Sportchef Meyer: „Mir läuft die Zeit davon“ Jonas Nietfeld will bleiben, der HFC will ihn behalten - und doch könnte es zur Trennung kommen
Seit 2019 spielt Jonas Nietfeld für den Halleschen FC, ein Karriereende im Klub schien denkbar. Jetzt könnte es schon in dieser Woche zur Trennung kommen.

Halle/MZ - Seit Dienstag, seit dem 1. Juli, ist Jonas Nietfeld offiziell arbeitslos. Das klingt etwas härter, als es ist, schließlich verdient der 31-Jährige sein Geld als Fußballprofi, da sind Phasen ohne Verein, die die Arbeitgeber der Kicker sind, keine Besonderheit. Nietfeld kennt das, 2024 unterschrieb er erst Mitte Juli einen neuen Einjahresvertrag beim Halleschen FC, dessen Gesicht er seit Jahren ist.
Seit 2019 hat der flexibel einsetzbare Fußballer das rot-weiße Trikot getragen, vom aktuellen Aufgebot ist lediglich Niklas Landgraf (seit 2017) länger im Verein. Noch mehr als der aktuelle Kapitän steht aber Nietfeld nach außen für den HFC, oft war er das Sprachrohr des Teams, durch alle sportlichen Krisen der Jahre hindurch.
Ein Abgang des Führungsspielers schien eigentlich ausgeschlossen, noch nie aber war er so wahrscheinlich wie in diesen Tagen.
Jonas Nietfeld: „Ich hoffe, dass eine Lösung gefunden wird“
Nicht, weil Nietfeld den Verein verlassen will. Der Mann aus Voigtei, einem Örtchen in Niedersachsen, kann sich sogar vorstellen, seine Karriere beim HFC zu beenden. „Ich habe immer gesagt, dass ich gerne in Halle spiele und hoffe, dass eine Lösung gefunden wird“, betonte Nietfeld gegenüber dem MDR am Dienstag noch einmal.
Der HFC will Nietfeld auch gern behalten. „Als Typ ist er ungemein wertvoll“, sagt Sportchef Daniel Meyer der MZ. Wo also liegt das Problem? Es ist, wie oft im Leben, eine Frage von Zeit und Geld.
Im vergangenen Jahr hatte der HFC Nietfeld gehalten, der sich nach dem feststehenden Abstieg in die Regionalliga das Kreuzband gerissen hatte. Er schaffte für den verdienten Spieler einen zusätzlichen Kaderplatz. Möglich war das auch, weil er durch die Verletzung sein Gehalt über Monate von der Berufsgenossenschaft bezog.
Das Bugdet für das Team ist beim HFC ausgereizt
Die Situation gestaltet sich nun ähnlich, da Neu-Trainer Robert Schröder mit Nietfeld nicht weiter als erste Sturmoption plant, sondern als Sechser. Für Nietfeld zwar okay: „Ich bin nicht auf eine Position festgelegt, flexibel einsetzbar und stelle mich in den Dienst der Mannschaft“, sagte er. „Wenn der Trainer der Meinung ist, dass ich da am meisten helfe, dann mache ich das.“ Im defensiven Mittelfeld ist der HFC aber mit Landgraf und Niclas Stierlin sehr gut besetzt.
Die Verlängerung wäre daher rein sportlich ein kleiner Luxus, Nietfeld würde erneut einen Kaderplatz besetzen, der nicht vorgesehen war, den Meyer finanziell nicht einkalkuliert hat. Er hat bereits in sieben neue Spieler investiert, darunter – auch aufgrund Schröders Entscheidung – mit Malek Fakhro und Lucas Ehrlich zwei Stürmer. Das Budget für das Team ist ausgereizt. Und diesmal gibt es nicht die Option der Finanzierung durch die Berufsgenossenschaft.
Zwar soll Nietfeld nach MZ-Informationen keine übertriebenen Gehaltsforderungen stellen, als ehemaliger Zweit- und langjähriger Drittligaprofi würde er im Kader des Regionalligisten aber zu den Besserverdienern zählen.
Abgänge sind beim HFC derzeit nicht in Sicht
Meyer versucht seit Tagen, Budget aufzutreiben, um den Routinier zu halten – weil er um dessen Wert als Identifikationsfigur und Anführer weiß. „Das ist aber überhaupt nicht einfach“, sagt er. Bislang ist es nicht gelungen, zusätzliche Gelder zu beschaffen. Es deutet sich auch kein Abgang eines Spielers an, wodurch sich Gehaltsspielraum eröffnen würde – Kandidaten sind nach MZ-Informationen die Verteidiger Niklas Kastenhofer und Jordi Wegmann. „Mir läuft die Zeit davon“, sagt Meyer.
Denn Nietfeld, der durch seinen Kreuzbandriss zuletzt zwei Vorbereitungsphasen verpasste, trainiert derzeit nur individuell. Eine belastende Situation: „Es ist für mich schwierig, in der Luft zu hängen“, gestand er. „Ich möchte natürlich schnellstmöglich ins Mannschaftstraining einsteigen.“
In Halle? Tendenz: Nein. Nietfelds Berater Marco Grüttner sondiert bereits den Markt, konkrete Gespräche mit anderen Vereinen gibt es aber noch nicht. „Nicht, bevor ich das mit dem HFC geklärt habe. Mir liegt der Verein einfach zu sehr am Herzen“, so Nietfeld.
Eine Entscheidung muss jetzt aber her. „Diese Woche noch“, betont Meyer, der mit dem Routinier im ständigen Austausch ist. Er will noch einmal alle Hebel in Bewegung setzen. Es könnte aber tatsächlich zur Trennung kommen.