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US-Amerikaner beim HFC US-Amerikaner beim HFC: Tristan Bowen kickte mit Beckham

Von Daniel George 22.07.2015, 18:40
Tristan Bowen absolviert vor den Augen von HFC-Co-Trainer Dieter Strozniak seine erste Einheit in Rot-Weiß.
Tristan Bowen absolviert vor den Augen von HFC-Co-Trainer Dieter Strozniak seine erste Einheit in Rot-Weiß. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Wie ein kleiner Schuljunge strahlte David Beckham. Stolz stand der 40 Jahre alte Fußball-Weltstar zwischen den uniformierten Feuerwehrmännern von Los Angeles. Vor ihrem filmreifen Gefährt ließ er sich Anfang der Woche für ein Facebook-Foto ablichten. „Danke an die Jungs“, schrieb er dazu und setzte einen zwinkernden Smiley hinterher. „Das war eine tolle Tour für die Kinder - und für das große Kind.“

Tristan Bowen wundert es nicht, wenn er solch sympathische Geschichten aus dem Leben des David Beckham hört. Schmunzelnd sitzt der US-Amerikaner, der gerade ein Probetraining beim Halleschen FC absolviert, auf der Haupttribüne im Erdgas Sportpark. Seine Arme baumeln über den Sitzen neben ihm. „David“, sagt der 24-Jährige, „ist ein richtig guter Mensch.“ Und er muss es wissen.

Der Hallesche FC und David Beckham sind sich dieser Tage so nah wie nie zuvor. Zumindest im übertragenen Sinn: Tristan Bowen, der seit Freitag vergangener Woche um einen Vertrag beim Drittligisten kämpft, hat früher in Los Angeles mit dem Freistoß-Virtuosen zusammengespielt.

Superstar ohne Star-Allüren

Der Offensivmann war erst 17 Jahre alt, als er im November 2008 seinen ersten Profivertrag bei den LA Galaxy unterzeichnete. Ein historischer Moment. Bowen schaffte etwas, das vor ihm noch niemandem gelungen war: den Sprung aus dem vereinseigenen Nachwuchs zu einem Profiteam der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS). „Ich habe in meinem ersten Jahr zwar nicht viel gespielt“, erinnert er sich, „aber durch meine Mitspieler habe ich allein im Training viel gelernt.“

Landon Donovan, Ex-Profi des FC Bayern München, trug damals das Galaxy-Trikot. Und eben auch David Beckham - die Lifestyle-Ikone aus England, das Unterwäsche-Model, der Glamour-Star. „Eigentlich“, verrät Tristan Bowen über seinen ehemaligen Mitspieler, „ist er eher ein schüchterner Typ.“ Und in dem Moment, im dem er das sagt, stellen sich unweigerlich Fragen: David Beckham ein schüchterner Typ? Der Fußballer des Blitzlichtgewitters? Der Ehemann von Victoria Beckham, auch bekannt als „Posh Spice“? „Ja“, bekräftigt Bowen, „er ist wirklich niemand, der in der Kabine große Sprüche reißt.“

Auf dem Feld waren seine Sprüche dafür umso größer - in Form von gelungenen Aktionen. „Wir haben sofort gesehen, warum er in Europa ein Superstar war. Seine Einstellung war super professionell. Er hat Fußball in den USA viel populärer gemacht.“ Beckham pflegte keine Star-Allüren. Das war auch für Bowen wertvoll. „Ich konnte ihn jederzeit nach einem Ratschlag fragen. Natürlich hat er uns junge Spieler auf dem Feld zurechtgewiesen, wenn wir Mist gebaut haben. Aber er hat uns auch immer gern geholfen.“

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Eine Freundschaft unter Mitspielern entstand. Auch abseits des Rasen unternahm das Galaxy-Team viel miteinander. Nur hatte Tristan Bowen ein Problem: Sein Wirkungskreis war aufgrund seines Alters arg eingeschränkt. Sich mit unter 21 Jahren in den USA Zutritt zu einem Nachtclub zu verschaffen, ist aufgrund der Gesetzeslage kaum möglich - auch an der Seite von David Beckham nicht.

Doch durch das Nachtleben von Los Angeles zu streifen, darauf hatte Tristan Bowen ohnehin keine Lust. Er konzentrierte sich lieber auf den Durchbruch als Profi.

Aufgewachsen im Herzen von L.A.

Bowen hat seine Kindheit im Zentrum von Los Angeles verbracht, nur zehn Minuten von Hollywood entfernt. Seine Eltern kamen aus Jamaika in die USA. Tristan und sein ein Jahr älterer Bruder Travis wurden auf amerikanischem Boden geboren. Oft saßen sie während ihrer Kindheit im Galaxy-Stadion. Später trugen sie selbst das Trikot. Sein Bruder spielt noch immer für das Team ihrer Heimatstadt. „Der Verein wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben“, verrät Bowen. Trotzdem wollte er lieber reisen. Nach seinem seit Jahren obligatorischen Sommertrainingscamp in Brasilien, lehnte er zwei Angebote aus der US-Liga MLS ab, um sich in Deutschland zu beweisen. „Ich will sehen, wie weit ich es schaffen kann.“

Vorerst hat sich der 24-Jährige bei HFC-Angreifer Osayamen Osawe einquartiert. Schon allein der Sprache wegen. Das hilft. Bowen bleibt so lange dort, bis er weiß, ob der HFC ihn behalten will.

Als Fußball-Profi in Europa zu spielen, das ist sein Traum. „Als ich noch jünger war“, erzählt er, „war es mein Ziel, einmal für Manchester United zu spielen. Das war mein absoluter Lieblingsverein.“ Denn da gab es mal einen bekannten Spieler: David Beckham.

Fußball-Star David Beckham
Fußball-Star David Beckham
EPA