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HFC-Toptorjäger Hallescher FC-Fans pfeifen Stürmer Osayamen Osawe aus

Von Daniel George und Alina Hartmann 13.04.2016, 09:47
Der Schuss von HFC Stürmer Osayamen Osawe (l.) gegen den Chemnitzer Abwehrspieler Marc Endres geht knapp am Chemnitzer Tor vorbei.
Der Schuss von HFC Stürmer Osayamen Osawe (l.) gegen den Chemnitzer Abwehrspieler Marc Endres geht knapp am Chemnitzer Tor vorbei. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Eigentlich wollte Osayamen Osawe erst gar nicht stehen bleiben. Das tat er dann doch - aber nur kurz. „Ich möchte mich momentan nicht äußern, sondern mich nur auf den Fußball fokussieren“, verkündete der Stürmer des Halleschen FC am Montag, ehe er sich in sein Auto setzte und vom Parkplatz vor dem Erdgas Sportpark in den freien Dienstag verabschiedete.

Ein lockeres Auslaufen hatten Osawe und seine Mannschaftskameraden da gerade hinter sich. Der Brite wirkte selbst bei dieser Einheit angespannt. Sehr zurückhaltend, ja fast schon traurig. Es sind keine einfachen Zeiten für Osayamen Osawe beim HFC.

Handbremse statt Turbo?

In der Hinrunde war der 22-Jährige der Publikumsliebling. Die Fans verehrten ihn für seine schnellen Sprints und spektakulären Aktionen. Selbst während der Krise zu Saisonbeginn war er ihr Hoffnungsträger. Neun Tore erzielte Osawe bis zum Jahreswechsel, bereitete fünf Treffer vor. 2016 läuft bislang schlechter für ihn: ein Tor und zwei Vorlagen. Mickrige Werte für den Mann, der in der kommenden Spielzeit sein Glück beim Zweitligisten in Kaiserslautern suchen wird. Bis 2019 hat Osawe in der Pfalz unterschrieben.

Osawe wechselt ablösefrei

Das steht seit Jahresbeginn fest. Wie die MZ erfuhr, signalisierten Osawe und sein Berater dem HFC bereits im Wintertrainingslager, dass die Zeichen auf Abschied stünden. Ein vorzeitiger Abgang wurde wohl angeboten, Halle hätte zumindest noch eine Ablöse kassieren können. Daraus wurde nichts. Osawe wechselt ablösefrei. Das wurde Mitte März verkündet.

Vielleicht zu früh? Die Leistungen des 22-Jährigen lassen das zumindest vermuten. Keine Vorlage, kein Drittliga-Tor seitdem. Manch einer wird das Gefühl nicht los, dass Osawe plötzlich nicht mehr ganz so schnell läuft wie in den Partien zuvor.

Fans forderten Furuholm

Handbremse statt Turbo? Die Fans pfiffen ihn beim 1:2 gegen Chemnitz am vergangenen Sonntag jedenfalls gnadenlos aus. Besonders erschreckend eine Szene in der 55. Minute: Osawe spielte einen Fehlpass. Die Kurve empörte sich lautstark, forderte seine Auswechslung und skandierte kurz darauf den Namen des auf der Bank sitzenden Timo Furuholm. Eine klare Botschaft. Der Finne kam wenig später auch ins Spiel, allerdings nicht für Osawe, sondern für Mittelfeldmann Sascha Pfeffer. Und Furuholm brachte tatsächlich neue Energie auf den Rasen.

Doch Osawe ist mitnichten der einzige Akteur, der seiner Form seit Wochen hinterherläuft. Trotzdem fragt man sich: Möchte sich Osawe in den verbleibenden Partien für den HFC bloß nicht verletzten? Am Beispiel Sören Bertram, bei dem nach der Operation am Mittwoch feststehen soll, wie lange er genau ausfällt, hat der Brite gesehen, wie schnell das gehen kann.

Hört man sich in Mannschaftskreisen um, wird die These, dass sich Osawe schonen möchte, glaubhaft verneint. Doch manch einer vermutet auch, dass der Brite doch ein paar Prozentpunkte weniger geben würde, weil sein Wechsel feststünde. Ganz automatisch. Vielleicht sogar unterbewusst.

Einzelfälle wie den von Osawe wollte Michael Schädlich auf Anfrage zwar nicht kommentieren. Aber der HFC-Präsident sagte sehr wohl: „Wir haben unser Umfeld noch nie so sehr gebraucht wie im Moment. Die Fans müssen der Mannschaft von außen helfen.“ Seine Angst: Sonst schafft das Team den Klassenerhalt nicht.

Appell an die Anhänger

Deshalb möchten sich Präsident Schädlich und Manager Ralph Kühne am Mittwoch mit Vertretern der Fanszene zusammensetzen, eventuell werden auch einige Spieler an dem Treffen teilnehmen. „Nach der Saison können wir gerne alles hinterfragen und in Frage stellen, aber jetzt brauchen wir die Fans. Noch mehr Druck hilft der Mannschaft nicht“, meint Schädlich.

Die Situation ist ernst. „Es geht nicht mehr nur um irgendein Spiel, es geht nicht mehr um irgendwelche Einzelpersonen“, meint das Vereinsoberhaupt. „Es geht um die Perspektive des bezahlten Fußballs in Halle.“ Und Osayamen Osawe könnte in den verbleibenden fünf Partien dazu beitragen, diese Perspektive zu erhalten Es wäre ein würdiger Abschied. (mz)