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Landessportbund Landessportbund Sachsen-Anhalt: Andreas Silbersack nimmt vorzeitig Abschied als Präsident des LSB

22.11.2019, 10:07
Andreas Silbersack mit Mandy Bauer, die bei den Special Olympics Gold im Rollerskaten gewonnen hat.
Andreas Silbersack mit Mandy Bauer, die bei den Special Olympics Gold im Rollerskaten gewonnen hat. Bauer

Halle (Saale) - Am Sonnabend endet eine Ära in Sachsen-Anhalts Sport: Rechtsanwalt Andreas Silbersack zieht sich auf dem außerordentlichen Landessporttag in Bernburg wie lange angekündigt vorzeitig als Präsident des Landessportbundes (LSB) zurück. Wie er seine elf Jahre an der Spitze von etwa 350.000 Sportlern aus 3.100 Vereinen im Land sieht und was er von der Zukunft erwartet, darüber unterhielt sich Christoph Karpe mit dem 52-jährigen Hallenser.

Herr Silbersack, ab Sonnabendnachmittag sind Sie nicht mehr Präsident des LSB, gehen Sie dann aus lauter Erleichterung feiern?
Andreas Silbersack: Nein. Ich mache mit meiner Familie einen schönen Ausflug auf die Burg Falkenstein bei Meisdorf im Harz.

Sie waren als LSB-Präsident bis 2023 gewählt. Nun ziehen Sie sich zurück. Warum?
Silbersack: Ich habe gespürt, dass die Zeit reif ist, den Staffelstab zu übergeben. Ich hänge nicht sklavisch an dem Amt. Meine Zeit ist abgeschlossen.

Als Sie 2008 den LSB übernahmen, drohte der wegen undurchsichtiger Transaktionen vor allem finanziell im Chaos zu versinken. Wie steht der Verband heute da?
Silbersack: Wir schreiben schwarze Zahlen. Dem LSB waren damals die Konten gesperrt und Fördermittel entzogen worden. Wir haben es als Team in meiner Zeit geschafft, den einst wankenden Kahn wieder flott zu machen und in ruhiges Fahrwasser zu bekommen.

Worauf blicken Sie noch mit Stolz zurück?
Silbersack: Wir genießen wieder Vertrauen in der Landespolitik, sind in der Struktur als junges Team gut aufgestellt - und außerdem genießt der LSB Sachsen-Anhalt inzwischen im Deutschen Olympischen Sportbund hohes Ansehen.

Wodurch?
Silbersack: 2016 haben wir die Mitgliederversammlung des DOSB erstmalig in unserem Land - in Magdeburg - durchgeführt. Dafür gab es nur positive Resonanz. Von 2014 bis 2018 habe ich als Sprecher aller Landessportbünde diese sozusagen angeführt. So waren wir auf der großen Landkarte.

Mit welchen Aktionen ist der LSB national aufgefallen?
Silbersack: Wir haben als einer der ersten LSB deutschlandweit einen hauptamtlichen Vorstand als Rechtsvertretung eingeführt. Denn allein ehrenamtlich sind so große Sportorganisationen nicht mehr zu führen. Wir als Präsidium sind nur noch Kontrollorgan. Außerdem haben wir als Vorreiter einen digitalen Sportatlas entwickelt, um den uns andere beneiden und den sie gern hätten. Wir haben uns bei der Inklusion, also geistig behinderte Menschen sportlich zu fördern, besonders eingebracht. Auch unsere vielen Integrations-Projekte können sich sehen lassen. Und ein Sportfördergesetz ist auf den Weg gebracht, das Planungssicherheit in Sachen Finanzen geben soll.

Welche Pläne gibt es im LSB für die Zeit nach Ihrer Präsidentschaft?
Silbersack: Schon lange wollen wir ein richtiges Haus des Sports haben, das an Sportliegenschaften angebunden ist. Wir haben mit dem ehemaligen Sport-Internat in Halle-Kröllwitz ein Objekt im Auge, das direkt neben den Trainingsstätten der Werfer, Boxer, Ringer und Judoka liegt. Bekommen wir dies und dann ausgebaut, würden wir das Objekt in Halles Maxim-Gorki-Straße auch sofort aufgeben. Das Haus in einem Wohnviertel soll verkauft werden.

Was sollte noch für den Sport getan werden?
Silbersack: Es gibt einen riesigen Investitionsstau bei der Sanierung von Turnhallen und anderen Sportanlagen. Deutschlandweit sind 31 Milliarden Euro nötig, um alles zu sanieren, was notwendig ist. In Sachsen-Anhalt fehlt ein Sportstättenförderprogramm, ein Aktionsplan. Es wurden gerade zwei Millionen Euro in Häppchen von jeweils 50 000 Euro verteilt. Das waren nur Tropfen auf heiße Steine.

In Ihre Amtszeit fällt auch, dass Sachsen-Anhalt vier von neun Bundesstützpunkten verloren hat...
Silbersack: ..und es schmerzt persönlich sehr, dass Halle die Bundesstützpunkte im Rudern und im Schwimmen verloren hat. Darin liegt zugleich eine Aufgabe für die Zukunft. Wir müssen den Nachwuchsleistungssport noch besser fördern, damit wir in Deutschland wieder die führende Rolle einnehmen, die wir uns wünschen. Über Erfolge ist es möglich, den Förderstatus wieder zurück zu bekommen.

Eine hohe Aufgabe - womöglich für Silke Renk. Sie steht bislang als einzige Kandidatin für Ihre Nachfolge am Sonnabend zur Wahl. Ist sie eine gute Kandidatin?
Silbersack: Ich bin extrem glücklich, dass sie sich bereit erklärt hat, sich zur Wahl zu stellen. Als die Speerwurfolympiasiegerin von 1992 weiß sie bestens über die Belange des Leistungssports Bescheid. Und als langjährige LSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung kennt sie die LSB-Strukturen genauso wie das große Feld des Breitensports. Sie ist empathisch, emotional und offen. Sie brennt für den Sport - alles beste Voraussetzungen.

Sie sind bei der Wahl als Oberbürgermeister von Halle unterlegen, nun geben Sie das Amt als LSB-Präsident ab. Werden Sie nun gänzlich Privatmann?
Silbersack: Aber nein. Zum einen bleibe ich Präsident des USV Halle, der mit etwa 3 500 Mitglieder ja kein kleiner Verein ist. Vor allem aber bin ich im DOSB Vizepräsident für Breitensport und Sportentwicklung. Da liegt künftig der Fokus meiner Arbeit im Sport.

Es halten sich Vermutungen, Sie wollen einmal Alfons Hörmann als Präsident des DOSB ablösen. Ist da etwas dran?
Silbersack: Da habe ich derzeit keinerlei Ambitionen. (mz)