1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Hallescher FC
  6. >
  7. Hallescher FC: Hallescher FC: Michael Preuß wird zum Sündenbock gemacht

Hallescher FC Hallescher FC: Michael Preuß wird zum Sündenbock gemacht

Von Thomas Düll 09.04.2013, 21:06
Burghausens Torwart Rene Vollath schnappt sich den Ball vor Michael Preuß.
Burghausens Torwart Rene Vollath schnappt sich den Ball vor Michael Preuß. Worbser Lizenz

Halle/MZ - Als den Zuschauern im Erdgas Sportpark klar wurde, wer in der 72. Minute gleich den Platz verlassen würde, stimmte ein Teil von ihnen einen bitterbösen, höhnischen Applaus an. Das Ziel dieses Spotts: Michael Preuß. Der trabte mit schweren Beinen vom Feld und überließ Nils Pichinot seinen Platz im Spiel des HFC gegen Wacker Burghausen. „Ich bin traurig, natürlich“, sagte der Unglücksrabe des Tages anschließend. „Jetzt werden sich wieder alle das Maul über mich zerreißen.“

Den Anlass für die Häme und die schon vor seiner Auswechslung durchs Stadion schallenden „Preuß raus“-Rufe hatte der Flügelspieler des HFC den Anhängern am Sonnabend selbst geliefert. Drei Chancen hatten sich für den 29-Jährigen in der Partie gegen Burghausen ergeben. Drei Mal verpasste er es, das Spiel für seine Mannschaft zu entscheiden. „Unglücklich“, nannte Trainer Sven Köhler die Chancenverwertung.

Es liegen im Fußball eben nur Bruchteile zwischen Himmel und Hölle. „Mischa“, meinte Köhler später, „hat sich die drei Tormöglichkeiten erarbeitet. Er hätte das Spiel selber entscheiden können, dann kannst du ein Held sein.“ Und weiter: „Wenn du sie nicht machst, bist du der Sündenbock.“

Preuß zeigt sogar Verständnis für die Reaktionen der Fans. „Es gibt halt solche Fans. Die leben für ihren Verein und brauchen einen Schuldigen, um ihrer Wut Luft zu machen. Damit kann ich leben.“ Doch seit dem verlorenen Spiel in Erfurt im Dezember stünden Pichinot und er auf der schwarzen Liste dieser Leute. Schon dort wurden beide nach dem Abpfiff aus der Fankurve heraus beschimpft.

Trainer Köhler mag für all das kein Verständnis aufbringen. „Ich war selber Spieler“, sagt er, „und Mischa hat es verdient, dass alle ihm einen Erfolg gönnen.“ Oder ihn zumindest bei Erfolglosigkeit trotzdem unterstützten.

Vielleicht hilft Michael Preuß in solchen Momenten die Erinnerung an einen Verein, bei dem ihm eine weitaus größere Wertschätzung zuteil geworden war. Der ist gut 75 Kilometer nordwestlich von Halle beheimatet und am Dienstag Gegner des HFC im Landespokal-Halbfinale. Mit Germania Halberstadt erlebte Preuß vor zwei Jahren sein persönlich erfolgreichstes Fußballer-Jahr, schoss 2011 als Oberliga-Torschützenkönig seinen Verein mit 17 Treffern in die Regionalliga – und wechselte dann an die Saale.

Germanias Geschäftsführer Fait-Florian Banser prophezeit ihm einen warmen Empfang: „Halberstädter sind immer freundlich zu Spielern, die von hier den Sprung in höhere Spielklassen schaffen. Alle haben sich damals für ihn gefreut.“

Ob die Aussage von Preuß’ damaligem Trainer Andreas Petersen - „die Tür für eine Rückkehr zu uns ist immer offen“ - auch unter dem jetzigen Coach Willi Kronhardt noch gilt, lässt Banser offen. „Spieler, die in der dritten Liga zum Einsatz kamen, sind für uns immer interessant.“ Preuß’ Vertrag beim HFC läuft im Sommer aus, eine Verlängerung gilt als unwahrscheinlich. Auch, weil er seine Chancen in Wiesbaden am vergangenen Mittwoch und gegen Burghausen nicht nutzte.

Aber Banser stellt klar: „Wir haben eine neue Truppe aufgebaut, die sehr erfolgreich spielt. Deswegen ist so eine Verpflichtung noch kein Thema für uns.“ Auch Preuß hat andere Pläne: „Eine Rückkehr nach Halberstadt steht nicht zur Debatte.“ Zunächst würde er sich freuen, wenn er am Dienstag in Halberstadt doch noch eine Chance erfolgreich verwerten würde.