1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Hallescher FC
  6. >
  7. Hallescher FC: Björn Jopek: „Ich bin nicht der einfachste Typ“

HFC-Zugang sucht neue ChanceHallescher FC: Björn Jopek: „Ich bin nicht der einfachste Typ“

Halle (Saale) - Dieser eine entscheidende Satz fällt fast beiläufig: „Jede Erfahrung, die man mitnimmt, egal ob positiv oder negativ, bringt einen weiter“, sagt Björn Jopek. Was klingt, wie ein abgegriffener Allgemeinplatz, ist aus dem Mund des Mittelfeldspielers ...

Von Fabian Wölfling 29.06.2018, 08:13

Dieser eine entscheidende Satz fällt fast beiläufig: „Jede Erfahrung, die man mitnimmt, egal ob positiv oder negativ, bringt einen weiter“, sagt Björn Jopek. Was klingt, wie ein abgegriffener Allgemeinplatz, ist aus dem Mund des Mittelfeldspielers vielsagend.

Wirkt der 24-Jährige doch so, als hätten ihn die vielen Erfahrungen, die er in seiner eigentlich noch recht jungen Karriere gemacht hat, bereits nachhaltig geprägt. Ihn reifen lassen, aber auch den Zweifel gelehrt. Die frühen Höhen, aber schnell und vor allem zuletzt, vor dem Wechsel zum Halleschen FC, auch die Tiefpunkte. Jopek erzählt darüber im Gespräch manchmal etwas zögerlich, dann aber offen, oft auch selbstkritisch.

Als Björn Jopek einen Marktwert von 800.000 Euro hatte

Gesegnet mit viel Talent im linken Fuß machte sich das Berliner Kind im Nachwuchs von „Eisern“ Union schnell einen Namen. Mit 16 Jahren trainierte Jopek schon mit den Profis, mit 18 Jahren debütierte er in der zweiten Liga, mit 19 Jahren schoss er sein erstes Tor. Auf 25 Einsätze und drei Treffer brachte es Jopek in seiner ersten Zweitligasaison. „Transfermarkt.de“ taxierte seinen Marktwert zu diesem Zeitpunkt auf 800.000 Euro.

Zahlen, denen Jopek damals aber wenig Beachtung schenkte. „Ich bin nebenher zur Schule gegangen, habe mein Abitur gemacht. Auf dem Platz war ich unbekümmert, habe mir keine Platte gemacht. Das war eine coole Erfahrung“, erzählt er. „Bis ich mir am letzten Spieltag in Bochum das Kreuzband gerissen habe. Das war ein großer Einschnitt.“ Und die erste negative Erfahrung in Jopeks Karriere. „Ich hatte kein tolles Jahr, die Reha war nicht einfach“, sagt er. Die vollkommene Unbekümmertheit war danach verschwunden.

HFC-Neuzugang Björn Jopek: „Ich bin nicht der einfachste Typ“

Erstaunlich, dass die Verletzung den den jungen Techniker aber dennoch nicht aus der Bahn warf. Jopek kämpfte sich zurück, machte in der Saison nach der Reha 24 Spiele in Pokal und zweiter Liga. Eine entscheidende Zahl. „Ich hatte eine teure Option in meinem Vertrag, die bei 25 Einsätzen gegriffen hätte. Der Verein wollte nicht, dass die fällt“, erzählt er.

Jopek selbst hatte eine Spieleroption, forcierte dann aber auch den Abschied. „Ich kam mit dem damaligen Union-Trainer Norbert Düwel nicht überragend klar. Das lag aber vor allem an mir. Ich bin nicht der einfachste Typ“, gibt er zu und damit einen Einblick, wie es zum Bruch mit dem Heimatverein kam.

Reifeprozess in Bielefeld

Jopek suchte bei Arminia Bielefeld eine neue Herausforderung. „Das war in der Situation eigentlich genau das Richtige, mal raus der Komfortzone“, sagt er immer noch. Aber Verletzungen und Probleme mit der Schilddrüse warfen ihn zurück. So machte er nur vier Zweitligaspiele, kam auf 164 Minuten Einsatzzeit.

„Du spielst nicht, fragst dich warum“, blickt Jopek zurück. Seine Erklärung heute, zwei Jahre nach dem Abschied von der Arminia: „Bei Union, im eigenen Verein, stand ich unter Welpenschutz, bekam immer wieder Chancen“, sagt er. Sich in Bielefeld, fern der Heimat durchzusetzen, „dazu war ich rückblickend noch nicht bereit“, gesteht Jopek.

So war das Jahr in Bielefeld sportlich enttäuschend. Für den Reifeprozess des jungen Profis aber entscheidend. „Obwohl ich nicht viel gespielt habe, bin ich über die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, froh. In Bielefeld bin ich menschlich brutal gereift, habe erst richtig realisiert, was es bedeutet, Profi zu sein.“

Björn Jopek: In Würzburg schnell auf dem Abstellgleis

Gereift ging er zum Chemnitzer FC in die dritte Liga. Der wollte damals, unter Ex-HFC-Trainer Sven Köhler, mit aller Macht aufsteigen. „Es war aber so viel Unruhe im Verein, das hält niemand aus“, sagt Jopek. Sportlich lief es daher nicht wie gewünscht, im Winter deutete sich dann bereits an, dass es in Chemnitz finanziell den Bach runtergeht. „Dadurch herrschte Umbruchstimmung“, sagt Jopek. „Ich wollte aber zurück in die zweite Liga.“

Also wechselte er zum Zweitligaabsteiger Würzburger Kickers. „Weil mich Trainer Stephan Schmidt unbedingt wollte“, sagt Jopek. Aber: „Wie das dann so kommt, wir haben keinen Erfolg gehabt, nach zehn Spielen wird der Trainer rausgeschmissen.“ Co-Trainer Michael Schiele übernahm und sortierte Jopek aus. Warum? „Mit manchen Menschen passt es. Zwischen uns hat es überhaupt nicht gepasst. Mehr will ich dazu nicht mehr sagen.“

Ganze drei Minuten spielte Jopek unter Schiele, im November 2017. Danach stand er nicht mehr im Aufgebot. „Es hätten sich alle verletzen können, ich wäre trotzdem nicht im Kader gewesen“, sagt Jopek mit Bitterkeit in der Stimme. „Du verlierst dabei extrem den Spaß, wenn du weißt, es ist egal, was du machst, es bringt eh nix.“

Ziegner überzeugte Jopek vom HFC

Einige Mitspieler halfen ihm durch diese schwere Phase. Darunter der Ex-Hallenser Dennis Mast, mit dem Jopek schon in Bielefeld und Chemnitz zusammengespielt hatte und gut befreundet ist. „Vor allem aber die Familie und meine Freundin. Sie war ein großer Rückhalt“, sagt Jopek. Henriette kennt er noch aus Berlin. „Wir sind seit sechs Jahren zusammen, sie hat meine ganze Profikarriere miterlebt.“ Alle Höhen und Tiefen also.

Die Tiefen sollen mit dem Wechsel nach Halle zumindest vorerst der Vergangenheit angehören. „Ich musste nach Würzburg das Gefühl haben, dass ich eine sportlich faire Chance bekomme. Torsten Ziegner konnte mich davon schnell überzeugen“, begründet er seinen Wechsel nach Halle.

Sein Marktwert liegt heute übrigens bei 225.000 Euro. Für Jopek ist das aber immer noch nicht relevant. „Ich weiß, dass man sich seinen Platz immer erarbeiten muss und, dass man nur durch Leistung seinen Platz auch behält“, betont er. Alles andere ist nebensächlich. Das haben ihn seine Erfahrungen gelehrt.

(mz)