Marco Engelhardt beim Halleschen FC Marco Engelhardt beim Halleschen FC: "Ich bin dankbar für eine neue Chance"

Halle (Saale) - Marco Engelhardt hatte die erste Trainingseinheit bei seinem neuen Arbeitgeber gerade hinter sich, da musste er sich bereits zum ersten Mal für ein Mannschaftsfoto aufstellen. Nein, Fußball-Drittligist Hallescher FC änderte nur wegen seines letzten Neuzugangs nicht das offizielle Saisonfoto. Vielmehr machte der neue Fanclub „Rot-Weisse-Kolonne“ der Mannschaft seine Aufwartung und bat um ein Zeichen der Anerkennung. Engelhardt lächelte in die Kamera, gab ein paar Autogramme und drückte viele Hände - eine gelungene Begrüßung.
Hype um seine Person ist für den 33 Jahre alten Profi nichts Neues. Schließlich hat er schon ganz andere Zeiten erlebt. Als Nationalspieler, der zwischen 2004 und 2005 drei Mal das Trikot des Deutschen Fußball-Bundes trug, als Bundesliga-Profi mit insgesamt 106 Einsätzen für den 1. FC Kaiserslautern, den 1. FC Nürnberg und den Karlsruher SC und als Zweitligaspieler der Badener, für die er in dieser Klasse 130 Einsätze bestritt. Und trotzdem bezeichnet sich der Blondschopf als „echter Erfurter“. Die Blumenstadt ist seine Heimat. Und für die Fans des FC Rot-Weiß Erfurt ist Marco Engelhardt ein Idol wie es in den 90er Jahren Dariusz Wosz beim Halleschen FC war.
Seit Juni allein trainiert
„Ich hätte meine Karriere gern in Erfurt beendet“, sagt der in Bad Langensalza geborene Spieler, „aber es ist halt nicht so gekommen. Es ergab sich die glückliche Situation, dass der HFC nach der Verletzung von Ivica Banovic noch nachlegen musste. Und ich bin dankbar für diese neue Chance.“
Engelhardt wirkt erleichtert. Und man nimmt es ihm auch nicht als Floskel ab, wenn er sagt: „Ein Fußballer gehört auf den Platz.“ Das war seit Juni diesen Jahres nämlich nicht mehr so. Nach ungefähr der Hälfte der Vorbereitung hatte ihm Erfurts Cheftrainer Walter Kogler erklärt, dass er trotz des noch bis 2015 laufenden Vertrages nicht mehr mit ihm plane.
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Für Engelhardt brach eine Welt zusammen. Er wurde freigestellt und musste sich von einem Tag auf den anderen eigenständig fit halten. „Diese Zeit war nicht ganz einfach. Ich bin zwar seit 1994 Leistungssportler und habe gelernt auch so zu leben. Aber wenn du dich jeden Tag aufraffen und allein deine Runden drehen musst, um in Form zu bleiben, dann ist das schon ein hartes Brot. Das Balltraining hat mir auch gefehlt. Ich hoffe, dass ich beim HFC schnell wieder zu meiner gewohnten Form finde“, erzählt Engelhardt.
Die Eingewöhnung in der neuen Mannschaft dürfte ihm kaum schwerfallen. Schließlich gibt es da mit Daniel Ziebig, mit dem er Arm in Arm nach dem Training vom Platz marschierte, und dem verletzten Ivica Banovic, mit dem er zwischen 2006 und 2007 gemeinsam beim 1. FC Nürnberg gekickt hat, ein paar alte Bekannte. „Ich habe mit Bano nicht ständig gespielt, aber wir haben oft miteinander trainiert“, sagt Engelhardt.
Auch die Entwicklung seines neuen Vereins, des Halleschen FC, hat der defensive Mittelfeldspieler in den letzten Wochen genau verfolgt. „Ich beobachte eigentlich alle Ostvereine und bedaure, dass nicht mehr viele von ihnen in der ersten und zweiten Liga spielen. Aber dafür bietet die dritte Liga jetzt Spannung pur, eine Unmenge Ostderbys und in jedem Jahr knappe Ausgänge.“ Eines konnte aber auch Engelhardt den fragenden Fans und Reportern nicht erklären: die Diskrepanz des HFC zwischen einer tollen Auswärts- und einer genau so schwachen Heimbilanz.
Zusammenspiel verbessern
„Ich weiß es nicht“, sagte der Profi. Doch seiner dann folgenden Erklärung war schon zu entnehmen, dass er sich zumindest seit der Kontaktaufnahme mit den Saalestädtern auch intensiver mit dem Team beschäftigt hat. „Die Mannschaft hat ein großes Potenzial. Sie ist im offensiven Bereich für einen Drittligisten sogar überdurchschnittlich gut besetzt“, sagte Engelhardt. „Mir scheint vielmehr das Problem im Zusammenspiel der einzelnen Mannschaftsteile zu liegen. Und wenn wir dieses Problem in den Griff bekommen, ist auch die Diskrepanz vorbei.“ Und genau darin liegt sein Job.
Der HFC spielt am Mittwoch (18 Uhr) im Landespokal bei TuS Magdeburg.