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Hallescher FC Hallescher FC: Tony Schmidt als ruhiger Unruheherd

Von Ronny Banas 07.02.2014, 22:23
Typisch: Tony Schmidt hetzt dem Ball hinterher.
Typisch: Tony Schmidt hetzt dem Ball hinterher. Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Als Mitte dieser Woche nach dem Training des Halleschen FC aufgeräumt wurde, war es Tony Schmidt, der den großen Bottich mit Wasser schleppen musste. Schmidt, nicht gerade der Größte in der Mannschaft, trabte damit allein gen Kabine, während nebenan gleich sechs Mann ein Tor an seinen angestammten Platz wuchteten. Der Mittelfeldspieler nahm es ohne Murren hin. In gewisser Weise war diese Szene symbolisch. Denn auch auf dem Platz ist Schmidt ein Spieler, der vor schwierigen Aufgaben nicht zurückschreckt. Einer, der rennt und ackert. „Das ist nun mal mein Spiel. Dafür bin ich da“, sagt Schmidt lapidar.

Gegen Elversberg gelang nach vier Pleiten zu Beginn bekanntlich der erste Saisonsieg. 2:0 hieß es Ende August. Die Torschützen waren der gerade zurückgekehrte Timo Furuholm und dessen Landsmann Kristian Kojola. Und beide Finnen fehlen im Rückspiel. Furuholm, weil er am Oberschenkel verletzt ist, Kojola, weil seine Form der von Patrick Mouaya hinterherhinkt. Da Furuholm erneut ausfällt, deutet sich an, dass Trainer Sven Köhler genau mit der Startformation liebäugelt, die gegen Kiel zwar nicht geglänzt, aber immerhin einen 1:0-Sieg perfekt gemacht hatte.

Der SV Elversberg hat in der Winterpause seinen Kader gleich mit fünf Spielern umgekrempelt, und dafür verdienstvolle Idole wie Nico Zimmermann aussortiert. Trainer Dietmar Hirsch sieht den HFC auf der Vereinshomepage so: „Es ist ein Gegner der punktemäßig und vom Tabellenplatz auf Augenhöhe ist. Sicherlich auch ein selbstbewusster Gegner, weil er jetzt zweimal zu Null gewonnen hat. Das wird ein richtiges Stück Arbeit. Man hat in jedem Spiel eine Chance, man kann jedes Spiel gewinnen aber genauso gut verlieren. Es wird ein enges Spiel.“ Das glaubt auch Sven Köhler.

Nach Abpfiff ins Sauerstoffzelt

Für die Mannschaft ist er zurzeit fast schon unerlässlich. Nicht nur seine Rettungstat im Spiel gegen Holstein Kiel sorgte dafür, dass Trainer Sven Köhler an Schmidt im Moment nicht vorbeikommt. „Er ist wichtig für die Mannschaft, weil er so ist, wie er ist“, sagt Köhler über seinen Dauerläufer im rechten Mittelfeld. Dessen Aufgabe ist es, für Bewegung zu sorgen. Das kann Schmidt. Nicht selten könnte man denken, er müsse nach jedem Abpfiff erst einmal in Sauerstoffzelt. Ein Wirbelwind, der nicht zur Ruhe kommt. Unermüdlich, selbst wenn irgendwann „die Akkus leer sind“, sagt er.

Verträge bei fünf Vereinen

Diese Unruhe, die er im Spiel ausstrahlt, steht in gewisser Weise für seine Karriere. Mit gerade einmal 25 Jahren stand er schon bei fünf Vereinen unter Vertrag. Von Dresden-Laubegast, seinem Jugendverein, ging es für zwei Jahre zu Dynamo Dresden in die dritte Liga. Dann folgten die Regionalligisten Meuselwitz und Plauen, seit Sommer ist er beim HFC.

„Es war nicht immer leicht. Vor allem, als ich mir das Schienbein gebrochen habe“, sagt er. Damals in Dresden stand Schmidts Karriere auf der Kippe. Doch er hat sich durchgebissen. Wieder einmal. Es ist nicht Schmidts Naturell aufzugeben. Schon gar nicht auf dem Platz.

Relaxt neben dem Spielplatz

Aber es gibt auch einen ruhigen Tony Schmidt. In diesen Momenten sitzt er beispielsweise entspannt in einem Café, nippt an seinem Kaffee und wirkt fast schüchtern. Da nimmt man ihm kaum ab, dass Schmidt durchaus dazu in der Lage ist, eine gegnerische Abwehr verrückt zu machen. Dann merkt man dem 25-Jährigen an, dass er doch hin und wieder durchschnaufen kann. Vor allem seit dem vergangenen Sommer.

Hier in Halle habe es von Anfang an gepasst. Auch, weil er auf Anhieb einen Draht zu seinen Mannschaftskollegen gefunden habe. „Du kommst in einen neuen Verein, schaust dich erst einmal um und merkst, mit wem du klarkommst“, sagt Schmidt . Die Mannschaft bestehe aus prima Typen, das Umfeld stimme. Besonders gut versteht er sich mit Marcel Franke. Der Innenverteidiger kommt ebenfalls aus der sächsischen Landeshauptstadt. Es sei wohl diese Dresdener Mentalität, die überall funktioniere. „Ich hab ihn damals bei Dynamo einmal getroffen. Da haben wir zusammen trainiert.“ Aber so richtig kennengelernt haben sich beide erst in Halle.

Starallüren ein Fremdwort

Die Freundschaft scheint beiden Flügel zu verleihen. Franke und Schmidt zählen zu den Durchstartern der Saison. Dabei war er zunächst der Unscheinbare, der Ersatzmann, falls sich jemand verletzt. Etwa wie im November Toni Lindenhahn. „Ich war und bin nicht so vermessen, einen Stammplatz zu fordern“, sagt er realistisch. Starallüren sind ihm fremd. Schmidt lässt seine Leistungen für sich sprechen. Zur Krönung fehlt eigentlich nur noch eines: ein Tor. Das ist ihm in Pflichtspielen beim HFC noch nicht gelungen. „Ich war in Burghausen oder gegen Kiel schon nahe dran. Aber es hat immer ein bisschen gefehlt“, ärgert er sich. Schmidt wird es weiter versuchen. Vorher kommt er wahrscheinlich nicht zur Ruhe.