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Reaktions- und Schnelligkeitstests Reaktions- und Schnelligkeitstests: HFC trainiert wie Real Madrid

Von Karl Ebert 26.03.2015, 07:47
Sportwissenschaftler Stefan Pröger hat die Tests auf dem neuen Speedcourt der Sportklinik Halle mit den Spielern des Halleschen FC durchgeführt. Hier demonstriert er auf dem geviertelten mittleren Feld des Courts eine Form des Steppens.
Sportwissenschaftler Stefan Pröger hat die Tests auf dem neuen Speedcourt der Sportklinik Halle mit den Spielern des Halleschen FC durchgeführt. Hier demonstriert er auf dem geviertelten mittleren Feld des Courts eine Form des Steppens. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Die Tor-Einfahrt „Am Weidenplan 20“ in Halle steht weit offen. Dickes, großes und ausgefahrenes Kopfsteinpflaster führt in einen Hinterhof, in dem diverse kleine Firmen ansässig sind - in zum Teil fachwerkartigen Gebäuden, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben.

Eine kleine abschüssige Rampe führt aber hinab zu einem rekonstruierten und neu eingerichteten Gebäudeteil, der sich hell aus dem Ensemble abhebt und dem jetzt auch die Fußballer des Halleschen FC ihren ersten Besuch abgestattet haben. Es handelt sich um ein Reha-Studio der Sportklinik Halle. Also jener Einrichtung, in der auch der Mannschaftsarzt des Drittligisten, Thomas Bartels, praktiziert. Und der hat hier, in dem Gebäude in dem sonst nicht unbedingt einladenden Hinterhof, vor kurzem Hightech einbauen lassen. Einen sogenannten Speedcourt, ein ausgeklügeltes System, um die Fitness von Sportlern zu messen.

Dabei handelt es sich um eine Fläche von sieben Mal sieben Metern, zusammengesetzt aus kunststoffähnlichen Quadraten. Auf diesen sind neun gelbe Felder verteilt, unter denen hochempfindliche Sensoren Werte messen. Das mittlere der neun Felder ist zudem noch in Viertel unterteilt. Der Monitor neben dem Speedcourt zeigt deshalb zwölf Ziffern an.

Rund 100 000 Euro hat die Anlage gekostet. Ärzte, Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten nutzen sie unter anderem, um Reaktionszeiten, Schnelligkeit, Ausdauer und Sprungkraft von Sportlern zu testen. Es ist ein so ausgeklügeltes System, dass auch große Fußballklubs wie Real Madrid, Bayer Leverkusen, der Hamburger SV oder Red Bull Salzburg den Speedcourt für das Training ihrer Profis einsetzen.

Sprungkraft im Test

Trainieren wie die Königlichen - das gilt ab sofort also auch für die Spieler des HFC. Die durften Anfang der Woche zum Test. „Mit ihnen haben wir erstmals Basistests der Sprunghöhe gemacht: beidbeinig, dann mit links und rechts“, berichtet Sportwissenschaftler Stefan Pröger. „Trainer Sven Köhler wollte zudem sehen, wie sich Sprungkraft und Höhe verändern, wenn die Spieler vier Mal in kürzester Zeit mit beiden Beinen abspringen. Und dann haben wir uns noch einen Eindruck von der Reaktionsschnelligkeit verschafft. Das heißt, die Profis mussten auf ein Kommando des Computers vom mittleren Feld zu einem der äußeren sprinten und zurück.“

Alle Tests dauern maximal 15 Sekunden und werden in Intervallen wiederholt. „Wir können auch längere Programme fahren“, erklärt Pröger. „Wenn wir Werte von Schnelligkeit und Ausdauer nehmen wollen, dann gehen die Zeiten bis zu einer Minute. Aber danach sind die Kandidaten auch meist am Ende ihrer Kräfte.“

Von diesen wollte sich auch Trainer Köhler überzeugen und hatte deshalb noch eine kleine Hürde eingebaut. „Wir haben unsere Hantel mit Gewichten aus dem Kraftraum mitgenommen, damit wir bei der Sprungkraftmessung auch ordentliche Werte bekommen“, sagt er. Der Trainer hat jetzt die Ausgangswerte aller Profis. Jeder kennt seine Stärken und Schwächen. Und in acht bis zwölf Wochen wird das Ganze wiederholt.

Profis sind begeistert

Selbst für einen auf höchste Fitness bedachten Profi wie den 34 Jahre alten Ivica Banovic war der Speedcourt Neuland. „Es war wieder einmal eine Abwechslung im Trainingsbetrieb. Man bekommt ganz neue Eindrücke seiner Leistungsfähigkeit. Ich bin schon auf die Auswertung gespannt“, sagt Banovic.

Auch Teamkollege Selim Aydemir ist begeistert von der neuen Einheit. „Das war eine ganze tolle Sache“, meint er. „Man muss sich das wie eine vollständige Trainingseinheit von ungefähr 60 Minuten vorstellen. Die beginnt wie jede andere mit der Erwärmung, dann kommen die Tests und dann werden Muskeln gedehnt und entspannt. Da kannst du dich richtig auspowern.“

Und Linksverteidiger Florian Brügmann findet es „sehr spannend“, welche Werte auf dem Speedcourt alles getestet werden können. Sogar die Laufwege der Spieler einzelner Mannschaftsteile können dort simuliert werden. „Das ist wichtig“, erklärt Wissenschaftler Pröger. „Ein Stürmer läuft schließlich ganz andere Strecken, Geschwindigkeiten und Entfernungen als etwa ein Mittelfeldspieler. Die Bewegungsabläufe unterscheiden sich.“ (mz)