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HFC gegen Hansa Rostock HFC gegen Hansa Rostock: Zwei Minuten für die Ewigkeit

Von Ronny Banas 06.04.2014, 20:40
Toni Lindenhahn zieht aus 30 Metern ab und trifft zum 4:3-Endstand gegen Hansa Rostock.
Toni Lindenhahn zieht aus 30 Metern ab und trifft zum 4:3-Endstand gegen Hansa Rostock. Roland Hebestreit Lizenz

Halle (Saale)/MZ - In den großen Geschichten gibt es immer den Augenblick vor dem alles entscheidenden Moment. Beim 4:3 des Halleschen FC gegen Hansa Rostock war es die zweite Minute der Nachspielzeit, in der die Dramaturgie eines denkwürdigen Ostderbys diesen Augenblick vorgesehen hatte. David Blacha traf zum 3:3 für Rostock. Mit der ersten echten Chance des Spiels für seine Mannschaft versetzte er der Stimmung im Erdgas Sportpark nach emotional fast nicht zu schlagenden 90 Minuten für einen Moment den Todesstoß.

Dem Frust folgt das Tor

Es war der Augenblick, in dem ein bis dato schon sehr gutes Fußballspiel auf dem besten Weg war, als Beweisvideo für die Attraktivität der dritten Liga durchzugehen. Dass die Partie eine ist, an die man sich auch noch in Jahren erinnern wird, liegt jedoch daran, was nach Blachas Treffer passierte.

In dem Augenblick der großen Geschichte also, in dem sich alles schlagartig wandelte. Toni Lindenhahns Siegtreffer in der offiziell vierten Minute der Nachspielzeit wird ohne Zweifel noch lange in Erinnerung bleiben.

Nicht nur, weil der 30-Meter-Kracher ein prestigeträchtiges Duell in letzter Sekunde entschied. Auch, weil er für das einzig richtige Ende der Geschichte sorgte: Der HFC gewann verdient.

„Ich musste einfach schießen“, sagte Schütze Lindenhahn nach seinem Tor. „Ich habe einfach draufgehalten. Und dann war er drin. Du gewinnst das Spiel 4:3 und gut ist.“ Vermutlich bestand sein Schuss auch aus einer gehörigen Portion Frust. Denn Trainer Sven Köhler hatte den 23-Jährigen entgegen aller Wahrscheinlichkeiten nicht von Anfang an gebracht, sondern wechselte ihn erst nach 77 Minuten ein. Zu dem Zeitpunkt, an dem die furiosen letzten 20 Minuten für die Ewigkeit begannen. „Ich war nicht sauer. Klar hätte ich gern von Anfang an gespielt, aber so hat es ja auch noch gereicht“, sagte Lindenhahn.

Selbst Köhler zollte seinem Schützling für dessen Kunstwerk Respekt. „Ich habe mich gefreut, dass er als Enttäuschter so einen Schuss auspackt. Es war ein sensationelles Tor.“ Nach einem dramatischen Spiel, hätte er noch ergänzen können. Rostock war durch zwei Foulelfmeter in Führung gegangen. Beide versenkte Halil Savran (38./53.). Mit Timo Furuholms Treffer (63.) keimte beim HFC, der zu diesem Zeitpunkt schon eine Unzahl an hochkarätigen Chancen vergeben hatte, wieder Hoffnung auf, zumal Hansa spielerisch weit unterlegen war. Nach einem Doppelschlag der Hallenser schien dann alles in bester Ordnung.

Mitspieler sind sprachlos

Erst verwandelte Sören Bertram seinen siebten Elfmeter in der Saison (77.), zwei Minuten später nutzte Francky Sembolo seine dritte Großchance des Spiels und brachte den HFC im Nachsetzen nach seinem Lattenkracher in Führung. Schon zu diesem Zeitpunkt war das Spiel vor 11 078 Zuschauern ein besonderes.

Doch die Dramaturgie hatte für diesen 33. Spieltag noch mehr vorgesehen und sich Toni Lindenhahn und David Blacha für das große Finale aufgespart. Nach Blachas Treffer sackten die Protagonisten auf dem Rasen förmlich in sich zusammen. Der Ausgleich wirkte wie ein Genickschlag nach dem Kraftakt, in dem der HFC sich aus einem Tal befreit hatte. Doch Lindenhahns Sensations-Tor weckte die Mannschaft wieder auf.

Als alles vorbei war, sich der Jubel und die Begeisterung im Stadion etwas gelegt hatten, mussten Lindenhahns Mitspieler um Worte ringen. Niemand schien richtig zu begreifen, was sich da an diesem Nachmittag vor ihren Augen abgespielt hatte. „Das ist doch alles krank“, kommentierte Stürmer Timo Furuholm nach dem Spiel. Selbst Mittelfeldspieler Andy Gogia erwischte man in einem der wenigen Momente, in dem ihm nichts einfiel. „Keine Ahnung, was das heute war. Ich bin sprachlos. Ich habe nur gedacht, du bist doch wahnsinnig“, erinnerte er sich an den Moment, als Lindenhahn einfach mal abzog und sich mit seinem Treffer unsterblich machte.

Sieben Tore, zwei in der Nachspielzeit, drei Elfmeter, zahllose Chancen. All das zusammen macht große Geschichten aus. Oder wie es Andy Gogia ausdrückte: „Was willst du mehr? Es ist das Derby geworden, das alle erwartet haben.“

Nach dem Schlusspfiff mimte Lindenhahn den Vorsänger vor dem Fanblock.
Nach dem Schlusspfiff mimte Lindenhahn den Vorsänger vor dem Fanblock.
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