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  7. Wer ist Bernd Neuendorf? DFB-Präsident im Porträt

Neuer Präsident im Porträt Ruhiger Analyst ist neuer DFB-Boss: Bernd Neuendorf tritt ins Rampenlicht

Ruhiger Analyst, eloquenter Redner, integrer Mensch: Bernd Neuendorf bewegte sich bislang im Hintergrund. Nun ist er DFB-Präsident.

Aktualisiert: 11.03.2022, 15:44
Bernd Neuendorf wurde vom DFB-Bundestag am 11. März 2022 zum 14. Präsidenten des Fußball-Verbandes gewählt.
Bernd Neuendorf wurde vom DFB-Bundestag am 11. März 2022 zum 14. Präsidenten des Fußball-Verbandes gewählt. (Foto: IMAGO/Revierfoto)

Bonn/SID/MZ - Im vergangenen Herbst rätselte selbst Oliver Bierhoff. Wer dieser Bernd Neuendorf wohl sein könnte, der damals noch als Kandidat für die DFB-Spitzenposition gehandelt wurde? Er jedenfalls, beteuerte der DFB-Direktor, kenne ihn nicht. Den allermeisten selbst anerkannten Experten in der Fußballwelt dürfte es genauso ergangen sein.

Doch nun, ein halbes Jahr, etliche Interviews und eine Wahl später, steht der weitgehend unbekannte Neuendorf im Rampenlicht. Als neuer DFB-Präsident, als neuer starker Mann an der Spitze eines Verbandes, der seit Jahren mit sich selbst ringt. Plötzlich ruhen die Hoffnungen auf einen Neuanfang beim Deutschen Fußball-Bund auf den Schultern eines Späteinsteigers.

Bernd Neuendorf: Journalist wechselte 2003 in die Politik

Nach mehreren Stationen im Journalismus - darunter auch als stellvertrender Chefredakteur bei der MZ in Halle - wechselte Neuendorf (60) 2003 zunächst in die Politik. Er arbeitete unter anderem als Sprecher für die SPD unter dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder, war ab 2012 fünf Jahre Staatssekretär im Familienministerium von Nordrhein-Westfalen. Seither ist er bestens vernetzt, besitzt enge Verbindungen ins politische Berlin.

Daraus macht Neuendorf keinen Hehl, ebenso wenig wie aus seinem Verhältnis zu Bundeskanzler Olaf Scholz („Wir kennen uns“). An dessen vorsichtiger, zurückhaltender Kommunikation könnte sich der neue DFB-Boss orientieren. „Sorgfältig abzuwägen, bevor man sich öffentlich äußert“, sagte Neuendorf der Frankfurter Rundschau, das sei „immer ratsam“.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf ist Fan von Alemannia Aachen

Dass nicht nur das Image des Verbandes ramponiert ist, dass sich auch seine Vorgänger zum Großteil ihren Ruf zerstörten, weiß er ganz genau. Er habe aber einen Stil, „der etwas anders ist als bisher“, sagte Neuendorf der Sportschau: „Ich bin jemand, der zurückhaltender ist, der sich sehr gerne mit vielen Menschen unterhält, bevor er sich eine Meinung bildet.“

Den Weg in die Verbandswelt fand der Fan von Alemannia Aachen erst spät, die Chefrolle im Fußball-Verband Mittelrhein übernahm er 2019. In Verbandskreisen gilt der gebürtige Dürener als integer, wird immer wieder als ruhiger Analyst beschrieben. Der Vater zweier Kinder tritt eloquent auf, in Interviews trägt er seine markante Lesebrille meist auf der Stirn.

Bislang ist Neuendorf nicht als Lautsprecher aufgefallen, im Gegensatz zu vielen anderen hat er sich noch nicht in DFB-Machtkämpfen aufgerieben. Seine Schwachstelle? Anders als Peter Peters hatte er sich im Vorfeld der Wahl kaum vom umstrittenen Dauerfunktionär Rainer Koch distanziert.

Den Posten im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) überlässt er Koch, Peters soll im Council des Weltverbandes FIFA bleiben. Es ist offen, wie Neuendorf auf dem Weg zur Heim-EM 2024 international an Bedeutung gewinnen will.

Mit Bierhoff jedenfalls habe er sich ausgesprochen. Es sei „rasch klar geworden“, dass die Aussage „in keinster Weise abschätzig oder gar respektlos gemeint war“, sagte der neue DFB-Präsident: „Ehrlich gesagt: Über die Wahrnehmung in den Medien haben wir uns ein wenig amüsiert. Es ist alles geklärt.“ Das muss es auch, schließlich ist Neuendorf nun Bierhoffs Chef.