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Von Streich bis Strozniak Von Streich bis Strozniak: Historische Spiele zwischen dem 1. FCM und dem HFC

Von Max Ohlert 10.04.2015, 14:59
Legendärer Torjäger für Magdeburg und die DDR - auch gegen den Halleschen FC: Joachim Streich.
Legendärer Torjäger für Magdeburg und die DDR - auch gegen den Halleschen FC: Joachim Streich. imago Lizenz

Halle - Die Legende lebt: Der Hallesche FC reist am kommenden Mittwoch zum ersten Mal seit Oktober 2011 wieder zum Sachsen-Anhalt-Derby nach Magdeburg. Mit im Gepäck ist nicht nur die grausame Schmach vom vergangenen Jahr, als die Mannschaft von Sven Köhler im eigenen Stadion mit 0:3 unterging und den Pokal in die Landeshauptstadt abgeben musste, sondern auch eine Reihe anderer historischer Spiele zwischen den beiden Erzrivalen.

Magdeburg gegen Halle, das war schon immer ein erbittertes Duell um die Vorherrschaft in Sachsen-Anhalt. Zu Zeiten der DDR-Oberliga stand auf der Magdeburger Seite die mehrfache Meistermannschaft um Jürgen Sparwasser, Jürgen Pommerenke oder Wolfgang Seguin, auf der anderen Seite der kleine, bissige Konkurrent von der Saale, der zur gleichen Zeit zwischen der zweitklassigen DDR-Liga und einem Mittelfeldplatz in der Oberliga pendelte.

69 Mal trafen die beiden Teams in Ligawettbewerben aufeinander, 34 Siege gingen dabei auf das Konto der Magdeburger, 20 an den Halleschen FC, der vor allem nach der Jahrtausendwende in der Regionalliga endgültig den Status "Nummer eins in Sachsen-Anhalt" übernehmen konnte. Wir blicken zurück auf einige Spiele der letzten Jahre.

1960: Die späte erste Begegnung

Während die HFC-Vorgängervereine schon Ende der vierziger Jahre gegen Teams wie Erfurt angetreten waren, kam es - kaum zu glauben - erst im Mai 1960 zum ersten Nachbarschaftsduell zwischen Saalestadt und Elbestadt. So traf der SC Chemie Halle im Ernst-Grube-Stadion vor 12.000 Magdeburger Zuschauern auf den SC Magdeburg, unterlag jedoch mit 1:2. Die Revanche folgte im Rückspiel in Halle: Dort setzte es auch für die Magdeburger eine 1:2-Niederlage. Damals für Chemie auf dem Feld: Klaus "Banne" Urbanczyk, der vier Jahre später DDR-Fußballer-des-Jahres werden sollte und in der Geschichte des Fußballs zwischen Magdeburg und Halle eine gewichtige Rolle spielen wird.

1974: Immer wieder Pommerenke

14 Jahre später sah die Welt in Sachsen-Anhalt dann ganz anders aus. Urbanczyk war Trainer des Halleschen FC Chemie, die Gastgeber aus Magdeburg frisch gebackener Europapokalsieger. Doch damit nicht genug: Zwei Spieljahre zuvor hatte der FCM den HFC mit einem 5:4 in die Zweitklassigkeit geschossen. Magdeburgs Jürgen Pommerenke traf damals doppelt. Und auch 1974, beim ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams seit dem Abstieg des HFC, zeigte Pommerenke, warum er heute zu einem der besten Spieler in der Geschichte der DDR gehört. Erneut sicherte er mit einem Doppelpack den 2:0-Endstand. HFC-Legende Dieter Strozniak: "Schon damals stellte Magdeburg zumeist die halbe Nationalmannschaft."

1978: Der HFC kickt den FCM aus dem Titelrennen

Noch einmal vier Jahre später war die Magdeburger Offensive in ihrer absoluten Perfektion: Jürgen Pommerenke, Joachim Streich und Jürgen Sparwasser stürmten für den FCM, doch für die Meisterschaft reichte es nicht. Schuld war der Hallesche FC. Am 26. Spieltag siegte die Mannschaft durch einen Doppelpack von Werner Peter mit 2:1 und kickte den FCM damit endgültig aus dem Titelrennen. Eine gerechte Revanche für den Abstieg sechs Jahre zuvor. Auf der Bank der Magdeburger saß damals pikanterweise HFC-Legende Klaus Urbanczyk.

1984: Auf den Frust folgt die Punkteteilung

Sechs zu eins. Mit sechs Toren war der HFC im Hinspiel von den Magdeburgern zurück nach Halle geprügelt worden. Streich hatte getroffen und, natürlich, Pommerenke zwei Treffer für die Elbestädter besorgt. Keine Chance für die Hallenser, bei denen Klaus Urbanczyk, nach seinem Intermezzo in Magdeburg, wieder auf die Bank zurückgekehrt war und Dieter Strozniak und Werner Peter wie auch schon vor sechs Jahren auf dem Feld standen. Im Rückspiel in Halle hatten die Gastgeber also einiges wieder gut zu machen und legten sich gegen den übermächtigen Gegner, der auch in den achtziger Jahren immer zu den Topteams der Oberliga gehörte, mächtig ins Zeug. Am Ende half das Glück des Tüchtigen und bescherte den aufopferungsvoll kämpfenden Hallensern in der 88. Minute den 2:2-Ausgleich durch einen Gewaltschuss von Uwe Rackowitz.

1988: Keine Chance für die jungen Wilden

Im Jahr 1988 hätte der Fußballfan der späteren neunziger Jahre in Duellen gegen den FCM vermutlich sein Geld auf die Hallenser gesetzt. Immerhin standen beim HFC mit Dariusz Wosz und René Tretschok zwei Spieler im Kader, die den deutschen Fußball nicht nur später gemeinsam im Trikot von Hertha BSC erheblich prägen sollten. Allerdings blieb auch am 4. November 1988 der Kontrahent aus Magdeburg siegreich. Dirk Stahmann und Peter Köhler trafen für die Elbestädter. Bis zur Wende konnten die Hallenser übrigens nur noch eine Partie gegen den ewigen Gegner gewinnen. Am 28. September 1990 trafen Giesbert Penneke und der spätere Bundesligaspieler Jörg Nowotny.

2012: Sachsen-Anhalt ist Rot-Weiß

Nach der Wende dominierte bei beiden Traditionsvereinen lange die Tristesse. Auch wenn sich die Magdeburger immer ein bisschen besser durch die Ligen schlugen als der HFC, landeten beide Vereine zwischenzeitlich auch immer wieder in der viertklassigen Oberliga, wo der HFC selbst gegen den VfL Halle 96 um die Vormachtstellung in der Saalestadt kämpfen und auch gegen den FCM teils hohe Niederlagen einstecken musste. In der Saison 2000/2001 gab es gar ein 0:7 und ein 1:5 gegen den Verein aus der Landeshauptstadt. Doch mit dem Aufeinandertreffen der beiden Vereine in der Regionalliga Nord änderte sich alles. In den acht Spielen in der Regionalliga kassierte der HFC gegen den ewigen Gegner nur eine Niederlage und feierte am 11.4.2012, im vorerst letzten Aufeinandertreffen der beiden Vereine in einem Ligaspiel, mit einem 3:0 die Vorentscheidung im Aufstiegsrennen. Am Ende der Saison entglitt der FCM nur knapp dem Abstieg in die Fünftklassigkeit, während der HFC zurück in den Profifußball kletterte und nun endgültig die Vormachtstellung im Land innehat.

2014: Die Schmach im eigenen Stadion

Dementsprechend selbstbewusst ging der HFC im Jahr 2014 ins Pokalfinale im eigenen Stadion. Magdeburg hatte in der Regionalliga mit dem Aufstieg nichts zu tun gehabt, die Hallenser waren wiederum sicher im Mittelfeld der 3. Liga gelandet. Vor ausverkauftem Haus rechneten alle mit einem Favoritensieg. Am Ende blieb Schockstarre auf der ganzen Linie. Der FCM gewann verdient mit 3:0 in der Verlängerung. Einige HFC-Anhänger verschafften ihrer Wut auf indiskutabelste Art und Weise Luft und beschossen die eigenen Spieler mit Böllern und Leuchtraketen. Die seit Jahren steigende Gewaltbereitschaft rund um dieses Traditionsderby fand zum ersten Mal auch direkt im Stadion statt. Wochenlang wurden die Geschehnisse diskutiert, doch auch die sportliche Leistung der HFC-Mannschaft führte zu schärfster Kritik und die Chance auf Revanche wird auch im kommenden Halbfinalspiel des HFC der treibende Motor sein.

Die komplette Bilanz des Duells

69 Spiele
20 Siege für den Halleschen FC (inkl. Vorgängervereine)
15 Unentschieden
34 Siege für den 1. FC Magdeburg (inkl. Vorgängervereine)

Höchster Sieg für Halle: 5:1 am 7. Spieltag der Saison 1979/80
Höchster Sieg für Magdeburg: 7:0 am 8. Spieltag der Saison 2000/2001

(Nur Ligaspiele der beiden Vereine)

(mz)