Nach Aufruf von FCM-Ultras Nach Aufruf von FCM-Ultras: Wie der HFC auf den Derby-Boykott reagiert

Magdeburg/Halle (Saale) - Es war das Spiel der Spiele. Sowohl für die Fans des 1. FC Magdeburg, als auch für die des Halleschen FC. Ein Duell, in dem es um mehr ging als nur drei Punkte. Sondern immer auch um die sportliche Vorherrschaft in Sachsen-Anhalt. Lange Jahre waren die Derbys zwischen Blau-Weiß und Rot-Weiß die Höhepunkte für beide Fanlager. Was die Stimmung auf den Rängen in der MDCC-Arena und dem Erdgas Sportpark zeigte.
Bis zum 12. Oktober 2016. Da war FCM-Anhänger Hannes nach einer Auseinandersetzung mit HFC-Fans aus einem Zug gestürzt und später seinen schweren Kopfverletzungen erlegen. Bis heute ist unklar, was genau passiert ist. Die Schuldfrage blieb nach offiziellen Ermittlungen ungeklärt. Wofür die Magdeburger Anhänger die aktive HFC-Fanszene verantwortlich machen.
FCM-Fans erinnern mit Choreographie an den Tod von Hannes
Aus Protest boykottierten die FCM-Ultras seit Hannes’ Tod bereits Auswärtsspiele in Halle. Am späten Sonntagabend, einen Tag, nachdem die aktive Fanszene beim Ostduell gegen Rostock mit einer großen Choreo an Hannes erinnert hatte, kündigten sie einen noch drastischeren Schritt an:
Sie wollen das Derby in Magdeburg am 2. November und auch alle künftigen Duelle gegen den HFC boykottieren. „Durch unser Fernbleiben erhoffen wir uns, dass dieses und zukünftige Spiele an Bedeutung verlieren und weitab der Normalität stattfinden“, heißt es in einer Mitteilung.
Ihre Boykottankündigung verbanden die Magdeburger mit einer erneuten Schuldzuweisung an den HFC. Verein und Fanszene seien zu feige, „die Verantwortung für den Tod eines Menschen zu übernehmen“.
FCM-Fans geben HFC-Fans die Schuld am Tod von Hannes S.
Die Staatsanwaltschaft Magdeburg konnte bei ihren Ermittlungen allerdings keine Person ausfindig machen, gegen die sie einen hinreichenden Tatverdacht hat. Für die Ermittler ist die wahrscheinlichste Version, dass Hannes die Zugtür aufhebelte und sich beim Sprung ins Gleisbett die schweren Kopfverletzungen zuzog. Deshalb wurden die Ermittlungen im März 2017 eingestellt.
Wenn es nach dem Willen der Magdeburger Ultras geht, soll das aber nicht zur Normalität auf den Rängen führen. Deren Intension: Das Duell gegen den HFC soll den Derbycharakter verlieren. So schreiben die Ultras mit Bezug auf die vergangenen Spiele gegen Halle, dass „wir durch unser organisiertes Auftreten im Stadion leider immens mit dazu beigetragen haben, dass wieder Normalität eingekehrt ist“.
Am 2. November wird die Nordtribüne, wo die FCM-Ultras sonst stehen, nun leer bleiben, die Unterstützung für die Mannschaft dadurch deutlich leiser ausfallen. Trotzdem zeigt der Klub Verständnis für die Reaktion von Teilen der Fans. „Es ist eine geschlossene und aufrechte Haltung der aktiven Fanszene, die der Verein in jedem Fall respektiert“, teilte der FCM mit.
Aktive HFC-Fanszene boykottiert das Derby nicht
Auch beim HFC haben sie Kenntnis vom Vorhaben der FCM-Ultras, halten sich aber mit einer Wertung zurück. „Wir maßen uns nicht an, das Verhalten von Teilen der Magdeburger Fanszene zu bewerten oder zu kommentieren, hoffen dennoch auf ein friedliches und stimmungsvolles Derby“, sagte Präsident Jens Rauschenbach auf MZ-Anfrage.
Im Gegensatz zu den Anhängern aus Magdeburg wird die aktive Fanszene des HFC das Derby auch nicht boykottieren. Nach MZ-Informationen wollen die Ultras allerdings nicht den Stehblock, sondern den Sitzplatzbereich für Gäste nutzen. Inwieweit das die Stimmung beeinflusst, wird sich zeigen. (mz)