HFC-Co-Trainer Benjamin Duray HFC-Co-Trainer Benjamin Duray: Neuer Mann, neue Übungen

Pockau - Seine Stimme hat Bass. Sie dringt durch. Selbst die Wanderer auf dem angrenzenden Witzberg verstehen ihn noch. Unten auf dem Platz hören die Spieler auf ihn. Übungen werden erklärt, Anweisungen verlassen seinen Mund. Und Trainer Sven Köhler steht als Beobachter am Seitenrand.
Der Cheftrainer des Halleschen FC hat seit einer Woche eine neue helfende Hand: Benjamin Duray unterstützt das Drittliga-Team als zweiter Co-Trainer neben Urgestein Dieter Strozniak und Torwarttrainer Jens Adler. In der vergangenen Spielzeit zeichnete der 35-Jährige noch für das U-17-Team verantwortlich. Vor seinem Engagement in der Saalestadt war Benjamin Duray als Cheftrainer für den niedersächsischen Oberligisten Rotenburger SV tätig.
Zweithöchste Lizenz
Nach nur einem Jahr beim HFC folgte nun seine Beförderung. „Ich habe mich riesig gefreut, dass mir der Verein diese Chance gegeben hat“, sagt Duray. Er hat die A-Lizenz, also die zweithöchste Qualifikationsstufe, die es gibt. Und er bringt tatsächlich bereits frischen Wind ins Trainingslager des Halleschen FC. Bereits zum achten Mal gastieren die Rot-Weißen dieser Tage zur Sommervorbereitung in Pockau. Da kehrt Routine ein im Erzgebirge. Doch auch dank Duray, der für den athletischen Trainingsteil verantwortlich zeichnet, ist in diesem Jahr vieles anders.
Die Spieler probieren sich an Übungen, denen vorher die wenigsten schon einmal begegnet sind. So müssen sich die Profis gegenseitig hoch heben oder auf einer drei Meter langen Platte wie beim Schlittschuhlauf hin und her gleiten. Reifen werden über den Platz gezogen. Die Trainingskiebitze haben so etwas in den vergangenen Jahren beim HFC nicht gesehen.
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Fachlich ist Benjamin Duray auf dem neuesten Stand. Er verfügt über einen Bachelor-Abschluss für angewandte Trainingslehre und einen Master-Abschluss für Leistungssport. Außerdem ist der 35-Jährige gelernter Betriebswirt für Sport und Fitness – und ausgebildeter Justizfachangestellter. Eine Kombination, die zu einer besonderen Anstellung führte.
„In meiner Heimat war ich früher Sportlehrer im Gefängnis“, verrät Duray. Gebürtig kommt er aus Bremervörde, was sich in etwa zwischen Bremen und Hamburg lokalisieren lässt. Letztendlich sei es „ein Job wie jeder andere“ gewesen, aber „schon interessant.“ Fußballerisch habe man mit den Insassen hinter Gittern logischerweise nicht so spezifisch trainieren können wie jetzt mit den HFC-Profis. Doch: „Ich weiß gar nicht, ob die Ansprache so anders ist. Das sind Menschen wie du und ich, die vielleicht mal einen Fehler gemacht haben“, sagt Benjamin Duray, „für sie ist der Sport im Gefängnis einfach ein Ventil.“
Für die HFC-Kicker sind seine Übungen harte Arbeit. Und ein Puzzleteil auf dem Weg zu einer erfolgreichen Saison. „Ich unterstütze das Trainerteam da, wo ich gebraucht werde“, erklärt Duray, „Sven hat den Hut auf. Ich versuche, ihm den Rücken freizuhalten. Weil ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt. Du bist 24 Stunden mit der Materie gefesselt, weil du dich permanent damit beschäftigst.“
Auch Coach des Future Teams
Doch auch Duray wird sein eigenes Team bekommen, er betreut künftig das neue Future Team des HFC. Die talentiertesten Spieler aus der U 17, der U 19 und Ersatzspieler oder Rekonvaleszenten des Drittligakaders werden in regelmäßigem Abstand gegen drei tschechische und zwei weitere deutsche Teams antreten (MZ berichtete). „Dadurch können wir dem Nachwuchs eine Tür nach oben öffnen“, sagt Benjamin Duray, „aber durchgehen müssen sie alleine.“ Einmal pro Woche soll künftig gemeinsam trainiert werden. „Wir sollten das als ein Projekt sehen, an dem alle mitwirken, um einen Roten Faden zu bekommen.“
Benjamin Duray wird sich reinhängen, um das Drittliga-Team zu unterstützen und das Future Team voranzutreiben. „Ich habe schon immer versucht, ein bisschen mehr zu machen als gefordert“, sagt er. Und warum? „Weil es mir einfach Spaß macht und ich mich in meiner Arbeit wiederfinde.“ (mz)