Hallescher FC Hallescher FC: Dünne personaldecke bereitet Köhler sorgen

Beyernaumburg/MZ - Nach ein paar lockeren Auslaufrunden über die Berg- und Talwiese, die in Beyernaumburg als Fußballplatz dient, bittet Physiotherapeut Hans Gottschalt zur Gymnastik. Die Profis des Halleschen FC rollen bäuchlings über ein paar himmelblaue Kunststoff-Zylinder. Pierre Merkel gibt derweil an der Außenlinie dem Vereinssender ein Interview. Natürlich freut sich der Stürmer über seine beiden Einstand-Tore beim 2:0 im Testspiel zuvor gegen den Regionalligisten Auerbach.
Sven Köhler steht derweil im Mittelkreis. Er beobachtet die Seinen, ein feines Lächeln umspielt seine Lippen. Sein Anblick vermittelt im ersten Eindruck: Der Trainer des Drittligisten ruht in sich. „Schön, dass Pierre Merkel sofort getroffen hat“, sagt er. Schließlich sei das „gut für den Kopf eines Stürmers - auch wenn es nur ein Testspiel war“, sagt Köhler und findet überhaupt: „Phasenweise war ich mit dem Spiel zufrieden.“
Generell jedoch gilt: Die Gelassenheit des Trainers, seine phasenweise Zufriedenheit an diesem Freitagabend im mansfeldischen, ist purer Fatalismus. Denn plötzlich gesteht er: „Natürlich bin unruhig.“ Denn: „Mit dieser Mannschaft, so wie sie aktuell zusammengesetzt ist, spielen wir nur gegen den Abstieg.“ Da ist er ganz Realist.
Dabei hatte Präsident Michael Schädlich vor Wochen noch versprochen: „Der HFC wird in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben.“ Danach sieht es derzeit, 18 Tage vor dem bereits euphorisch erwarteten Saisonstart gegen Aufsteiger RB Leipzig - das Spiel ist ausverkauft - nicht aus. Der Trainer ist der wichtigste Kronzeuge.
Für den Auerbach-Test standen ihm lediglich 13 Feldspieler zur Verfügung. Wobei Anton Müller auch gerade so fit geworden war, dass er wenigstens in der zweiten Halbzeit einspringen konnte. Doch nicht nur an Masse hapert es an diesem Abend. Die beherrschenden und augenfälligen Spieler sind Kapitän Maik Wagefeld und Toni Lindenhahn - zwei aus dem kleinen Restkader der letzten Saison. In Hälfte zwei ist Müller schließlich bei den Torvorbereitungen beteiligt.
Kaum einer drängt sich auf
Die Neuen? Marcel Franke spielt einen wirklich starken Innenverteidiger. Der Rest - inklusive Torschütze Merkel - zeigt nicht mehr als szenenweise brauchbare Ansätze. Was natürlich bei einem solchen Test an und für sich nicht überzubewerten ist. Allerdings reicht der Auftritt als deutlicher Hinweis. Schließlich schaffte es von den gerade verpflichteten Spielern niemand, für staunendes Entzücken zu sorgen. Schon gar nicht beim Trainer. „Wir brauchen noch drei starke Leute“, sagt Köhler. Erst dann könne er seine wenig ermutigende Abstiegskampf-Prognose nach oben korrigieren.
Einen Wunschspieler für die Abwehr bekam Köhler am Sonntag: Adli Lachheb, in Duisburg ausgemustert, unterschrieb einen Einjahresvertrag und kommt nach drei Jahren zum HFC zurück (siehe: „Ich habe dem HFC viel zu verdanken“).
Dabei hat Köhler am Freitag noch geunkt: „Bei Adli wird es schwierig. Er ist stolz, er hat ein Problem, sich damit anzufreunden, aus der zweiten Liga einen Schritt zurückzugehen.“Die Abwehr ist damit fast komplett. „Bei Daniel Ziebig mache ich mir große Hoffnungen, dass er zurückkehrt“, sagt Köhler über den Cottbuser.
Angriff bleibt Problemzone
Problemzone ist der Angriff. Merkel, der genommen wurde, weil seine Vita mit Zweitliga-Einsätzen für Eintracht Braunschweig Potenzial verheißt, steht bisher als Alleinunterhalter auf weiter Flur. Nils Pichinot hätte noch Vertrag. „Doch wir sind an einem Punkt, wo für beide Seite eine Trennung besser wäre.“ Vielleicht werde Pichinot „woanders glücklicher“.
Fazit: Zwei Klasse-Stürmer und auch ein Zehner - wegen der fragilen Fitness von Björn Ziegenbein - werden dringend gesucht. Die Fahndung und vor allem ein Happy End sind ein heikles Unterfangen. „Es gibt Vereine, die fragen bei drei Kandidaten an und bekommen zwei davon“, erzählt Köhler. Dann folgt der Vergleich: „Wir müssen bei zehn Spielern anfragen - dann kommen vielleicht zwei.“ Es sind die HFC-Verhältnisse halt, die wenig üppigen finanziellen Möglichkeiten und die daraus resultierende Selbstbeschränkung. Doch: „Es muss unbedingt noch etwas passieren“, meint Köhler.