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Rechtsextremisten beim FC Ostelbien Dornburg Rechtsextremisten beim FC Ostelbien Dornburg: Schiedsrichter streiken aus Sorge um die eigene Gesundheit

Von Hendrik Kranert-Rydzy 03.08.2015, 20:27
Gewalttätige Auseinandersetzungen in der Kreisliga. Beim Spiel in Paplitz schlug und trat ein Spieler aus Dornburg auch einen dunkelhäutigen Spieler. Es kam zu tumultartigen Szenen.
Gewalttätige Auseinandersetzungen in der Kreisliga. Beim Spiel in Paplitz schlug und trat ein Spieler aus Dornburg auch einen dunkelhäutigen Spieler. Es kam zu tumultartigen Szenen. Albrecht Radon/MDR Lizenz

Möckern - Mit Beginn der neuen Fußballsaison drohen im Jerichower Land viele Spiele in der Kreisliga auszufallen. Zahlreiche Schiedsrichter des Kreisverbandes weigern sich aus Sorge um die eigene Gesundheit, Partien des von Rechtsextremisten dominierten Vereins FC Ostelbien Dornburg zu pfeifen. Das ergaben Recherchen von MDR Info und Mitteldeutscher Zeitung. Schiedsrichter-Obmann Dietmar Fähse bestätigte, dass sich von 65 Schiedsrichtern nur noch sechs für Spiele des FC Ostelbien Dornburg zur Verfügung stellten. Gleichzeitig haben mindestens vier Kreisliga-Mannschaften erklärt, nicht mehr gegen den FC Ostelbien Dornburg antreten zu wollen.

Auslöser sind massive Übergriffe von Spielern des FC Ostelbien auf Spieler anderer Mannschaften bei Punktspielen und Turnieren. Immer wieder wurden Mitglieder gegnerischer Mannschaften brutal gefoult, Spieler mit Migrationshintergrund beleidigt und Schiedsrichter bedroht. Die Polizei muss regelmäßig Einsätze bei Spielen des FC Ostelbien fahren.

Kritik am Landesfußballverband

„Ich will nicht in meiner Freizeit um Leib und Gesundheit fürchten müssen“, begründete der Vereinschef des SV Eiche Redekin, Michael Pieper, die Entscheidung, nicht mehr gegen den FC Ostelbien Dornburg antreten zu wollen. Pieper war auch der erste Schiedsrichter im Kreisverband, der erklärte, keine Partie unter der Beteiligung von Ostelbien zu pfeifen. Er warf zudem dem Landesfußballverband vor, sich bislang nicht um das Problem gekümmert zu haben.

Der FC Ostelbien Dornburg gilt als Neonazi-Verein, dem daher bereits bei seiner Gründung 2011 die Lizenz verweigert werden sollte. Der Verein klagte diese jedoch ein. Inzwischen hat sich die Zahl der Extremisten in der 18-köpfigen Mannschaft weiter erhöht. „15 Spieler der Mannschaft sind uns als Rechtsextremisten bekannt“, sagte Hilmar Steffen vom Landesverfassungsschutz. Mannschaftskapitän Dennis Wesemann sei seit langem in der Szene aktiv, so Steffen. Es habe zahlreichen Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Beleidigung und Volksverhetzung gegeben. Wesemann selber war Gründungsmitglied der gewaltbereiten Hooliganvereinigung „Blue White Street Elite“.

Ausschluss von FC Ostelbien Dornburg geprüft

Nach langem Zögern prüfen Landessportbund und Landesfußballverband derzeit die Möglichkeit, den Verein auszuschließen. Nach MZ-Informationen hatte das Innenministerium zuvor Druck ausgeübt. Innenstaatssekretär Ulf Gundlach (CDU) erklärte auf Nachfrage, dass „man in den Verbänden das Problem jetzt ernsthaft sieht“. Es gebe „Anhaltspunkte und Indizien dafür“, dass ein Ausschluss erfolgreich sein könnte. Gundlach warnte aber vor überzogenen Erwartungen: „Das Verfahren wird noch ein paar Monate dauern, zudem ist davon auszugehen, dass der Verein Rechtsmittel einlegt.“ Der Landesfußballverband will sich am 6. August mit dem Fall beschäftigen. Vorher wolle man sich nicht zum Sachstand äußern. (mz)