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Jenas Topscorer  Julius Jenkens: Der Weg von Jenas Topscorer begann beim MBC

Von Daniel George 13.04.2018, 14:01
Julius Jenkins.
Julius Jenkins. imago/koenig

Weißenfels - Er hat zweimal die Deutsche Meisterschaft und dreimal den Pokal gewonnen, wurde zweimal zum wertvollsten Spieler der regulären Saison gewählt, kann auf über 400 Einsätze zurückblicken und gehört seit jeher zu den Publikumslieblingen – Julius Jenkins zählt zu den ganz Großen der Basketball-Bundesliga (BBL).

Mit 37 Jahren ist der US-Amerikaner noch immer Topscorer seines Teams, führte Science City Jena auch in dieser Saison zum souveränen Klassenerhalt. Julius Jenkins, der Name zieht im deutschen Basketball. Doch was kaum jemand weiß: Sein Weg vom schüchternen College-Absolventen zur BBL-Legende begann in Weißenfels.

„Noch nicht kräftig genug“

Am Sonnabend gastiert der Mitteldeutsche Basketball Club (MBC) ab 20.30 Uhr in Jena. Und Martin Geissler erinnert sich zuvor noch genau daran, wie Julius Jenkins damals allein an seinem Tisch im Parkhotel Güldene Berge saß und sein Essen verspeiste, dann wartete, bis endlich die nächste Trainingseinheit auf dem Programm stand. „Ich glaube“, sagt Geissler heute, „er wusste gar nicht so richtig, wo er da überhaupt gelandet war.“

Erst am Flughafen-Berlin Tegel, dann im beschaulichen Weißenfels. Im Sommer 2003 war das. Vor 15 Jahren. Die Stars des MBC hießen Sebastian Machowski, Stephen Arigbabu oder Peter Fehse. Cheftrainer war Henrik Dettmann. Martin Geissler arbeitete noch als Pressesprecher und nicht wie heute als Manager beim Bundesligisten. Und Julius Jenkins kam gerade frisch von der Universität aus den USA, um sein Glück als Basketball-Profi in Europa zu suchen. „Er war dankbar für die Chance hier, ein ruhiger und zurückhaltender Typ“, meint Martin Geissler.

Assistenztrainer Dirk Dittrich holte Jenkins aus dem Hotel ab und chauffierte ihn zum Training. Dort überzeugte der damals 22 Jahre alte Aufbauspieler jedoch nicht. „Es gab bereits Teamfotos mit ihm drauf“, erzählt Martin Geissler, „aber am Ende stand dann auf dem endgültigen Mannschaftsfoto Misan Nikagbatse an seiner Stelle.“ Der MBC verpflichtete lieber den als großes Talent geltenden deutschen Aufbauspieler und entschied sich gegen Julius Jenkins.

Olaf Lange, Co-Trainer von Henrik Dettmann, erklärte damals: „Jenkins ist nicht der typische Amerikaner, der auch einmal egoistisch zum Korb zieht. Er spielt eher mannschaftsdienlich. Mit 22 Jahren gehört ihm die Zukunft. Aber für das Haifischbecken Bundesliga ist er körperlich noch nicht kräftig genug.“ Mittlerweile ist Jenkis der Boss im Haifischbecken.

Doch nach seiner Testphase beim MBC war er damals extrem frustriert. „Ich wollte unbedingt wieder zurück in die Heimat“, sagte er einmal gegenüber der Berliner Morgenpost. Er sei einfach „zur falschen Zeit am falschen Ort“ gewesen.

Julius Jenkins hat seinen Vertrag in Jena verlängert

Anstatt den Heimweg anzutreten, wechselte Jenkins jedoch zum Zweitligisten nach Nürnberg. Dort spielte er zwei Jahre lang, es folgte eine Saison in Belgien. Von 2006 bis 2011 prägte Jenkins dann bei Alba Berlin eine Ära. Später spielte er noch für die Erstligisten in Bamberg und Oldenburg, seit 2016 steht er in Diensten von Science City Jena. Erst Ende März hat der 37-Jährige seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert.

„Er hat in seiner unglaublich erfolgreichen Vita seinen Wert und seine Qualitäten bereits mehrfach unter Beweis gestellt, tut es auch aktuell mit einer enorm starken Saison für unsere Mannschaft“, sagt Jenas Cheftrainer und Ex-MBC-Coach Björn Harmsen. „Julius ist nicht nur ein exzellenter Basketballer und ein wichtiges Vorbild für die Jugend, sondern zudem an der Seitenlinie so wertvoll wie ein zweiter Trainer.“

Stolze 15,4 Punkte erzielt der 1,87 Meter große Aufbauspieler in dieser Saison für Jena. Mit Derrick Allen, 37 Jahre alt, und Immanuel McElroy, 38, stehen zwei weitere BBL-Veteranen im Aufgebot der Thüringer. Jeder einzelne des hoch dekorierten Trios spielt auch im fortgeschrittenen Alter noch eine Führungsrolle in der Bundesliga.

„Es war damals nicht abzusehen, dass Julius Jenkins einer der prägendsten BBL-Spieler der kommenden 15 Jahre werden würde“, sagt Martin Geissler. „Aber es ist doch eine schöne Anekdote, dass seine Reise in Weißenfels begann.“

(mz)