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Dominik Stroh-Engel Dominik Stroh-Engel: Tore vom Fließband

Von Ronny Banas 28.03.2014, 21:22
Dominik Stroh-Engel traf in dieser Saison schon 24 Mal.
Dominik Stroh-Engel traf in dieser Saison schon 24 Mal. Imago Lizenz

Halle/Darmstadt/MZ - Patrick Mouaya wollte auf Nummer sicher gehen. Der Innenverteidiger des Halleschen FC klopfte beim Abschlusstraining seiner Mannschaft am Freitagmittag lieber noch ein paar Mal mehr seine Fußballschuhe auf dem Boden ab. So, als wolle er auch den letzten Krümel Dreck zwischen den Stollen herausdrücken. Dann noch ein prüfender Blick - und Mouaya war zufrieden. Es soll bloß nichts schiefgehen gegen Darmstadt. Vor allem der sichere Stand auf dem Rasen könnte entscheidend werden.

Tore, Tore, Tore

Denn Mouaya und sein Verteidigerkollege Marcel Franke bekommen es am Sonnabend mit der gefährlichsten Waffe der Darmstädter zu tun, dem Tor-Ungeheuer der Liga. Name: Dominik Stroh-Engel. Der 28-Jährige ist derzeit das Schreckgespenst sämtlicher Abwehrreihen zwischen Kiel und Burghausen. 24 Tore erzielte Stroh-Engel bislang, das ist ziemlich genau die Hälfte aller Tore seiner Mannschaft. Inzwischen ist er alleiniger Rekordtorschütze, seit es die dritte Liga gibt. Der 1,97 Meter große, wuchtige Stürmer ist damit entscheidend daran beteiligt, dass Darmstadt sieben Spieltage vor Saisonende gen zweite Liga schielt. Stroh-Engel trifft fast nach Belieben. Die Hintermannschaft des HFC ist gewarnt. Aber nicht nur vor Stroh-Engel, sondern auch vor zu kühnen Aussagen vor einem Spiel. „Das letzte Mal, als ich mich zu einem Stürmer geäußert habe, haben wir danach drei Tore in Osnabrück kassiert“, erinnert sich Marcel Franke mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Und am Sonnabend? Dominik Stroh-Engel? Ja, klar, sicher sei er einer der Besten in einer sehr guten Darmstädter Mannschaft. Doch man werde „nicht bloß staunend Spalier stehen“, so Franke.

Fast wäre es gar nicht dazu gekommen, dass Franke sich bei dem Thema Stroh-Engel auf die Zunge beißen muss und Mouaya die Schuhe lieber noch ein drittes Mal abklopft. Denn beinahe hätte der HFC den Stürmer vor der Saison unter Vertrag genommen. Wie die MZ erfuhr, war man sich so gut wie einig. Stroh-Engels Wechsel vom Ligakonkurrenten Wehen Wiesbaden schien nur noch eine Frage der Zeit. Bis Darmstadt dazwischenfunkte und ihm ein Angebot vorlegte, dass wohl um einiges höher dotiert war. Stroh-Engel sagte dem HFC ab. In Darmstadt lachen sie sich heute noch ins Fäustchen, denn die Investition hat sich für die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster in jedem Fall gelohnt. Die Abschlusstabelle 2012/13 wies die Hessen noch als Absteiger aus. Die Klasse konnte nur deshalb gehalten werden, weil der DFB den Offenbacher Kickers die Lizenz verweigerte. Stroh-Engels Verpflichtung war ein ziemliches Wagnis, denn in Wiesbaden drückte er nur die Bank. Es kam bekanntlich anders, der Stern des Stürmers begann aufzusteigen.

Bei Niederlage Haare ab

Nur in Halle lief es in der Hinrunde wenig erbaulich. Franke erinnert sich: „Beim Hinspiel hatten wir ihn gut im Griff. Das werden wir wieder versuchen.“ Im Oktober verlor Darmstadt im Erdgas Sportpark mit 0:1. Wenn er und Mouaya ihre Sache gut machen, könnten sie den HFC nicht nur im Rennen um Platz vier halten, sondern unter Umständen sogar verhindern, dass Stroh-Engel einen weiteren, inoffiziellen Rekord der dritten Liga bricht. Den für den Spieler mit den längsten Haaren. Seit er trifft wie er will, hat sich der Darmstädter selbst auferlegt, solange nicht zum Friseur zu gehen, bis seine Mannschaft wieder verliert. Inzwischen hat Stroh-Engel schon eine stattliche Haarpracht, denn im Jahr 2014 hat Darmstadt noch nicht verloren. Sechs Mal gewannen sie, viermal spielten sie remis. Nun macht sich der 28-Jährige schon Gedanken, ob es eine gute Idee war: „Es könnte unter der Matte im Sommer ganz schön warm werden“, witzelte er.

Im Sommer wäre Darmstadt 98 dann nach dieser Rechnung in der zweiten Liga gelandet.