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Von Vollert bis Nietfeld Hallescher FC: Die HFC-Zugänge im Experten-Check

11.06.2019, 09:45
Jannes Vollert kommt für zwei Jahre auf Leihbasis aus Bremen nach Halle.
Jannes Vollert kommt für zwei Jahre auf Leihbasis aus Bremen nach Halle. www.imago-images.de

Halle (Saale) - In rund einer Woche, am 19. Juni, startet der Hallesche FC in die Vorbereitung auf die neue Saison der dritten Fußball-Liga. Bereits einen Tag zuvor präsentiert sich die Mannschaft bei der Saisoneröffnungs-Party am Stadion. Mit dabei sind dann auch sechs neue Gesichter. Vorab hat MZ-Redakteur Fabian Wölfling Beobachter der ehemaligen Vereine um eine Experten-Einschätzungen gebeten.

Jonas Nietfeld

(25 Jahre, Angreifer, bisher Jahn Regensburg)

Was ist Jonas Nietfeld für ein Spielertyp?

Felix Kronawitter: Er ist ein technisch sehr gut ausgebildeter Angreifer, mit einem starken Schuss.  In seiner ersten Saison beim Jahn hat er zudem gezeigt, dass er durchaus kaltschnäuzig sein kann vor dem Tor. Es fehlte aber an Konstanz. Dazu ging ihm die Durchschlagskraft im Eins-gegen-Eins ab.

In der vergangenen Saison hat er nur 187 Minuten gespielt. Wie ist er damit umgegangen?

Dass Jonas Nietfeld mit seiner Situation in der vergangenen Saison nicht zufrieden war, liegt auf der Hand. Er ist aber Profi genug, ein böses Wort kam ihm nicht über die Lippen. Vielmehr sah Nietfeld, der auch eine Zeit lang durch einen Sprunggelenkverletzung außer Gefecht gesetzt war, auch selbst, dass es wenig Gründe für den Trainer gab, Veränderungen in der Offensive vorzunehmen.

In der Saison davor war er dagegen ein fester Bestandteil des Teams. Hat er da bewiesen, dass er zweite Liga kann?

In Ansätzen hat gezeigt, dass er ein Spieler ist, der die zweite Liga im Kreuz hat. Aber das nicht nachhaltig genug. In einem Verein, in dem er wieder mehr Spielpraxis bekommt, ist ihm aber ein Leistungssprung zuzutrauen.

>> Felix Kronawitter schreibt für die Mittelbayerische Zeitung über Jahn Regensburg.

Patrick Göbel

(25 Jahre, Flügelspieler, Würzburger Kickers)

Patrick Göbel war Stammspieler in Würzburg. Hätte der Verein ihn gern gehalten?

Frank Kranewitter: Die Frage schien sich nicht zu stellen. Erste Gerüchte, dass er gern zu seinem Ex-Trainer Ziegner wechseln würde, gab es schon im Winter, auch weil er  mit seinem Kind wohl gerne näher an der Heimat leben will. Auch wenn man in der Rückrunde nicht immer mit seiner Leistung zufrieden war, gab es schlichtweg keine bessere Alternative im Kader. Der Klub hat sich aber wohl schon länger mit seinem Fortgang abgefunden.

Welche Stärken und Schwächen bringt er mit?

Er ist fleißig, laufstark und taktisch auf dem rechten Flügel sehr flexibel. Mit einem guten Partner kann er ein starkes Wechselspiel auf der Außenbahn machen. Eine Schwäche sind die Eins-gegen-Eins-Situationen. Göbel geht selten ins Dribbling, kommt deshalb nicht oft bis auf die Grundlinie durch. Viele seiner Flanken aus dem Halbfeld waren für die Abwehrspieler erwart- und berechenbar. An seinen Standards scheiden sich die Geister. Er trat fast alle Ecken. Oft wurde auf der Tribüne gemotzt, weil nicht allzu viel dabei rum kam. Bei seinem allerletzten Auftritt im Landespokal-Endspiel gegen Viktoria Aschaffenburg (3:0) bereitete er ein Tor aber mit einer wirklich perfekten Ecke vor.

Wo ist er stärker, als Rechtsaußen oder Rechtsverteidiger?

Dass er am Ende auf er Rechtsverteidigerposition spielte, lag auch an er Konkurrenzsituation. Fabio Kaufmann hatte als Rechtsaußen deutlich mehr Stärken im Dribbling. Göbel ist aber sehr flexibel und beackert zur Not die ganze Seite alleine. Er wäre auch ein guter Mann für ein System mit einer Dreierkette.

Hat er das Zeug zum Führungsspieler?

Aufgrund seiner Erfahrung ist er sicher ein Führungsspieler, aber kein lauter Anführer. Er ist eher ein ruhiger Typ, akribisch im Training und professionell im Umgang.

>> Frank Kranewitter schreibt für die Main-Post über die Würzburger Kickers.

Dennis Mast

(27 Jahre, Flügelspieler, Würzburger Kickers)

Warum hat er in der vergangenen Saison kaum gespielt und wurde am Ende sogar suspendiert?

Frank Kranewitter: Über den Vorfall, der zur Suspendierung führte, schweigen die Verantwortlichen. „Das geht nur den Verein und den Spieler etwas an“, sagte Vorstandschef Daniel Sauer. Sportlich spielte Dennis Mast zu dem Zeitpunkt ohnehin keine Rolle mehr. Nach der durchwachsenen ersten Saison hatte Trainer Michael Schiele von ihm in der neuen Spielzeit eine deutliche Steigerung erwartet, die kam nicht. Mast war von Ex-Trainer Stephan Schmidt als „Unterschiedsspieler“ geholt worden. Nach dem Trainerwechsel im Herbst 2017, passte er bei Schiele nie so echt ins Konzept.

Wie war die Resonanz bei den Fans über die Suspendierung?

Wirklich vermisst wurde er nicht. Nach seinem starken Einstand in er Sommervorbereitung 2017 war er dafür eben auch viel zu selten auffällig geworden.

Als er noch gespielt hat, welchen Eindruck hat er hinterlassen?

Er ist ein technisch versierter, feinfühliger Spieler mit enormen Anlagen. Bisweilen wirkt es aber so, als fehle ihm der letzte Biss.

>> Frank Kranewitter schreibt für die Main-Post über die Würzburger Kickers.

Nick Galle

(20 Jahre, Linksverteidiger, Düsseldorf II)

Welche Stärken bringt Nick Galle mit, wo hat er Luft nach oben?

Tobias Dinkelborg: Grundsätzlich erledigt er seine Arbeit als linker Verteidiger solide, aber in der vergangenen Saison schwankten seine Leistungen teilweise sehr stark. An guten Tagen gab es defensiv kein Vorbeikommen, und offensiv sind seine Flanken präzise in den Strafraum geflogen. An schwächeren Tagen wirkte er aber schläfrig, leistete sich oftmals kleinere Fehler.

War er in der Nähe der Bundesliga-Mannschaft?

Ein Thema für die Profis war er nie. Als sich Diego Contento vor der Saison das Kreuzband riss, war er keine Alternative - und im Winter wurde Markus Suttner nachverpflichtet. Dennoch hat er das ein oder andere Mal in der ersten Mannschaft mittrainiert und ist in Testspielen zum Einsatz gekommen - wie allerdings auch andere Kollegen aus dem Regionalliga-Team.

Ist ihm der Sprung in die dritte Liga zuzutrauen?

Die Veranlagung und das Talent sind mit Sicherheit vorhanden. Allerdings scheint es so, als müsste er mental einen kleinen Schalter umlegen, um in jedem Spiel zu einhundert Prozent da zu sein. Vielleicht hilft ihm der Konkurrenzdruck in Halle, denn in Düsseldorf war die Personallage zuletzt so dünn, dass er in jedem Spiel ohne jeden Zweifel gesetzt war.

>> Tobias Dinkelborg schreibt für die Rheinische Post über Fortuna Düsseldorf II.

Jannes Vollert

(21 Jahre, Verteidiger, Werder Bremen II)

Jannes Vollert wird als möglicher Ersatz für Abwehrchef Moritz Heyer gesehen. Ist ihm das zuzutrauen?

Cedric Voigt: Dass Jannes Vollert sich sofort zum Abwehrchef aufschwingt, ist eher unwahrscheinlich. In der U17 und auch phasenweise in der U19 war er Kapitän, aber im Herrenfußball kamen immer wieder Verletzungen dazwischen. Wichtig wird sein, dass Vollert einen Trainings- und Spielrhythmus aufnimmt – dann kann er im Laufe der Leihe durchaus eine prägende Figur werden, das Potenzial dafür besitzt er. Man sollte ihm aber Zeit einräumen.

Was ist Jannes Vollert für ein Spielertyp?

Seinen fußballerischen Qualitäten merkt man die Zeit im Mittelfeld noch an: Für einen Innenverteidiger hat Vollert eine saubere Technik und ein gutes Passspiel, auch eine gewisse Dynamik bei eher durchschnittlicher Robustheit bringt er mit. Bis zur wirklichen Abwehr-Kante wird Vollert noch eine Weile brauchen, aber ein gut ausgebildeter Fußballer mit überdurchschnittlichem Spielverständnis ist er jetzt schon. Ihm fehlen noch wenig Abgezocktheit im direkten Duell und die letzte Konzentration im Stellungsspiel.

Wie ist sein Standing bei Werder?

Bei Werder hat Vollert nur eine Außenseiterchance, sich bei den Profis durchzusetzen. In der Rangordnung der U-23-Innenverteidiger war er nach dem Leistungsprinzip zwar die Eins, aber mit 21 ist er in seiner Entwicklung auch schon weiter als andere. Perspektivisch traut man dem zweieinhalb Jahre jüngeren Julian Rieckmann die Bundesliga eher zu. Ähnlich wie bei Sechser Ole Käuper hat Vollerts Vertragsverlängerung auch damit zu tun, dass seine moderne Spielweise gut zur fußballerischen Idee von Florian Kohfeldt passt, der beide in der Jugend trainiert und bereits in Profi-Trainingslager mitgenommen hat. Damit es bis ganz nach oben reicht, müsste jedoch ein großer Leistungssprung folgen.

Wie ist seine letzte Saison einzuschätzen? Ist er nach der Verletzung wieder in Form gekommen?

Die letzte Saison war für die komplette U23 kein Zuckerschlecken. Nach dem Abstieg und vielen personellen Veränderungen musste sich die Mannschaft neu finden und spielte nur selten guten Fußball. Der Wiederaufstieg wurde schnell unrealistisch, Trainer Sven Hübscher sagte noch vor Saisonende in Münster zu. Vollert konnte im Grunde erst zu einem Zeitpunkt in die Saison eingreifen, als ein Großteil der Spannung bereits raus war. Mit wechselnden Nebenleuten schwankte dann mitunter die Abstimmung, ganz fehlerfrei blieb auch Vollert selbst nicht. Wirklichen Grund, an seiner Entwicklung zu zweifeln, gibt es aber nicht: Wenn Vollert fit war, hat er auch gespielt, und das in der Regel auch solide bis gut. Nur braucht er für den nächsten Schritt eben eine gewisse Kontinuität – mannschaftlich wie auch bezüglich der Verletzungsfreiheit.

>> Cedric Voigt schreibt für „Mein Werder“, ein Portal des Weser-Kuriers, über Werder Bremen.

Antonios Papadopoulos

(19 Jahre, Mittelfeldspieler, VfR Aalen)

Bisher hat Antonios Papadopoulos erst 13 Drittliga-Spiele absolviert. Wie hat er sich in denen geschlagen?

Benjamin Post: Antonios Papadopoulos hatte seinen ersten längeren Einsatz in der Rückrunde Ende Februar beim 4:1-Sieg gegen Unterhaching und überzeugte sofort. VfR-Ex-Trainer Rico Schmitt attestierte ihm „unbändigen Willen“, sein Kämpferherz stach heraus, er nahm den Abstiegskampf an. Ob er ein ganze Saison in der 3. Liga mithalten kann, muss er beweisen. Das Potenzial dafür besitzt er.

Welche Stärken und Schwächen bringt er mit?

Körperlich kann Papadopoulos in der 3. Liga mithalten und trotz seiner Robustheit ist er auch technisch beschlagen. Taktisch hat der Defensivmann noch Entwicklungspotenzial, vor allem im defensiven Mittelfeld.

Wie war sein Standing in Aalen?

Bei den Fans war „Papa“ wegen seiner Einsatzfreude beliebt, viele forderten schon früher seinen Einsatz. Der Verein hätte seinen einstigen Nachwuchsspieler gerne gehalten, doch es war abzusehen, dass sein Weg in der dritten Liga weitergehen würde.

Wo ist er stärker, im Mittelfeld oder in der Abwehr?

Im defensiven Mittelfeld kam er meistens zum Einsatz, dort ist er stärker anzusehen. Er kann ein kampfstarker Abräumer sein, der aber dank seiner technischen Fähigkeit auch ein Spiel aufbauen kann.

>> Benjamin Post schreibt für die Aalener Nachrichten über den VfR Aalen.

(mz)

Patrick Göbel soll auf der Außenbahn die Nachfolge von Marvin Ajani antreten.
Patrick Göbel soll auf der Außenbahn die Nachfolge von Marvin Ajani antreten.
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Mit seinem unbändigen Einsatz konnte Antonios Papadopoulos beim VfR Aalen punkten.
Mit seinem unbändigen Einsatz konnte Antonios Papadopoulos beim VfR Aalen punkten.
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