Gemüseanbau Nach Gurken-Saison streicht Produzent im Spreewald Jobs
Millionenverluste, Stellenabbau, Saisonbetrieb: Die Spreewaldgurke bleibt - 200 Jobs eines Traditionsunternehmens in der Kleinstadt Golßen nicht. Wie es nach der Gurken-Saison weitergeht.

Golßen - Nach der diesjährigen Gurkenernte baut das Traditionsunternehmen Spreewaldkonserve von Ende Oktober an Jobs ab. „200 Stammmitarbeiter werden wir verlieren“, sagte Geschäftsführer Till Alvermann der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen wieder in die schwarzen Zahlen kommen.“ Alvermann will zugleich deutlich machen: „Wir stellen die Spreewaldgurke nicht infrage.“
Im Juli und August ist Haupterntezeit für das Gemüse, das per Handarbeit vom Feld geholt wird. Die Saison endet im Oktober.
Geschäftsführer: Wieder in die schwarzen Zahlen kommen
Das Unternehmen verlor nach eigenen Angaben jährlich zweistellige Millionenbeträge. Genaue Zahlen will der Geschäftsführer nicht nennen. Das bisherige Geschäftsmodell sei nicht mehr tragbar, sagte Alvermann. Das Unternehmen müsse wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Deshalb werde der Ganzjahresbetrieb, bei dem etwa auch Rote Bete, Rotkohl und Sauerkraut hergestellt werden, künftig auf einen Saisonbetrieb für Gurken umgestellt.
Eine Schließung der Produktionsstätte am Traditionsstandort Golßen im Kreis Dahme-Spreewald wie noch im Januar vorgesehen wird es nicht geben. Stattdessen wird laut dem Geschäftsführer nun der zweite Standort in Schöneiche aufgegeben, der nur wenige Kilometer entfernt von Golßen liegt. Gegen ein Ende der Gurken-Produktion in Golßen hatte es Protest gegeben. Auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) schaltete sich ein.
Der Gemüseverarbeiter Spreewaldkonserve gehört seit 2021 zum französischen Lebensmittelkonzern Andros („Libby's“, „Bonne Maman“).
Standort-Bedeutung für Gurken-Stadt zunächst nicht bedacht
Alvermann, der seit Dezember Geschäftsführer der Obst- und Gemüseverarbeitung Spreewaldkonserve Golßen GmbH ist, sagte: „Golßen ist die Urstätte der Spreewaldgurke. Das war mir vorher nicht bewusst, sonst hätten wir das gleich berücksichtigt.“ Trotz der geänderten Entscheidung, Schöneiche statt Golßen als Produktionsstandort zu schließen, ändere sich am künftigen Konzept und einem Abbau von Arbeitsplätzen nichts.
Ende des Jahres werden Alvermann zufolge noch etwa 60 Festangestellte beschäftigt sein, in der kommenden Saison sollen es dann 30 sein. Das sei schwierig für die betroffenen Kollegen. „Aber ich bin optimistisch, dass ein Großteil in der Nähe neue Jobs finden wird“, so Alvermann. Für die Ernte der Gurken werden vor allem auch Saisonarbeiter eingesetzt.
Die Spreewälder Gurken sind als Markenname seit 1999 innerhalb der Europäischen Union geschützt. Lediglich die Gurken aus dem Anbaugebiet des Spreewaldes dürfen unter diesem Namen verkauft werden.
Sorge wegen Mindestlohn-Erhöhung
Eine Mindestlohn-Erhöhung sieht der Unternehmensmanager für den arbeitsintensiven Anbau von Obst und Gemüse kritisch. Dann müssten Gurken aus Deutschland, die ohnehin mit günstigeren ausländischen Produkten konkurrierten, teurer werden, befürchtet Alvermann. Vor gravierenden Folgen der Mindestlohn-Erhöhung warnte auch der Bauernverband.
Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Stufen auf 14,60 Euro zum 1. Januar 2027 steigen. Derzeit beträgt er 12,82 Euro.