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Hallescher FC gegen Hamburger SV Hallescher FC gegen Hamburger SV: Das legendärere Duell vom 25.August 1951

Von Julius Lukas 24.10.2016, 19:47
Historisches Tor vor über 40 000 Zuschauern: HSV-Doppeltorschütze Herbert Wojtkowiak trifft zum 1:1. Turbine-Towart Heinz Kegel und Verteidiger Heyse haben das Nachsehen.
Historisches Tor vor über 40 000 Zuschauern: HSV-Doppeltorschütze Herbert Wojtkowiak trifft zum 1:1. Turbine-Towart Heinz Kegel und Verteidiger Heyse haben das Nachsehen. Hans-Peter Beyer

Halle (Saale)/Brück - Es wird voll im Stadion Halle. Wenn am Dienstagabend im DFB-Pokal der Hallesche FC auf den Bundesliga-Dino Hamburger SV trifft, dann werden wieder Menschenmassen zum ausverkauften Sportpark pilgern. Knapp 14.000 Fans passen dann in das Stadion, auf dessen Rängen sich die Anhänger dicht an dicht drängen werden. Und ein bisschen wird es so sein wie vor 65 Jahren, als der norddeutsche Traditionsclub schon einmal in der Saalestadt gastierte. Gegen die BSG Turbine Halle, die 1951/52 die einzige Meisterschaft für Halle in der DDR-Oberliga gewann, absolvierten die Hamburger ein Freundschaftsspiel. Heute gilt es als eines der legendärsten Duelle, das die Stadt je erlebt hat.

25.August 1951: Fußballfans strömen ins Kurt-Wabbel-Stadion

Damals, am 25. August 1951, einem Samstag, strömten schon Stunden vor dem Spiel die Anhänger zum alten Kurt-Wabbel-Stadion. In der Arena mit ihren steinernen Tribünen hatten damals noch 35.000 Menschen Platz. „Es waren aber weitaus mehr da“, sagt Wolfgang Tiffert. Der ehemalige Präsident des Fußballverbandes von Halle war 14 Jahre alt, als das Spiel gegen den HSV stattfand. Noch heute schwärmt er von der knisternden Atmosphäre vor der Partie. „Alle in der Stadt wollten das Spiel sehen“, sagt der 79-Jährige.

Entsprechend voll wurde es dann auch. „Die Leute standen auf den Mauern und wie die Heringe auf den Rängen“, erinnert sich Tiffert. Er habe sich damals mit Freunden an den Eingangskontrollen vorbei geschlichen. „Es war so voll, da hat das keiner gemerkt.“ Weil die Ränge überfüllt waren, wurden die Kinder und Jugendlichen auf die Aschenbahn gesetzt, die rund um das Spielfeld verlief. „40.000 Menschen waren mindestens im Stadion“, sagt Tiffert. In einem Zeitungsartikel wird sogar von 45.000 berichtet.

Für Walter Schmidt beginnt das Sportspektakel im August 1951 unspektakulär. „Wie immer bin ich am Dessauer Platz in die Straßenbahnlinie 1 eingestiegen und zum Stadion gefahren“, erzählt der 88-Jährige. Schmidt kommt aber nicht zum Zuschauen, sondern zum Spielen. Der flinke Rechtsaußen ist damals Teil des „magischen Vierecks“, der gefürchteten Offensive von Turbine Halle. Die Mannschaft gehört zu den besten Teams in der DDR. 1952 gewinnt sie mit ihrem schnellen Angriffsfußball sogar den DDR-Meistertitel. Ein Erfolg, der in Sachsen-Anhalt nur noch dem 1.FC Magdeburg gelungen ist.

„Interzonale Begegnung“ bei Freundschaftsspielen in der DDR

Diese Qualität zeigte Turbine auch im Spiel gegen den HSV. Die Norddeutschen gelten damals als absolutes Spitzenteam. Sie sind Serienmeister der 1947 gegründeten Oberliga Nord und in ihren Reihen spielt auch Jupp Posipal, der 1954 das Berner Weltmeister-Wunder mit vollbringt. Die, wie es in einem Zeitungsbeitrag heißt, „interzonale Begegnung“ gegen Halle ist für die Hamburger der Abschluss einer Freundschaftsspieltour durch die DDR. Zuvor hatte der HSV bereits gegen gegen Motor Zwickau gewonnen und Unentschieden gegen Chemie Leipzig gespielt.

Warum als dritter Gegner Turbine ausgesucht wurde, lässt sich nur noch vermuten. Gastspiele von West-Mannschaften waren beim damals angespannten Verhältnis von DDR und BRD eher die Ausnahme. Eine Theorie geht davon aus, das der Tischlermeister Heinz Acke, den man heute als Turbine-Manager bezeichnen würde, die Begegnung einfädelte. So soll der HSV mit einem Lastwagen voll Möbeln und Meißner Porzellan aus Halle abgereist sein.

Unentschieden! Turbine gegen Hamburger SV schafft 2:2

Mit im Gepäck hatten sie damals auch ein Unentschieden. Turbine rang den Hamburgern ein 2:2 ab. In der Presse wurde das wie ein Sieg gefeiert. Turbine Halle habe bewiesen, heißt es in der Zeitung „Der Neue Weg“, dass „der Tag gar nicht mehr fern ist, da von einem höheren Spielniveau der westdeutschen Vertragsliga nicht mehr die Rede sein kann.“

Beim Pokalspiel am Dienstagabend ist der HSV wieder Favorit - zumindest auf dem Papier. Der Bundesligist steckt sportlich in der Krise, eine Überraschung ist also möglich. Und die traut ihnen Walter Schmidt durchaus zu: „Wenn sie wie wir damals ein 2:2 schaffen und so in die Verlängerung kommen, dann wäre das schon ein Erfolg.“ (mz)