Kunstrasenprojekt Meister Turbine Halle empfängt Pokalsieger HFC

Halle (Saale) - Sie tragen den Meisterstern von 1952 auf dem Trikot, die Fußballer des halleschen Landesklasse-Vereins Turbine. Aber sie kicken und trainieren bis heute auch noch auf dem selben Ascheplatz wie die Rappsilber, Knefler und Werkmeister, die den DDR-Meistertitel vor 64 Jahren auf den halleschen Felsen holten.
Sachsen-Anhalts ungewöhnlichste Geldsammelaktion
Holprig ist der, mit Pfützen im Herbst, Eisflächen im Winter und Staub im Sommer. „Der Platz ist der älteste noch genutzte Hartplatz der Stadt“, beschreibt Turbine-Fördervereinschef Sven Ziegler, der vor zwei Jahren zu den Initiatoren von Sachsen-Anhalts ungewöhnlichster Geldsammelaktion gehörte. Wer kein Geld hat, muss Ideen haben, sagten sich einige Vereinsmitglieder damals - und sie hatten eine. Im Internet verkauft Turbine seitdem virtuelle Anteile an einem neuen Kunstrasenplatz, um mit den Einnahmen den Eigenanteil an einem Neubau zu finanzieren.
Jedes Bit ein Stück Zukunft, jeder Klick ein wenig Abschied von der ungeliebten harten „Rinde“, die sich dank der wachsenden Beliebtheit des Traditionsvereins inzwischen 17 Mannschaften teilen müssen. „Seit Jahren wächst die Bevölkerung im Viertel und die Zahlen bei unserem Nachwuchs wachsen mit“, freut sich Nachwuchskoordinator Detlef Thürkow. Turbine, in den 50er Jahren Halles erfolgreichster Fußballverein und später auf Beschluss der SED-Sportpolitiker bis in die Bezirksliga durchgereicht, ist so gesehen längst wieder ein großer Verein. Aber die Infrastruktur, die ist längst zu klein. „Wir haben in einigen Jahrgängen kaum noch Aufnahmekapazitäten“, sagt Thürkow.
Da staunte der DFB
Der Rasenverkauf im Internet war eine verrückte Idee, einen Ausweg zu finden. Die hervorragend funktioniert. 74 000 Euro haben Ziegler und seine Mitinitiatoren Daniel Wurbs und Detlef Thürkow vom Turbine-Förderverein bisher zusammengebracht. Selbst der DFB staunte und stellte die Idee auf seiner Seite fußball.de vor. Und die „Osnabrücker Sportplatztage“ luden den Turbine-Kunstrasenexperten Wurbs kürzlich ein, um sich von ihm über die besten Möglichkeiten der Eigenkapitalaquise für kleine Vereine erklären zu lassen.
Bei Turbine fehlt dank vielfältiger Aktionen am Rande des Kunstrasenverkaufs nicht mehr viel, dann sind die 15 Prozent Eigenanteil beisammen, die vor Beantragung eines Fördermittelbescheides vorgewiesen werden müssen. Und um zu helfen, kommt nun auch noch der große Ortsnachbar vom Erdgas-Sportpark zu Besuch. Der Hallesche FC startet sein erstes Testspiel nach der Sommerpause am kommenden Mittwoch bei Turbine auf dem Felsen.
„Eine Begegnung zwischen Meister und Pokalsieger“, schmunzelt Sven Ziegler über das sportlich etwas ungleiche Treffen der beiden Traditionsvereine. Für die Turbine-Kicker mit dem Meisterstern auf der Brust ist es der Höhepunkt der Saison, für alle HFC-Fans die erste Gelegenheit, die Neuverpflichtungen für die kommende Spielzeit unter die Lupe zu nehmen.
Turbine Halle:Hallescher FC, 15. Juni, 18 Uhr, Turbine-Sportplatz auf dem Felsen
Direkt zum Projekt: www.bit.ly/turbinerasen