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Transfer Transfer: HFC-Spieler Marco Hartmann wechselt zu Dynamo Dresden

Von thomas düll 24.04.2013, 08:59
Marco Hartmann
Marco Hartmann worbser Lizenz

Halle/MZ - Es hatte etwas Symbolisches, als Marco Hartmann in der Übungseinheit am Mittwoch sein gelb-schwarzes Übungsleibchen über das HFC-Trainingsdress streifte. Zwar war der defensive Mittelfeldspieler des Halleschen FC nicht der einzige in der Kombination. Doch in seinem Fall transportierte die Farbwahl an diesem Tag mehr als die bloße Zugehörigkeit zu einem Team im Trainingsspiel.

Denn wie eine Bombe schlug zur selben Zeit die Neuigkeit ein, dass Marco Hartmann zum Saisonende ablösefrei in die Reihen des Zweitligisten Dynamo Dresden wechselt - Vereinsfarben: schwarz-gelb. Sein dortiger Vertrag gilt bis Juni 2015 sowohl in der zweiten als auch im Falle eines Abstiegs in der dritten Liga.

Dass der 25 Jahre alte Vize-Kapitän des HFC, der seit 2006 für die Rot-Weißen aufläuft, nun ein Schwarz-Gelber wird, traf viele Beobachter überraschend. „Ich kriege gerade viele Nachrichten“, sagte er mit Blick auf sein Handy. Zwar war sein engster Freundes- und Familienkreis eingeweiht. „Viele wussten es aber noch nicht“, so Hartmann.

Bosse wussten Bescheid

Die Überraschung für die HFC-Verantwortlichen hielt sich dagegen in Grenzen. Trainer Sven Köhler bestätigte: „Manager Ralph Kühne und ich wussten schon seit drei Wochen, dass Marco nicht verlängern würde und dass er ein höherklassiges Angebot habe.“ Dass es Dynamo Dresden ist, erfuhren sie dann am Dienstag. Bis zuletzt hatte man noch versucht, ihm einen Verbleib an der Saale schmackhaft zu machen.

Bereits im März, so erzählt Hartmann, war Dresden aufgefallen, dass sein Vertrag in Halle im Sommer ausläuft. „Man hat sich mit meinem Berater auseinandergesetzt. Dann ging alles ganz zügig.“

Dynamo-Trainer Peter Pacult hatte Hartmann schon seit seiner Zeit als Coach von RB Leipzig auf dem Zettel. In der vergangenen Saison trug der defensive Mittelfeld-Spieler mit seinen zehn Toren maßgeblich dazu bei, dass der HFC in die dritte Liga aufstieg. Und dass RB ein weiteres Jahr in der Regionalliga blieb.

Vor allem sein sportlicher Aufstieg dürfte beeindruckt haben. Köhler bezeichnete Hartmann einmal als den Spieler mit dem größten Entwicklungssprung in seiner Amtszeit.

Doch es stellt sich auch die Frage nach Hartmanns Motiven für den Wechsel an die Elbe. Immerhin fristet Dresden derzeit ein Dasein am unteren Ende der Zweitliga-Tabelle. Der Fall in die Drittklassigkeit ist mehr als nur theoretisch. „Mir ist bewusst“, so Hartmann, „dass ich nächste Saison gegen den HFC spielen könnte. Das wäre kein Weltuntergang.“ Dennoch sehe er bei Dynamo größeres Potenzial.

Für ihn habe sich nach sieben „geilen“ Jahren beim HFC die Frage gestellt: „Bleibe ich für immer hier oder gehe ich woanders hin? Ich bin überzeugt, dass Fußballerkarrieren immer kürzer werden, und in Dresden ist der Reiz da, sich in neuem Umfeld auszuprobieren und wieder durchzusetzen.“

Hartmann geht auch mit einem weinenden Auge. Vor allem das Vertrauen des HFC habe ihn in seiner Zeit immer wieder beeindruckt. In der ersten Regionalliga-Saison 2008/09 kam Hartmann verletzungsbedingt nur auf 17 Minuten Einsatz. „Trotzdem wurde damals mein Vertrag um ein Jahr verlängert. Das macht nicht jeder.“

Freundin bleibt in Halle

Er weiß: In Dresden wird das anders sein. „Es wird eine große Umstellung, ich komme sozusagen in das andere Extrem“, sagte Hartmann. Dresden liege auch medial viel mehr im Fokus - und das deutschlandweit. Jedoch sei mit dem Abschluss seines Lehramt-Studiums - Mathematik und Sport - jetzt einfach ein guter Zeitpunkt für einen Neuanfang. Zudem studiere seine Freundin Julia noch in Halle. Da spiele die geringe Entfernung auch eine Rolle. „Auch andere Vereine hatten Interesse. Aber ich will keinen anderen. Dresden ist das Optimum.“

Der gebürtige Thüringer wird in Sachsens Landeshauptstadt jedoch an sich arbeiten müssen. Hartmann selbst hält seine technischen Fähigkeiten und den Spielaufbau für ausbaufähig. „Aber ich habe den Eindruck, die sportliche Leitung und der Trainer von Dresden wissen genau, was ich kann.“

Vom eigenen Trainer erhält er Rückendeckung. „Klar ist es für uns unangenehm“, sagte Köhler. Aber mit 25 Jahren sei das ein normaler Zeitpunkt für einen Spieler. Und er betonte: „Marco hat sich absolut korrekt verhalten.“

Auch deswegen hofft Hartmann, dass niemand ihm den Wechsel übel nimmt. Einen guten Anfang machte am Mittwoch HFC-Chefscout Klaus Urbanczyk. Im schwarzen Mercedes stoppte er Hartmann auf dem Weg aus dem Gelände des Erdgas Sportparks, drückte ihm die Hand und sagte: „Ich wünsch’ dir alles Gute. Reiß’ dich am Riemen.“