Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Bellarabi muss sich zwischen DFB-Elf und Marokko entscheiden

Leverkusen - Auf seinen neongelben Fußballschuhen prangt die rote Nationalflagge von Marokko, in der kommenden Woche könnte Karim Bellarabi aber erstmals das Trikot von Weltmeister Deutschland tragen. Der 24 Jahre alte Profi von Bayer Leverkusen hat gute Karten, von Bundestrainer Joachim Löw in das Aufgebot für die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele in Polen (11. Oktober) und gegen Irland (14. Oktober) berufen zu werden.
Falls Löw Bellarabi außen vor lässt, läuft der Bundestrainer Gefahr, dass sich der gebürtige Berliner für Marokko entscheidet, das ebenfalls um die Dienste des torgefährlichen Offensivspielers buhlt. „Ich weiß, dass der marokkanische Fußball-Verband ihn will. Nationaltrainer Badou Zaki war bereits in Leverkusen“, sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler und legte Löw Bellarabi indirekt noch einmal ans Herz.
Einmischen will sich der frühere DFB-Teamchef aber weder in die Angelegenheiten von Löw noch von Bellarabi selbst: „Das ist seine Entscheidung. Uns würde es freuen, wenn er sich für Deutschland entscheiden würde.“
Bellarabi ist Sohn einer deutschen Mutter und eines marokkanischen Vaters und wuchs in Bremen auf. Er lief neunmal für die deutsche U20 und U21 auf, ist dadurch aber nicht automatisch an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gebunden. Erst mit dem Einsatz in einem A-Pflichtländerspiel würde sich diese Situation ändern. „Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist. Ich liebe Deutschland und Marokko gleichermaßen“, sagte der Leverkusener Senkrechtstarter zuletzt.
Er weiß aber genau, dass er heiß begehrt ist. „Bellarabi ist auf unserem Radar, er kann ein interessanter Spieler für uns werden“, hatte Löw zuletzt über den schnellsten Torschützen der Bundesliga-Historie gesagt. Wer für Deutschland spielen möchte, betonte Löw aber, „muss das von ganzem Herzen wollen“.
Marokkos Coach Zaki würde Bellarabi lieber heute als morgen in sein Team holen. „Er wäre natürlich eine Verstärkung für uns“, sagte Zaki, der nach übereinstimmenden Medienangaben mit Bellarabi das Thema ausführlich besprochen haben soll. Zuletzt hat aber auch noch Ghana seinen Hut in den Ring geworfen. Da Bellarabis Stiefvater Ghanaer ist, könnte er theoretisch auch für die Black Stars spielen, die ihn gerne schon für den Afrika-Cup 2015 „verpflichten“ würden.
„Was machen wir mit Karim?“
Das Turnier findet pikanterweise vom 17. Januar bis 7. Februar in Marokko statt. Das Objekt der Begierde betonte vor dem zweiten Gruppenspiel der Leverkusener in der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr, Sky und Liveticker bei uns) gegen Benfica Lissabon, sich zunächst auf Bayer konzentrieren zu wollen.
Nach seiner Rückkehr von Eintracht Braunschweig hat sich Bellarabi unter Trainer Roger Schmidt trotz anfänglicher Zweifel durchgesetzt und ist derzeit aus der Mannschaft kaum noch wegzudenken. Das sah vor wenigen Monaten noch anders aus. Als Bellarabi nach Ablauf des Leihgeschäfts mit Braunschweig vor der Saison auf der Matte stand, habe man sich laut Völler in Leverkusen durchaus gefragt: „Was machen wir mit Karim?“
Es gab einige Anfrage aus der Bundesliga für ein weiteres Leihgeschäft, und Bayer war auch zunächst nicht abgeneigt. „Doch nach einer Woche im Trainingslager hat Roger Schmidt gesagt: Das ist mein Mann“, berichtete Völler. Für den neuen Bayer-Trainer Schmidt ist Bellarabi nicht nur wegen seiner Schnelligkeit „ein Wahnsinnsspieler“, was auch Löw nicht entgangen ist. Vielleicht sorgt der Bundestrainer, der am Donnerstag sein Aufgebot bekannt gibt, zügig für ein Ende der Spekulationen um die Bayer-Rakete. (sid)