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Ziele erfüllt und mehr: Ost-Drittligisten mit guter Bilanz

Natürlich geht immer mehr. Wenn aber von fünf Drittligisten des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes gleich zwei in die 2. Bundesliga aufsteigen und die anderen relativ zeitig den Klassenverbleib sicher haben, war es eine gute Saison.

Von dpa Aktualisiert: 24.5.2021, 10:29
Der HFC konnte am Saisonende dann doch noch jubeln.
Der HFC konnte am Saisonende dann doch noch jubeln. (Foto: imago images/Eibner)

DYNAMO DRESDEN

Leipzig - Dynamo Dresden hat den Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga innerhalb einer Saison korrigiert und ist wieder zweitklassig. Dank eines für Drittligaverhältnisse überdurchschnittlich gut aufgestellten breiten Kaders konnten auch schwierige Phasen innerhalb des Spieljahres ohne bedeutenden Substanzverlust überspielt werden. Zahlreiche teils schwere Verletzungen und Corona-Erkrankungen beziehungsweise -Quarantänezeiten führten nur zu kurzzeitigen Problemen. Allerdings werden auch die schweren Ausschreitungen um das Stadion am Tag des Aufstiegs mit etwa 200 Verletzten in schlechter Erinnerung bleiben.

Als das im Januar bei einem komfortablen Vorsprung ausgesprochene Ziel Aufstieg doch noch in Gefahr geriet, bewährte sich das „Allheilmittel Trainerwechsel“. Markus Kauczinski, dessen ohnehin auslaufender Vertrag nur im Aufstiegsfall verlängert worden wäre, wurde von Alexander Schmidt abgelöst, der mit einer beeindruckenden Serie von sechs ungeschlagenen Liga-Partien ohne Gegentor die Dresdner wieder nach oben führte. Aus dem Dynamo-Kader ragten im Saisonverlauf Torhüter Kevin Broll, Abwehrspieler Tim Knipping, der Mittelfeldmann Julius Kade sowie Angreifer Christoph Daferner noch heraus.

FC HANSA ROSTOCK

Die Geduld und Beharrlichkeit beim FC Hansa haben sich ausgezahlt. Nach neunjähriger Abstinenz sind die Ostseestädter wieder zweitklassig. Mann der Saison ist Trainer Jens Härtel, der seine Vorstellungen, Fußball zu spielen, nach zweieinhalb Jahren in Rostock wie einst schon beim 1. FC Magdeburg mit dem Zweitliga-Aufstieg krönte. Dabei waren die Rostocker alles andere als stabil in die Saison gestartet. Zur Halbzeit lag der Verein auf Platz sechs, verlor aber nie den Sichtkontakt zu den Aufstiegsplätzen.

Eine beeindruckende Rückrunde mit 17 Spielen ohne Niederlage führten schließlich zum verdienten Aufstieg. Dabei zeigten die Rostocker Qualitäten in allen Mannschaftsteilen. Torhüter Markus Kolke sicherte in einigen umkämpften Partien wie beim 0:0 im Schlüsselspiel beim TSV 1860 München den Punktgewinn, als auch die gesamte Abwehr erfolgreich Schwerstarbeit verrichtete. Allerdings profitierte Hansa auch von der Instabilität aller anderen Spitzenteams, die regelmäßig Partien verloren und erst damit den Weg zum Aufstieg ebneten. Im Saisonverlauf überzeugten neben Kolke Nico Neidhardt, Bentley Baxter Bahn und John Verhoek mit ihren Auftritten am meisten.

1. FC MAGDEBURG

27 Spieltage lang spielte der 1. FC Magdeburg wie ein Absteiger. Und stand in der Tabelle entsprechend. Trainer Thomas Hoßmang, der das Team in der vorherigen Spielzeit vorm Abstieg bewahrte und deshalb weitermachen durfte, schaffte es nicht, ein offensivstarkes Team zu formen. Als es dann auch noch zum Zerwürfnis mit den Routiniers Christian Beck, Jürgen Gjasula und Sören Bertram kam, war es um den Frieden innerhalb des Teams geschehen. Auch in Magdeburg half letztlich der Trainerwechsel.

Christian Titz übernahm, stellte alles und jeden auf den Prüfstand und fand das Vertrauen der Spieler. Elf Spiele in Serie blieb der FCM ungeschlagen und belohnte sich noch frühzeitig mit dem Klassenverbleib. Dabei spielten die Magdeburger teilweise herzerfrischenden Fußball, der so gar nichts mehr gemein mit der ersten Halbserie hatte. Mit dem im Winter verpflichteten Baris Atik hatten sie zudem einen Spieler, der mit seinen technischen Fähigkeiten in vielen Partien den Unterschied machte, selbst Treffer erzielte, aber auch viele vorbereitete. Schafft es Trainer Titz, diese Mannschaft trotz feststehender neun Abgänge weiterzuentwickeln, ist ihm in der nächsten Saison einiges zuzutrauen.

FSV ZWICKAU

Nach einem guten Saisonstart rutschten die Westsachsen im Herbst nach einer Serie von sechs sieglosen Spielen tief in den Tabellenkeller ab. Trainer Joe Enochs stand kurz vor dem Rauswurf, der US-Amerikaner rettete sich aber mit wichtigen Siegen Mitte Dezember auswärts beim SV Meppen (2:1) und im Januar gegen den VfB Lübeck (2:1). Weil in der Hinrunde wiederholt Corona-Fälle beim FSV auftraten und die Mannschaft eine längere Quarantäne-Pause einlegen musste, standen für die Zwickauer zu Jahresbeginn mehrere Englische Wochen auf dem Programm.

Das Enochs-Team konnte trotz der hohen Belastung aber konstant punkten und legte unter anderem mit den überraschenden Auswärtserfolgen bei 1860 München (1:0) und in Saarbrücken (2:1) den Grundstein für den Klassenverbleib. In dieser Phase überzeugte neben Torwart und Kapitän Johannes Brinkies vor allem Außenbahnspieler Morris Schröter, der regelmäßig als Torschütze und Vorbereiter glänzte. Verlass war erneut auch auf Ronny König. Der Oldie steuerte zehn Treffer zur sportlichen Rettung bei.

HALLESCHER FC

Die Saison des Halleschen FC glich wieder einer Berg- und Talfahrt. Starke Phasen wie Mitte der ersten Halbserie, als man direkten Kontakt zu den Aufstiegsplätzen hatte, wechselten sich mit Negativläufen ab, die den Club sehr nah an die bedrohte Zone heranführten. Das 3:0 bei Dynamo Dresden löste den Knoten. Danach war klar: Auch 2021/22 spielt der HFC in der 3. Liga. Das Graue-Maus-Image konnte das Team jedoch nie ablegen.

Dabei hat der HFC alles, um relativ weit vorn mitzuspielen, das bewies man in der Vergangenheit öfter. Die Leistungseinbrüche der gesamten Mannschaft sind kaum erklärbar, zumal es in dieser Spielzeit nicht das erste Mal vorkam. Können Leistungsträger wie der kaum ersetzbare Terrence Boyd über mehrere Spiele hinweg nicht überzeugen oder stehen nicht zur Verfügung, zieht das das ganze Team hinunter. Immerhin schaffte es Trainer Florian Schnorrenberg immer wieder zur richtigen Zeit, die Mannschaft auf Kurs zu bringen. Ob er auch für die nächste Saison der richtige Mann sein soll, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Überhaupt ist es spannend, wie der neue Sportdirektor Ralf Minge den Verein voranbringen will und wird.