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RB Leipzig trifft auf Ex-Kapitän Frahn RB Leipzig trifft auf Ex-Kapitän Frahn: "Vor dem Tor gibt es keine Freunde"

Von Ullrich Kroemer 15.09.2015, 15:10
Daniel Frahn feierte am 02.06.2013 nach dem Relegationsrückspiel gegen die Sportfreunde Lotte mit RB Leipzig den Aufstieg in die 3. Liga.
Daniel Frahn feierte am 02.06.2013 nach dem Relegationsrückspiel gegen die Sportfreunde Lotte mit RB Leipzig den Aufstieg in die 3. Liga. dpa/Archiv Lizenz

Daniel, überwiegt vor dem Duell gegen RB Leipzig die Vorfreude oder das seltsame Gefühl gegen den Klub zu spielen, den Sie jahrelang geprägt haben?

Daniel Frahn: Von beidem etwas. Die Vorfreude ist extrem groß. Ich freue mich, die Jungs wiederzusehen. Aber ich möchte natürlich mit meiner Mannschaft die drei Punkte einfahren. Wenn dabei ein Tor für mich herausspringt, wäre das klasse. Aber klar, ist das auch ein etwas komisches Gefühl gegen RB Leipzig zu spielen.

Haben Sie mit den alten RB-Kollegen noch Kontakt?

Frahn: Zu vielen. Zum Beispiel mit Anthony Jung, Dominik Kaiser, Diego Demme oder Fabio Coltorti tausche ich mich ständig aus. Auch mit unserem Ex-Trainer Alexander Zorniger telefoniere und schreibe ich regelmäßig.

Ist es eine besondere Situation für Sie, gegen Ihren Freund Fabio Coltorti im RB-Tor anzutreten?

Frahn: Wir haben jahrelang zusammengespielt und sind wirklich gute Freunde geworden. Aber während der 90 Minuten am Freitag kann, darf und wird das keine Rolle spielen. Vor dem Tor gibt es keine Freunde.

Du warst bei RB Leipzig Kapitän, Publikumsliebling, quasi Volksheld. Wie schwer fiel Dir da der Neustart in Heidenheim?

Frahn: Alle hier haben es mir sehr leicht gemacht, mich einzugewöhnen. Ich muss allerdings sagen, dass der Wechsel eine große Umstellung für mich war, zum Beispiel was Trainingsumfänge oder Spielsystem angeht. Das ist mir nicht allzu leicht gefallen, ich hätte es mir einfacher vorgestellt. Nun hoffe ich, dass ich mich bald mit Leistung und Toren bei den Jungs dafür bedanken kann, dass sie mich so gut aufgenommen haben.

Wie konkret unterscheidet sich das Training in Heidenheim im Vergleich zu RB Leipzig?

Frahn: In Leipzig haben wir mehr kleine Spielformen gemacht, da konzentrierte sich viel auf Pressing, schnelle Umschaltaktionen. Hier in Heidenheim wird noch mehr gearbeitet, einen Tick länger und intensiver trainiert. Die Spielphilosophien unterscheiden sich natürlich grundlegend.

Inwiefern?

Frahn: Wir spielen hier aus einer kompakten Defensive heraus und schalten schnell nach vorn um. Es geht erstmal darum, die Null zu halten. Nach vorn versuchen wir, Nadelstiche zu setzen. Darauf musste ich mich erst einstellen

Sie hatten sich unter anderem für Heidenheim entschieden, weil der Klub klein und familiär ist. Wie ticken Klub, Mannschaft, Trainer, Fans in Heidenheim tatsächlich?

Frahn: So wie ich es mir vorgestellt hatte. Es ist hier tatsächlich alles sehr familiär, viele Leute kennen sich extrem lange und arbeiten schon ewig zusammen. Das ist hier ein eingeschworener Haufen. Das hat mich beeindruckt, davon wollte ich Teil sein. Trainer Frank Schmidt ist äußerst akribisch, ein Fußballverrückter, der sehr viel Wert auf gute Trainingsleistungen legt. Überhaupt wird hier im Verein sehr viel Wert auf harte Arbeit gelegt.

Schaffe, schaffe, Klüb’le baue?

Frahn: Genau, so ticken die Leute hier.

Ihr Kollege Sebastian Heidinger wurde in der vergangenen Saison in Heidenheim mit einem Becher voller Urin beworfen. Wie wurden Sie beide von den Heidenheimer Fans aufgenommen?

Frahn: Sehr positiv. Da gab es weder bei „Heidi” (Sebastian Heidinger, Anm.d.Red.) noch bei mir Probleme.

Persönlich haben Sie noch nicht die erwartete Leistung abgerufen, sind zuletzt aus der Startelf gerutscht.

Frahn: Zufrieden bin ich noch nicht. Ich bin noch nicht bei den 100 Prozent, die ich von mir selbst erwarte und abrufen kann. Ich bin Stürmer und will Tore schießen. Da steht bisher noch eine Null auf der Habenseite. Das ist nicht mein Anspruch.

Geben Sie in dieser Trainingswoche ganz besonders Gas, damit Sie Einsatzzeiten bekommen?

Frahn: Ich habe in den vergangenen Wochen auch Gas gegeben. Schließlich will ich nicht nur gegen RB Leipzig, sondern möglichst immer spielen. Aber natürlich liegt der Fokus in dieser Woche ganz besonders auf dem Wochenende. Ich werde im Training alles raushauen, um den Trainer zu überzeugen, dass er mich vielleicht spielen lässt.

Sie hatten bei RB einen tollen Abschied am letzten Spieltag, zuvor lief Ihre Demission suboptimal. Ist zwischen Ihnen und den Verantwortlichen bei RB alles ausgeräumt?

Frahn: Da gibt es keine Probleme. Wir können uns alle in die Augen schauen. Wir hatten eine zu gute Zeit, um jetzt nachzutreten oder schlecht darüber zu sprechen. Das letzte halbe Jahr war nicht so toll, aber es gibt keinen Grund, jemandem den Schwarzen Peter zuzuschieben.

Hätten Sie rückblickend betrachtet schon im Winter 2014/15 nach Heidenheim gehen sollen?

Frahn: Im Nachhinein betrachtet ist das vielleicht so. Aber für meine persönliche Entwicklung und als Mensch zu reifen, war es sicher nicht schlecht, noch da zu bleiben, weil ich andere Facetten des Fußballs kennengelernt habe.

Welche?

Frahn:Vielleicht ist das später mal ganz nützlich. Ich habe einige Dinge erlebt, die ich vielleicht selbst anders machen würde im Umgang mit Personen. Da habe ich sicher einiges dazugelernt, was meinen Horizont erweitert hat. Ich sehe das nicht als verschenktes halbes Jahr an. (mz)

Leipzigs Daniel Frahn jubelt nach einem Treffer.
Leipzigs Daniel Frahn jubelt nach einem Treffer.
dpa Lizenz