Nach NHL-Aus Leon Draisaitl: NHL-Star reist zur Eishockey-WM nach

Köln - Die beste Nachricht erhielt Marco Sturm schon vor dem Frühstück: Jungstar Leon Draisaitl geht nach seinem NHL-Aus auch noch bei der Heim-WM aufs Eis. „Er hat sich bereits gemeldet, er will kommen“, berichtete der Eishockey-Bundestrainer am Donnerstag nach dem Vormittagstraining und ergänzte schmunzelnd: „Er ist Kölner, es ist seine Stadt.“
Draisaitl wird am Samstagmorgen in Köln eintreffen
Am Abend bestätigte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB): Der 21-Jährige trifft am Samstagmorgen in Köln ein. Beim nächsten Vorrundenspiel am Freitag (20.15 Uhr/Sport1) gegen Dänemark muss die deutsche Nationalmannschaft aber noch ohne ihren besten Spieler auskommen.
„Ich bin im Moment natürlich noch sehr enttäuscht über das Playoff-Aus“, sagte Draisaitl, blickte aber nach vorne: „Ich habe die WM immer mit einem Auge verfolgt und freue mich jetzt, das Team in meiner Heimat unterstützen zu können.“ Bevor sich Draisaitl in den Flieger nach Köln setzen konnte, mussten noch versicherungstechnische Fragen geklärt werden. Sein Vertrag bei den Edmonton Oilers läuft aus, eine neue Vereinbarung ist noch nicht abgeschlossen.
Der DEB musste einen Gehaltsausfall im Falle einer schwerwiegenden Verletzung versichern. In Kanada wird spekuliert, dass Draisaitl künftig mindestens sechs Millionen Dollar im Jahr verdienen wird, die Prämie dürfte deshalb sechsstellig sein. Am Donnerstagabend wurden die letzten Details zwischen dem Verband, den Oilers und Draisaitl selbst fixiert. Die notwendige Summe werde mithilfe von Sponsoren aufgebracht.
Spätestens im entscheidenden Vorrundenspiel wird er auf dem Platz stehen
Ob Draisaitl direkt nach seiner Ankunft schon am Samstag (20.15 Uhr/Sport1) gegen Aufsteiger Italien spielen könnte, ließ der Bundestrainer offen: „Ich muss erst mal sehen, wie er sich fühlt. Es war eine lange Saison, und es ist eine lange Reise.“ Spätestens im voraussichtlich entscheidenden letzten Vorrundenspiel am Dienstag (20.15 Uhr/Sport1) gegen Lettland um den Viertelfinaleinzug soll er auf dem Eis stehen. Die Oilers hatten in der Nacht zu Donnerstag das siebte und entscheidende NHL-Viertelfinale bei den Anaheim Ducks mit 1:2 verloren.
Die Nationalmannschaftskollegen werden Draisaitl bei dessen dritter WM mit offenen Armen empfangen. „Er ist der beste deutsche Eishockeyspieler“, meinte Verteidiger Dennis Seidenberg, „eine super Sache.“ In seiner dritten NHL-Saison ist Draisaitl zu einem Star der Liga aufgestiegen. In der Hauptrunde war der 21-Jährige achtbester Scorer, in den Play-offs sammelte er in 13 Spielen 16 Punkte. „Sobald meine Saison mit Edmonton beendet ist, steige ich in den Flieger“, hatte der gebürtige Kölner mehrmals angekündigt.
Ob auch Torhüter Philipp Grubauer nach dem K.o. mit den Washington Capitals nach Köln kommt, ließ Sturm dagegen offen. „Es muss einfach Sinn machen“, sagte der Bundestrainer und machte einen WM-Einsatz des 25-Jährigen vom Gesundheitszustand der Nummer eins Thomas Greiss abhängig. Der Stammtorwart war beim 3:2-Sieg nach Penaltyschießen gegen die Slowakei am Mittwochabend überraschend schon nach wenigen Minuten ausgewechselt worden - wegen einer leichten Verletzung, über die er laut Sturm schon vor dem Spiel geklagt hatte.
Am Donnerstag verzichtete der 31-Jährige von den New York Islanders auf das Training, stattdessen ließ er sich behandeln. „Ich glaube, es ist nicht so schlimm“, sagte Sturm. Der Münchner Danny aus den Birken hatte Greiss ersetzen müssen, fabrizierte zunächst ein kurioses Eigentor, hielt am Ende mit zwei Paraden im Penaltyschießen aber den Sieg fest. „Er war ein sehr solider Rückhalt“, lobte Sturm. (sid)