen Korea

Drei Tore erzielte Musche, der zum Ende der ersten Hälfte ins Spiel kam, zum Auftakt. Im Gespann mit Uwe Gensheimer traf das Linksaußen-Duo zehn Mal und sorgte für ein Drittel aller deutschen Tore.

„Matthias und Uwe haben eine tolle Partnerschaft auf der linken Seite“, sagte der sichtlich gelöste Bundestrainer Christian Prokop. „Das sind zwei Leute, die uns durch das Turnier unterstützen sollen und ihre Rolle genau kennen.“

Prokop lobte, dass Musche dank seiner Leistungen torgefährlichster Spieler der Bundesliga (162 Treffer) seine Nominierung in diesem Jahr „mehr als gerechtfertigt habe“. Der Bundestrainer hob Musches „Kaltschnäuzigkeit, emotionale Spielweise, Abwehrverhalten, das sich stetig verbessert hat, und seine Wurfvariabilität“ hervor. Beide kennen sich seit gemeinsamen Tagen bei den Magdeburger Youngsters, die Prokop einst trainierte.

Matthias Musche: Deutschlands Handball hat wieder einen markante Bart

Im zweiten WM-Spiel am Samstag geht es gegen Brasilien. Die Deutschen zeigen vorab Respekt. „Das wird der erste Gegner von internationalem Kaliber“, warnte Torhüter Andreas Wolff. „Da kommt ein ganzes Stück mehr Arbeit im Innenblock auf uns zu. Das wird sehr viel physischer, auch im Angriff werden wir viel auf die Fresse kriegen, weil die Brasilianer unglaublich motiviert sind in diesen Turnieren, physisch sehr hart und schnell spielen.“

In der Saison seines Lebens soll Musche der Auswahl bei der Heim-WM mit seinen Toren, aber auch als ebenso kultige wie geerdete Identifikationsfigur helfen. Acht Jahre nach dem Abgang von Heiner Brand trägt der deutsche Handball wieder Bart – diesmal Wikinger-Kinnbart statt Walross-Schnauzer.

Der habe keine Bedeutung, sagte Musche. „Ich habe ihn einfach irgendwann mal wachsen lassen, und jetzt ist er da und gefällt mir ganz gut. Ich weiß nicht, ob er Glück bringt, aber ich lasse ihn in jedem Fall dran.“

Damit macht Musche in jedem Fall nichts falsch. Mit dem Wikinger-Look läuft es für den Mann, der beim Fermerslebener SV 1895 das Handballspielen gelernt hat.

Für Matthias Musche erfüllt sich bei der Handball-WM ein Traum

Erstmals seit der WM 2015 ist er wieder bei einem großen Turnier dabei. Im Vorjahr hatte er es vor der EM nicht einmal in den 28er-Kader geschafft. Eine Enttäuschung, die Musche nur zu noch mehr Trainingseifer antrieb. „Die Nichtberücksichtigung im vergangenen Jahr hat mich noch einmal zusätzlich motiviert.“

Den Moment, als er nun in Berlin einlief, bezeichnete er als „den Augenblick, in dem sich für uns alle ein Traum erfüllt hat. Da spürt man Stolz und Freude, und dann muss man es noch schaffen, trotz allem fokussiert auf den Handball zu sein.“

Seine Leistung mit drei Treffern aus sechs Versuchen fand das Magdeburger Urgestein allerdings „durchwachsen. Das war ein aufregendes Ding, dieses Eröffnungsspiel“, erklärte Musche. Am Samstag soll ihm - wie beim Darts - der große Wurf gelingen. Auf dem Handballfeld gegen Brasilien. (mz)