Von Clemens bis Zoller Von Clemens bis Zoller: Das waren die Gewinner des zweiten Bundesliga-Spieltags

Kevin Volland
Wer als kleines Bürschchen anfängt, sich für den Fußball zu begeistern, der beginnt auch gleich zu träumen. Davon, es eines Tages auch zum Profi zu bringen und es am besten auch gleich in eine neue Ausgabe dieser schönen Historienbücher zu schaffen, die Opa so fleißig sammelt. Kevin Volland ist das jetzt gelungen.
Nun hat besagter Herr Volland seinen Platz in so mancher Liste ja bereits sicher, der Hoffenheimer Stürmer ist immerhin deutscher Nationalspieler. Aber einen Rekord zu halten, ist in Zeiten des Statistikwahnsinns nun wahrlich keine schlechte Sache, und dann auch noch aus einem Spiel gegen die Bayern: Vollands Tor zum 1:0 war der 48683. Treffer der Bundesliga-Geschichte – und zugleich der schnellste. Vor gut einem Jahr hatte zwar schon Leverkusens Karim Bellarabi gegen den BVB nach neun Sekunden getroffen, aber Achtung: Volland war 0,3 Sekunden schneller! Er traf zudem mit dem ersten Ballkontakt seiner Mannschaft ins Netz – auch das hat es zuvor nicht gegeben.
Womöglich sind diese Fakten ein winziger Trost für die 1:2-Niederlage der Hoffenheimer. Wir jedenfalls gratulieren zur Bestmarke.
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Matthias Ginter
Eine der am häufigsten bemühten Floskeln der Branche besagt, dass im Fußball alles sehr schnell gehen kann. Über diese simple Universalweisheit wird Matthias Ginter während der zurückliegenden Saison womöglich das eine oder andere Mal sinniert haben: Im Sommer 2014 noch Weltmeister in Brasilien, dann der Wechsel von Freiburg nach Dortmund für etwa zehn Millionen Euro – und etwas mehr als ein halbes Jahr später musste Ginter in der Dritten Liga für die zweite Mannschaft des BVB auflaufen. Die ultimative Degradierung.
Zu Beginn dieses Sommers standen die Zeichen schon wieder auf Abschied, Mönchengladbach war an Ginter interessiert und der Verteidiger selbst nicht abgeneigt, doch der BVB intervenierte. Ginter musste bleiben. Und es sieht gerade erstmals nach langer Zeit so aus, als könne sich die ganze Sache doch noch zur Erfolgsgeschichte entwickeln: Gegen den FC Ingolstadt durfte Ginter erstmals unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel von Beginn an ran. Er überzeugte als Rechtsverteidiger. Er erzielte den Treffer zum 1:0 - sein erstes Pflichtspieltor für die Borussia. Und er bereitete das 4:0 durch Pierre-Emerick Aubameyang vor.
Ein Neuanfang? Wenn nicht jetzt – wann dann?
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Simon Zoller
Wo wir vorhin von Floskeln sprachen: Geschichten wie die des Simon Zoller schreibt nur der... nein, lassen wir das, wundersame Comebacks gibt es auch abseits des Fußballs. Aber wir möchten festhalten, dass Zollers Wandel durchaus beeindruckend ist.
Für drei Millionen Euro war er im Sommer 2014 zum 1. FC Köln gewechselt. Nach einem enttäuschenden halben Jahr hat er sich nach Kaiserslautern ausleihen lassen. Als er vor wenigen Wochen zurückkehrte, haben ihm anfangs die wenigsten eine vielversprechende Zukunft beim FC prophezeit. Und jetzt? Hat Zoller in den ersten drei Pflichtspielen der Saison jeweils einmal getroffen. Sein zwar von der Wolfsburger Defensive freundlich unterstützter, aber doch wunderbarer Treffer zum 1:0 gegen den VfL ließ keine Zweifel offen: Dieser junge Mann hat eine ordentliche Dosis an Selbstvertrauen gewonnen. Und das zurecht.
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Christian Clemens
Die vergangenen beiden Jahre nach seinem Abschied vom 1. FC Köln sind für Christian Clemens nicht besonders schön verlaufen. Auf Schalke war er hauptsächlich verletzt und auch seit er nach Mainz ausgeliehen ist, kam der talentierte Offensivmann bislang nicht wirklich in Tritt. Und dann dieses Spiel am Sonntag. Beim überraschenden 2:1-Sieg seines Teams in Mönchengladbach bereitete Clemens den Führungstreffer vor und erzielte das Siegtor selbst.
„Der Moment nach dem Treffer war eine besondere Situation und eine riesige Genugtuung“, sagte der ehemalige Junioren-Nationalspieler hinterher und das dürfte gleich zwei Gründe haben: Einerseits war es für Clemens sicher ein befreiendes Erlebnis, ein so wichtiges Tor zu erzielen. Andererseits gibt es für einen in Köln geborenen und aufgewachsenen Spieler, der zwölf Jahre lang beim FC aktiv war, wohl kaum einen schöneren Ort als den Borussia-Park, um seine Mannschaft zum Auswärtssieg zu schießen.
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Thomas Müller
Es heißt ja immer wieder mal, zwischen Thomas Müller und seinem Trainer Pep Guardiola stimme die Chemie nicht. Der Nationalspieler wird oft ausgewechselt und macht dabei selten einen zufriedenen Eindruck, im Training ist es neulich auch einmal laut geworden zwischen den beiden und die ständigen Gerüchte über einen möglichen Abschied von Müller in Richtung Manchester United kommen ja nicht von ungefähr.
Auf dem Platz aber ist Müller nichts davon anzusehen. Gegen Hoffenheim erzielte er den wichtigen Ausgleichstreffer, schon sein drittes Tor am zweiten Spieltag, und anders als etwa Arjen Robben und Mario Götze überzeugt Müller in der Offensive der Bayern auf ganzer Linie – und profitiert wie auch Robert Lewandowski von der Vorarbeit des pfeilschnellen Douglas Costa. Aber die Tore sind ja nicht alles: In Spielen, in denen es auch beim Rekordmeister mal eher über Kampf und Moral als über spielerische Glanzmomente geht, lebt Müller die modifizierte Marschroute vor wie kein anderer.
Und wenn dabei dann noch 74 Tore in 199 Bundesliga-Spielen rumkommen, bleibt uns nicht viel mehr zu sagen, als: Respekt.




