Auch Vater von Mark S. verhaftet Mark S. droht lange Haftstrafe: Überführter Athlet belastet Arzt aus Erfurt schwer

Erfurt - Der im Zuge des Doping-Skandals festgenommene Erfurter Sportarzt Mark S. muss mit einer langen Freiheitsstrafe rechnen. Das bestätigte die zuständige Münchener Staatsanwaltschaft 1 dem SID.
„Im Gesetz sind für jeden einzelnen Fall der Anwendung von Dopingmethoden - wenn sie gewerbsmäßig und im Rahmen einer Bande erfolgen - bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe vorgesehen, im Falle einer Anklage gehen wir daher schon davon aus, dass es zu einer erheblichen Freiheitsstrafe kommt“, sagte Staatsanwältin Anne Leiding, Pressesprecherin der Münchner Behörde.
Der 40 Jahre alte Sportmediziner sitzt wie ein Komplize derzeit in München in Haft. Zwei weitere Komplizen - einer davon ist der Vater von Mark S. - befinden sich noch in Innsbruck, nachdem sie bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld Kontakt zu Athleten hatten und festgenommen worden waren.
Mark S. will „vollumfänglich mit Ermittlungsbehörden kooperieren“
Alle vier Verdächtigen stammen aus Erfurt und sollen auf Münchner Haftanstalten verteilt werden. Wie lange die Vernehmungen andauern, ist fraglich. Zudem muss das festgestellte Material untersucht werden. Die Beamten haben rund 40 Blutbeutel und eine Zentrifuge bei ihrer Razzia in Erfurt sichergestellt. Die Blutbeutel müssen den jeweiligen Personen zugeordnet werden.
Wie alle Beschuldigten können auch Mark S. und seine Komplizen auf Strafmilderung hoffen, wenn es zu umfangreichen Geständnissen kommt.
Zum aktuellen Fall wollten sich die Anwälte des Mediziners zunächst nicht äußern. Mark S. kooperiere aber „vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden“, teilte einer der Anwälte der „Bild“-Zeitung mit.
Mark S. aus Erfurt: Schon länger im Zentrum von Doping-Gerüchten
„Dass betrogen wird, ist eh klar. Aber so viel Dummheit“, sagte Doping-Experte Werner Franke über den Vorfall, der Mark S. als „deutschen Fuentes“ bezeichnete. Der spanische Arzt Eufemiano Fuentes stand unter anderem 2006 im Mittelpunkt des Dopingskandals bei der Tour des France.
Franke erklärte auch, dass ihm der Standort Erfurt in den letzten Jahren „immer wieder“ in Zusammenhang mit Doping begegnet sei. Auch Stefan Hügel, Präsident des Landessportbundes (LSB) Thüringen, räumte ein, dass es schon länger Gerüchte über Mark S. gab.
Este Tammjärv spricht über Blutdoping und Kontakte zu Mark S.
Derweil hat der estnische Skilangläufer Karel Tammjärv ausführlich Auskunft über seine Dopingpraktiken gegeben und seine Verbindungen nach Deutschland betont. Die Zusammenarbeit mit Mark S. habe 2016 begonnen, berichteten estnische Medien von der Pressekonferenz in Österreich am Freitag. „Die Blutentnahmen und -injektionen fanden in Frankfurt und Berlin statt“, sagte der Athlet demnach.
Der Internationale Skiverband hat Tammjärv wie auch dessen Landsmann Andreas Veerpalu und den Kasachen Alexej Poltoranin am Freitag gesperrt. Sie hatten wie auch die beiden Österreicher Dominik Baldauf und Max Hauke Eigenblutdoping gestanden.
Der estnische Skiverband in Tallinn betonte in einer Mitteilung, dass die beiden Langläufer seit Jahren unabhängig vom estnischen Skiverband starteten und trainierten. Trainer Mati Alaver räumte ein, den Kontakt zu dem Doping-Arzt vermittelt zu haben: „Dies ist der größte Fehler meines Lebens und ich bereue es aufrichtig.“ Um das Doping zu finanzieren, sei Sponsorengeld verwendet worden. Wie viel er dafür ausgegeben hat, wollte Tammjärv nicht preisgeben.
Sind doch deutsche Athleten in Doping-Skandal verwickelt?
DOSB-Präsident Alfons Hörmann bekräftigt gebetsmühlenartig, dass deutsche Sportler in dem Skandal nicht verwickelt seien. „Wir sind nach aktuellem Kenntnisstand davon überzeugt, dass deutsche Sportlerinnen und Sportler nicht betroffen sind“, sagte der Allgäuer in Seefeld.
In Österreich herrscht offenbar eine andere Einschätzung vor. Präsident Peter Schröcksnadel vom österreichischen Ski-Verband (ÖSV) erneuerte seinen Vorwurf. „Ich habe Informationen, dass auch deutsche Athleten betroffen sind“, sagte der 77-Jährige auf MDR-Nachfrage.
(sid/dpa/red/mz)