Eskalation im Aufstiegsstreit Aufstiegsstreit 3. Liga: Folgen Protestaktionen in den Stadien?

Halle (Saale) - Gereizt. So beschreibt Ralf Heskamp die Stimmung am Dienstag in Wiesbaden. In der hessischen Landeshauptstadt hatten sich Top-Funktionäre der 20 Fußball-Drittligisten kurzfristig zu einer Krisensitzung zusammengefunden. Auslöser: Die stockende Regionalliga-Reform.
Um die ungeliebte Relegation zur dritten Liga loszuwerden, soll die vierthöchste deutsche Spielklasse eigentlich von fünf auf vier Ligen reduziert werden, mit Aufstiegsrecht für jeden Meister. Die Drittligisten hatten dafür einen vierten Absteiger akzeptiert.
HFC-Sportdirektor Ralf Heskamp: „Jeder schaut nur auf sich selbst“
„Wir sind den Regionalverbänden entgegengekommen“, sagt Heskamp, Sportdirektor des Halleschen FC. Nur um jetzt festzustellen, dass die Reform am Eigensinn der Verbände zu scheitern droht. „Jeder schaut nur auf sich selbst“, ärgert sich Heskamp.
Da die Drittligisten keine Kompromissbereitschaft sehen, gehen sie nun auf offenen Konfrontationskurs mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Unmissverständlich machen die Vereine der 3. Liga klar, dass die Glaubwürdigkeit des DFB in Bezug auf die Neuregelung des Aufstiegs in die 3. Liga endgültig verloren gegangen ist“, heißt es in einer Erklärung, die die 20 Vereine am Mittwoch geschlossen veröffentlicht haben.
Als Reaktion auf den Reformstau kündigen die Drittliga-Vereine zudem den Kompromiss zur Aufstiegsregelung auf. Sie stellen zwei Forderungen auf: Erhalt der eingleisigen dritten Liga und die Rückkehr zum Modell mit nur drei Absteigern. „Und das schon zur nächsten Saison“, stellt Ralf Heskamp klar.
Regionalliga Nordost soll erhalten bleiben
Damit reagieren die Drittligisten auf den am Montag veröffentlichten Vorschlag der Arbeitsgruppe zur Reform der Regionalligen und die darauf folgenden Aussagen von Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) und Rainer Koch, DFB-Vizepräsident und zugleich Chef des Bayerischen Fußballverbands.
Der Lösungsvorschlag der Arbeitsgruppe sieht vor, dass die Verbände West und Südwest ihre Regionalligen behalten, die Meister jeweils aufsteigen. Zudem sollen sich die Regionalverbände Nord, Nordost und Bayern auf zwei Ligen einigen. So weit so gut.
Am Dienstag erklärte NOFV-Präsident Milkoreit aber gegenüber dem MDR, dass die Regionalliga Nordost auf jeden Fall erhalten bleiben soll, auch auf Kosten einer Relegation. So war die Reduzierung auf vier Ligen in weite Ferne gerückt.
Zweigleisige 3. Liga: Kritik von Ralf Heskamp
Das Fass endgültig zum Überlaufen brachte dann Rainer Koch: „Wäre die 3. Liga zweigleisig, hätten wir eine echte pyramidale Ligenstruktur und mit der Bildung der dann fünf oder sogar sechs Regionalligen überhaupt keine Probleme“, hatte er via „Sport Bild“ vorgeschlagen.
„Die dritte Liga ist durch die Fernsehverträge finanziell endlich auf einem guten Weg, der Vorschlag der Teilung ist inakzeptabel“, findet Heskamp. Für ihn und seine Drittliga-Kollegen, ist die einzige akzeptable Lösung: „Vier Ligen und die Meister müssen direkt aufsteigen.“
Drittligisten bei Entscheidung ohne Stimmrecht
Allerdings haben die Drittligisten beim DFB-Parteitag, der im September 2019 über die Reform der Regionalligen abstimmen soll, kein Stimmrecht. „Wir haben keine Macht, werden vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Heskamp. „Unsere einzige Möglichkeit ist, öffentliche Aufmerksamkeit zu schaffen.“
Dafür war die gemeinsame Erklärung der Vereine der erste Schritt. Weitere könnten folgen: „Wir werden nicht zu Protestaktionen in den Stadien aufrufen, ausschließen können wir das aber nicht“, sagt Heskamp. (mz)