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Ärger über teure Pyro-Strafen Pyro-Ärger beim HFC: Holt sich Halle Geld von Fan-Chaoten zurück?

Von Christoph Karpe 27.11.2019, 09:44
In Jena versuchten Fans aus dem HFC-Block zum Spielende hin das Feld zu stürmen. Polizei und Ordner verhinderten das.
In Jena versuchten Fans aus dem HFC-Block zum Spielende hin das Feld zu stürmen. Polizei und Ordner verhinderten das. Imago/Hessland

Halle (Saale) - Die Fans des Halleschen FC wollen reden. Am Donnerstag soll im Hinblick auf das Drittliga-Topspiel am Sonnabend (14 Uhr) daheim gegen Spitzenreiter MSV Duisburg intern zur Stimmung im Stadion diskutiert werden - und wie die noch verbessert werden könnte. Womöglich kommt da auch das brisante Thema Pyrotechnik zur Sprache. Eingedenk der Vorfälle am vergangenen Freitag in Jena böte sich das geradezu an.

Da brannte es hinter einer schönen Choreografie mal wieder lichterloh im HFC-Fanblock. Was eine heftige Geldstrafe für den Klub zur Folge haben dürfte. Dass gegen Spielende noch Fans - vermutliche „Freunde“ von Rot-Weiß Erfurt - versuchten, in den Innenraum zu drängen, macht es für den HFC wahrscheinlich richtig teuer.

Wieder einmal wird der DFB eine saftige Rechnung schicken. Was die Verantwortlichen beim rot-weißen Klub so nervt wie ärgert. „Die seit zwei Saisons steigenden Strafzahlungen für das Fehlverhalten von einzelnen Fangruppen sind eine zunehmende finanzielle Belastung für den Verein. Sie verhindern zusätzliche Investitionen in die Mannschaft und die Infrastruktur“, sagt HFC-Präsident Jens Rauschenbach.

DFB-Geldstrafen: HFC bald auf Spitzenplatz in 3. Liga?

Deutschlandweit durch alle drei Profiligen nimmt der HFC jetzt schon Platz elf der Sündertabelle ein und ist separat in der dritten Liga hinter Waldhof Mannheim, Hansa Rostock und 1860 München Vierter. Durch die Ereignisse von Jena, die natürlich auch beim DFB registriert wurden, dürften locker 3.000 Euro auf dem Strafenkonto hinzukommen. Dann würde der HFC in die Top Ten vorstoßen. Der HFC rechnet aber sogar schon mit einem fünfstelligen Betrag. Es winkt die Spitzen-Position unter allen Drittligisten. Was in Bezug auf Strafen nun wirklich nichts Erfreuliches ist.

Spitzenreiter der Sünder-Tabelle ist übrigens Bundesligist Mainz 05. Für das Feuerwerk im Pokalspiel beim 1. FC Kaiserslautern stellte der DFB 166.000 Euro in Rechnung. Platz zwei - vor Mannheim - hat Dynamo Dresden inne: 45.925. Insgesamt 31 Vereine wurden seit Juli belangt.

Auch negativ bemerkenswert. Dresden, Jena und der HFC sind die Klubs, deren Fans in dieser Saison schon vier Mal auffällig geworden sind. Mehr Verstöße hat niemand. Der 1. FC Magdeburg, früher regelmäßiger Einzahler in die Verbandskasse, musste für bisher nur einen Fall gerade einmal 1.050 Euro überweisen (Platz 27).

2018/19 zahlte der HFC 50.075 Euro für zehn Vorfälle

In der abgelaufenen Saison der zweiten Liga lag der FCM bei 166.850 Euro (Platz sechs durch alle Profiligen). Der Hallesche FC hatte da 50.075 Euro für zehn Vorfälle an Strafen zu zahlen - es war der bisherige negative Vereinsrekord (Saison 2017/18: 36.000 Euro). Und nun steuert man auf die nächste ungewollte Saison-„Bestmarke“ zu. In der Klubkasse fehlt dann wieder ein Betrag, der reichen würde, um einem Jung-Profi unter Vertrag zu nehmen.

Denn ein Einlenken der Unverbesserlichen ist nicht zu erwarten. Die Ultras stehen auf dem Standpunkt: Pyrotechnik ist kein Verbrechen. Und der renommierte Fanforscher Robert Claus aus Berlin hatte Anfang November nach den unfassbaren Szenen beim Berliner Bundesliga-Derby zwischen Union und Hertha mit Leuchtgeschossen in Familienblöcke und einem Platzsturm im Berliner „Tagesspiegel“ gesagt: „Jenseits der Raketen geht es nicht nur um den Gebrauch von Fackeln, sondern auch darum, wie die Fans den Spieltag mitgestalten und sich einbringen können in einem immer kommerzialisierteren Fußball. Da geht es um Mitbestimmung und Teilhabe.“

HFC zahlt 700 Euro für Trauerpyro an den DFB

Zwischen dem DFB und den Fangruppierungen gibt es inzwischen keinerlei Dialog mehr. Die Fronten sind verhärtet. „Da treffen unterschiedliche Weltvorstellungen und Ziele aufeinander“, so Claus. Der DFB hat sich auf die harte Variante mit rigiden Strafen eingeschworen.

Im Sommer 2018 trat ein neuer Strafenkatalog in Kraft. Ein Bengalo im Fanblock kostet seit dem in der Bundesliga 1000 Euro, 600 Euro in Liga zwei, 350 Euro in Liga drei. Fliegt Pyrotechnik in den Innenraum heißt die Staffelung 3000, 1500 und 750 Euro. Ein Platzstürmer in Liga drei kostet den Verein 1000 Euro.

Und alle Vergehen werden beim DFB anhand von Videos und Standbildern akribisch gezählt. Da wird auch kein Auge zugedrückt. Als in Halle nach dem Terroranschlag vom Oktober während der Trauerfeier im Stadion für die zwei Opfer zwei Fackeln brannten, schickte der DFB daraufhin eine Rechnung über 700 Euro.

Pyro-Strafen: HFC berät über Konsequenzen für Täter

Die aktuelle Strafentabelle dieser Saison von der ersten bis zur dritten Liga:

Mainz 05 166.000
Dynamo Dresden 49.925
Waldhof Mannheim 23.075
VfB Stuttgart 21.200
Werder Bremen 20.000
Hansa Rostock 16.770
Eintracht Frankfurt 15.000
Hamburger SV 13.800
1860 München 11.600
Erzgebirge Aue 10.800
Hallescher FC 10.030
Union Berlin 8.000

Zahlen müssen in diesem Krieg zwischen Fans und Verband die Vereine. Und diese sind in beide Richtungen sauer. Gegen den DFB aktiv werden, gegen die Strafen zu klagen, hat keinerlei Aussicht auf Erfolg. Strafminderungen sind maximal möglich und hat es auch schon gegeben.

Beim Halleschen FC überlegen sie nun, die Pyromanen oder auch Platzstürmer zur Kasse zu bitten, um nicht allein auf den Strafgeldern sitzen zu bleiben. „So sehr wir uns auch darüber freuen, dass der HFC sich sowohl zu Hause als auch auswärts auf stimmungsvolle Unterstützung verlassen kann, werden wir nun über Konsequenzen aus den steigenden Strafzahlungen im Verein beraten“, kündigte Präsident Rauschenbach noch etwas diffus an und wollte mögliche Sanktionen nicht näher beleuchten. Fest steht: Der Klub hat die Nase voll. (mz)