Magdeburger Berkhahn ist jetzt Bundestrainer Magdeburger Berkhahn ist jetzt Bundestrainer: Was sich Halle davon erhofft

Halle (Saale) - Es war der Auftakt eines kräftezehrenden Vierteilers. Am vergangenen Wochenende betreute Bernd Berkhahn beim Schwimm-Meeting in Halle als Vereinstrainer seine SCM-Stars und -Sternchen am Beckenrand. Am kommenden ist sein Klub Gastgeber der nächsten nationalen Prüfung. Und in den Wochen danach sind die Athleten in Norwegen und Schweden im Kampf um die WM-Normen gefordert. Dann ist Berkhahn nicht nur in Vereinsmission unterwegs, sondern offiziell auch als einer von zwei leitenden Bundestrainern.
Ende Januar war der Erfolgstrainer aus der Landeshauptstadt zusammen mit Hannes Vitense aus Neckarsulm zum Chef aller DSV-Trainer berufen worden. Berkhahns Aufgabe innerhalb der sportfachlichen Doppelspitze ist es, als Teamchef die Nationalmannschaft zu internationalen Wettkämpfen zu führen, während Teamcoach Vitense für die inhaltlich-methodische Jahresplanung der Kadersportler verantwortlich zeichnet.
Nach dem unsäglichen Hickhack mit dem Essener Vorgänger Henning Lambertz, der auf harte Normen, extremes Krafttraining und die Zusammenlegung von Stützpunkten gedrängt hatte, leiteten die personellen Veränderung ein Jahr vor Olympia einen Kurswechsel innerhalb des Verbandes ein.
Bernd Berkhahn tauscht sich mit Kollegen in Halle aus
Berkhahn, das erkennt man, fordert auch. Aber er gibt sich nicht als Diktator. Seine Maxime: Die Verantwortlichen in den Schwimmvereinen sollen wieder selbstständig und kreativ arbeiten - mit Unterstützung von oben. Bei seinem Auftritt in Halle strahlte der Experte unglaubliche Souveränität und Kompetenz aus. So hatte er - natürlich - auch hier ein Auge auf die anderen Sportler. „Das ist an sich nicht neu“, räumt Berkhahn ein, „nur ist die Kommunikation nun eine andere“. Als Bundestrainer ist sein Rat äußerst gefragt. Der Magdeburger tauscht sich daher regelmäßig mit seinen Kollegen - auch in Halle - aus.
Das früher angespannte Verhältnis zwischen den beiden traditionellen Schwimmhochburgen in Sachsen-Anhalt hat sich sichtlich entkrampft. Zu den Streitereien in der Vergangenheit hatte sicher beigetragen, dass Halles langjähriger Chefcoach Frank Embacher und Magdeburgs Meistermacher nicht immer auf einer Wellenlänge lagen. Doch die Vorzeichen haben sich gewandelt. Embachers Vertrag ist nach dem Karriereende von Weltrekordler Paul Biedermann Ende 2016 nicht verlängert worden, er kümmert sich nun um Sachsens Schwimmelite. Währenddessen ist Berkhahns Ansehen in der Schwimmszene nicht zuletzt dank der Erfolge seiner Schützlinge im Becken und Freiwasser stetig gestiegen.
Laura Riedemann vom SV Halle soll nicht nach Magdeburg
Mit seiner Berufung hofft auch Halle wieder in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen. Zu Jahresbeginn hatte der Standort an der Saale seinen Bundesstützpunktstatus an die Elbestadt abtreten müssen. Kader- und Trainerschwund in Halle hatten das Ungleichgewicht der Kräfte zuletzt mächtig forciert.
Die Lücken gilt es wieder zu schließen. Dafür setzt sich auch Berkhahn ein. Eine Abkommandierung beispielsweise von Halles aktuell einziger Auswahlschwimmerin Laura Riedemann an seinen Stützpunkt macht in seinen Augen keinen Sinn. Nicht nur, weil im Rückenschwimmen die starken Partner fehlen würden. „In Halle“, so sagt Berkhahn, „gibt es ja kein Strukturproblem, der Aufbau des Trainings ist sinnig.“ Die Sportschule und die moderne Schwimmhalle mit dem Strömungskanal bieten beste Voraussetzungen, um den Anschluss wieder herzustellen. Berkhahn sieht in der Zentralisierung vor allem dann einen Sinn, wenn Talente „aus der Peripherie kommen“. Von dort also, wo der Weiterentwicklung ganz praktische Grenzen gesetzt sind.
Bernd Berkhahn: "In Halle muss man Geduld haben"
„Jetzt muss man in Halle einfach Geduld haben“, fordert Berkhahn. Mit Cheftrainerin Heike Gabriel steht er im engen Austausch. Trainingspläne werden abgestimmt „und ich kann manchmal auch mit dem einem oder anderen Tipp helfen“. Für Sachsen-Anhalts Talente sind gemeinsame Trainingslager geplant. Im April beispielsweise bereiten sich die Hallenser und Magdeburger zusammen auf die deutschen Jahrgangsmeisterschaften vor. SV-Geschäftsführer Ingo Michalak lobt diesen Weg. Er spricht von einer besseren „Verzahnung“ beider Klubs.
Finanziell hat sich durch den Verlust des Status’ Bundesstützpunkt praktisch vorerst nichts geändert. Nun wird Magdeburg vom Bund gefördert, während Halle Unterstützung auf Landesebene erfährt. Davor war es umgekehrt. (mz)