Köhlers Kaderplanung Köhlers Kaderplanung: Die Streichliste des HFC

Halle (Saale)/MZ - Es ist in fast jedem Jahr das gleiche Prozedere. Gegen Ende der Saison wird die Anzahl der Kiebitze am Rande des Trainingsgeländes immer größer. Sie stecken die Köpfe zusammen und tuscheln. Mitunter noch eine ganze Weile, nachdem die Spieler des HFC in die Kabine entschwunden oder mit ihren Autos bereits auf dem Heimweg sind. Und alle Kiebitze umtreibt die gleiche Frage: Wer geht und wer kommt?
Überschaubarer Umbruch
Die Streichliste von Manager Ralph Kühne und Trainer Sven Köhler ist in diesem Jahr mit sechs von 24 Spielern übersichtlich, ein großer Umbruch nicht geplant. Dieser steht erst dann bevor, wenn sich die Fragezeichen hinter den Namen einiger Spieler in Luft auflösen und auch sie dem HFC den Rücken kehren.
Planbar Stand 8. April ist nur: Anton Müller, Kristian Kojola, Pierre Becken, Philipp Zeiger, Francky Sembolo und den ehemaligen Kapitän Maik Wagefeld werden zum Vorbereitungsstart am 16. Juni nicht mehr dabei sein.
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Im Fall Wagefeld verweist Kühne freilich darauf, dass der Routinier „einen Vertrag bis 2015“ beim HFC hat. Doch Trainer Köhler plant nicht mehr mit dem 33-jährigen Langzeitverletzten, auch weil er bestens über den Reha-Prozess informiert ist. „Es wäre für mich eine große Überraschung, wenn Maik Wagefeld zum Vorbereitungsstart auf dem Platz stehen würde“, sagt der Coach. „Er ist nach wie vor nicht beschwerdefrei und hat seit Ende August letzten Jahres kein Spiel mehr bestritten. Außerdem wird er auch nicht jünger.“
Köhler verkündet da eigentlich nichts Überraschendes, denn mit der Verpflichtung von Sascha Pfeffer, der auf beiden Außenbahnen, aber auch als Sechser spielen kann, hat der HFC ja bereits Tatsachen in Sachen Ersatz geschaffen.
Der Abgang von Anton Müller steht seit längerem fest. Bereits im letzten Jahr stand der Mittelfeldspieler auf der Streichliste, ehe er sich im Saisonendspurt noch einmal für einen neuen Vertrag empfohlen hat. Dieses Vertrauen rechtfertigen konnte er nie wirklich.
Auch Philipp Zeiger weiß laut Köhler seit längerem, dass er ihn für die neue Saison nicht mehr auf dem Zettel hat. Selbst wenn der Trainer zugeben muss, „dass Zeiger in den letzten Spielen sehr ordentliche Leistungen abgeliefert hat“. Doch Köhler begründet die Ausmusterung durchaus nachvollziehbar: „Ich muss die beiden Jahre insgesamt sehen. Jetzt, als sich andere verletzt haben und er spielen musste, da konnte ich auf ihn bauen. Aber in Zeiten, als alle Spieler fit waren, konnte er sich nicht für einen Stammplatz empfehlen.“
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Dass Kristian Kojola gehen muss, war hingegen nicht unbedingt zu erwarten. Der Finne gehörte immer in die Kategorie solide. Doch in der Winterpause verlor er seinen Stammplatz an Patrick Mouaya. Erstens, weil der Kongolese in puncto Schnelligkeit, Spielaufbau und als Dirigent klare Vorteile besaß. Und zweitens, weil hartnäckige Leistenprobleme Kojola immer wieder zurückwarfen.
„Wir haben Marcel Franke und wollen mit Patrick Mouaya verlängern. An den beiden kommt er nicht vorbei“, sagt Trainer Köhler. „Da wollen wir mit einer Verpflichtung den Konkurrenzkampf neu anheizen.“ Denn wahr ist auch: Kojola ist einer der Spitzenverdiener des Teams und nur für eine Reservistenrolle einfach zu teuer.
Ein Härtefall ist für den Trainer hingegen Pierre Becken. „Wegen seiner hartnäckigen Verletzung konnte ich zuletzt kaum mit ihm sprechen“, sagt Köhler. Doch die Trennung ist laut Manager Kühne eben wegen dieser Verletzungsanfälligkeit beschlossene Sache. Becken kam in seinen zwei Jahren beim HFC in 76 Punktspielen gerade 22-mal zum Einsatz.
Name Nummer sechs auf der Streichliste ist Francky Sembolo. Dem Kongolesen helfen seine sieben wichtigen Treffer im Kampf gegen den Abstieg am Ende nicht. Er hat bei den Verhandlungen überzogen und den Manager öffentlich der Lüge bezichtigt. „Wir trennen uns“, sagt Kühne klipp und klar.
Noch drei Fragezeichen
Das Personalkarussell dreht also im Vergleich zum Vorjahr eine überschaubare Anzahl von Runden beim HFC. Jedenfalls, wenn die Entscheidungen von Torwart Pierre Kleinheider und Mittelfeldspieler Björn Ziegenbein, die beide auch Zweitliga-Angebote vorliegen haben, für die Rot-Weißen fällt. Und wenn die Anstrengungen der Hallenser, den vom VfL Bochum ausgeliehenen Sören Bertram zu holen, nicht im Sande verlaufen.
„Wir hätten dann ein brauchbares Gerüst, das wir sehr gut ergänzen könnten“, sagt Köhler. Und hätte die Sicherheit, dass der Verein die Lehren aus dem letzten Sommer gezogen hat. „Zur Vorbereitung sollen 80 Prozent der neuen Mannschaft stehen. An ein oder zwei Stellen können wir noch nachjustieren“, sagt Ralph Kühne.