Ex-HFC-Trainer Sven Köhler bricht Schweigen Ex-HFC-Trainer Sven Köhler bricht Schweigen: "Acht Jahre hakt man nicht so einfach ab"

Halle (Saale)/Chemnitz - Bis Mittwoch hat Sven Köhler, der Ex-Trainer des HFC, geschwiegen. Nach einem Spaziergang im heimatlichen Chemnitz redete er dann mit Christoph Karpe.
Herr Köhler, nun ist Stefan Böger Ihr Nachfolger. Was halten Sie von diesem Trainer?
Köhler: Das ist nicht mehr meine Baustelle, und ich mag das nicht beurteilen. Ich denke, er hat in Dresden ordentlichen Fußball spielen lassen - egal, wie es dort dann auseinander gegangen ist.
Wie erging es Ihnen in der Zwischenzeit?
Köhler: In den ersten Tagen war es komisch, schwierig. Da bin ich früh aufgewacht und habe gedacht: Mist. Ich habe viel gegrübelt, mit der Familie und Freunden geredet und habe dann versucht abzuschalten. Seit Mai bin ich ja Opa, also mache ich auch Spaziergänge mit meinem Enkel. Aber acht Jahre in Halle, die hakt man nicht so einfach ab. Das war ja mehr als nur ein Job.
Sie standen nicht öffentlich in der Kritik. Hat Sie Ihre Entlassung überrascht?
Köhler: Es hat sich jedenfalls nicht angedeutet, dass das Münster-Spiel entscheidend werden würde. Wir haben ja schon schlimmere Situationen durchgestanden. Doch nach der 1:3-Niederlage entwickelte sich so ein komisches Gefühl. Am Sonntag danach hat mich dann Manager Ralph Kühne beiseite genommen und mir mitgeteilt, dass ich freigestellt bin.
Können Sie die Entscheidung nachvollziehen?
Köhler: Die Entscheidung kann man so treffen. Bei nur drei Punkten aus sechs Spielen kann ich mich nicht aufregen und sagen, dass dies ungerechtfertigt gewesen sei. Aber ich war immer überzeugt - und bin es auch jetzt noch -, dass wir auch diese schwierige Situation gemeistert hätten.
Hat Manager Ralph Kühne mit der Transferpolitik im Sommer eine Mitschuld an der Misere? Wurden die falschen Spieler geholt?
Köhler: Es wäre zu einfach, die Schuld auf Ralph Kühne abzuwälzen. Ich habe ja alle Entscheidungen, die Verpflichtungen betreffend, mitgetragen. Da kann ich die Schuld nicht wegschieben und mich rauswinden. Die Einkaufspolitik wurde aber immer dem angepasst, was finanziell beim HFC möglich ist. Trotzdem war im Sommer kein Fehleinkauf dabei.
Was ist dann schief gelaufen?
Köhler: Wir haben es nicht geschafft, Stabilität in die Abwehr zu bekommen, zu viele Tore kassiert. Manchmal haben Kleinigkeiten gegen uns entschieden. Wir waren in keinem Spiel klar unterlegen.
Was ist möglich mit dem Team?
Köhler: Ein Mittelfeldplatz, davon bin ich überzeugt.
Werden wir Sie wieder in Halle sehen, eventuell als Zuschauer?
Köhler: Bestimmt nicht in der nächsten Zeit. Ich gehe aber nun auch nicht gleich los und schaue mir Spiele des Chemnitzer FC an. Ich brauche generell Abstand.
Gab es schon Angebote, einen anderen Verein zu übernehmen?
Köhler: Nein - und daran denke ich im Moment auch nicht. Es wird sich irgendwann etwas ergeben. Vielleicht dann näher an Chemnitz dran. Eine kürzere Anfahrt als die nach Halle käme mir gelegen.
Sie haben noch bis zum Sommer 2016 einen Vertrag beim HFC. Geben Sie sich mit einer Abfindung zufrieden, sofern die angeboten wird?
Köhler: Warum sollte ich? Ich habe einen normalen Arbeitsvertrag. (mz)