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Nach Haftstrafe Nach Haftstrafe: Uli Hoeneß kandidiert wieder als Präsident des FC Bayern

08.08.2016, 11:58
Uli Hoeneß
Uli Hoeneß dpa

München - Sieben schmucklose Zeilen - dann war perfekt, was seit Wochen erwartet wird: Uli Hoeneß kehrt im November nach 32 Monaten zu seinem FC Bayern zurück. Der 64-Jährige werde „für das Amt des Präsidenten kandidieren“, teilte der deutsche Fußball-Rekordmeisters am Montag um 13.50 Uhr in einer kurzen Pressemitteilung mit. Dazu verkündeten die Münchner, dass Karl Hopfner bei der Mitgliederversammlung im November nicht gegen den 64-Jährigen antreten werde. Darauf hätten sich beide „bei sehr angenehmen Gesprächen einvernehmlich“ verständigt. Der Weg für Hoeneß, der am 14. März 2014 alle Ämter bei den Bayern niedergelegt hatte, ist also frei. Schon im Mai 2014 hatte der frühere Manager und Präsident vor seinem Haftantritt wegen Steuerhinterziehung emotional angekündigt: „Das war´s noch nicht!“ In einem mehrwöchigen Familienurlaub hatte er sich nun zu einem Comeback entschieden. Hoeneß wird nach seiner Wahl, an der keine Zweifel bestehen, auch wieder Chef des mächtigen Aufsichtsrates werden.

Dies sieht die Satzung so vor. Selbst die prominenten Mitglieder des Gremiums haben dafür bereits ihre Zustimmung signalisiert. Hopfner (63), derzeit noch Präsident und Aufsichtsratsboss, hatte schon vor Monaten erklärt, dass er einer Kandidatur von Hoeneß nicht im Weg stehen werde. Hopfner weiß, dass er bei einer Abstimmung gegen den langjährigen Patron keine Chance hätte. Die Zukunft von Hopfner ist offen. Eins ist schon jetzt klar: Hoeneß will und wird sich bei seiner neuerlichen Amtszeit mit halben Sachen nicht zufrieden geben. Er wird wie gewohnt anpacken und unbequeme Dinge offen ansprechen. Bei den Basketballern hatte er zuletzt schon angedeutet, dass er einiges anders machen würde.

Nachwuchsbereich umgekrempelt

Den Nachwuchs-Bereich hat er als Freigänger und als „Assistent der Abteilungsleitung Junior Team“ in seinem Sinne umgekrempelt. Und auch bei den Profis wird er wieder Einfluss nehmen. Ob das im Vorstand um Chef Karl-Heinz Rummenigge alle gut finden und auch wollen, bleibt abzuwarten. Ohne Hoeneß hat sich der Rekordmeister in den letzten Jahren von seinen Wurzeln immer mehr entfernt. Das berühmte „mia san mia“ scheint oft nur noch eine Floskel zu sein. Erst am Samstag hatten sich die Bayern bei ihrer Teampräsentation, die auf englisch und mit viel Klamauk abgehalten wurde, erhebliche Kritik der einheimischen Fans gefallen lassen müssen.

Auch bei der jüngsten US-Tour stand der Kommerz klar im Vordergrund. Ob Hoeneß die Entwicklungen aufhalten kann, bleibt abzuwarten. Von der Mannschaft wird er mit offenen Armen empfangen. „Bayern München hat so viel Power, aber Uli kann dem Verein trotzdem noch einmal mehr Power geben. Er hat so viel Kraft, so viel Euphorie. Uli ist das Herz des Vereins“, sagte Franck Ribéry erst vergangene Woche der Sport Bild. Auch Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hatte sich zuletzt klar für eine Rückkehr ausgesprochen.

„Der FC Bayern braucht Uli Hoeneß“

„Der FC Bayern braucht Uli Hoeneß - und Uli Hoeneß den FC Bayern“, betonte der Kaiser in der Bild. „Auch in einem so funktionierenden und erfolgreichen Verein sollte man nicht auf die Erfahrung von Uli verzichten. Er ist immer mit Herzblut bei der Sache.“ Hoeneß war 2014 zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung in Höhe von insgesamt 43 Millionen (inklusive Strafen und Zinsen) verurteilt worden.

Am 29. Februar dieses Jahres kam Hoeneß nach 637 Tagen im Gefängnis auf Bewährung frei, nachdem das Gericht dem Antrag auf „Halbstrafe“ stattgegeben hatte. „Alles in allem hat der FC Bayern die Zeit ohne Uli gut bewältigt“, sagte Rummenigge zuletzt dem kicker: „Es war keine einfache Zeit. Uli trat sehr verantwortungsbewusst zurück, Karl Hopfner leitete mit Bravour weiter.“ Nicht mehr lange. (sid)