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Kommentar zu Lukas Podolski Kommentar zu Lukas Podolski: Das Ende einer gigantischen Epoche

Von Philip Sagioglou 15.08.2016, 13:30
Lukas Podolski
Lukas Podolski dpa

Dass er, wenn er in emotionalen Augenblicken zu Wort kommt, sein Herz auf der Zunge trägt, hat Lukas Podolski einen Ruf eingebracht, der manchmal überdeckt, was aus dem einstigen Lausbuben geworden ist. Die vielen Jahre in einem der professionellsten Geschäfte der Welt haben ja auch ihn professionalisiert. Podolski ist zu einem cleveren Mann gereift, der ein Gefühl dafür hat, was wann gesagt und getan werden muss, um die Öffentlichkeit auf seine Seite zu bringen; um an seinem Denkmal als geschäftstüchtige Kölner Sportlegende zu feilen; um den letzten sinnvollen Zeitpunkt zu wählen, um seiner Karriere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein Ende zu setzen.

Eine Perspektive hatte er dort, wo er außerhalb Kölns immer am liebsten gewesen ist, nicht mehr. Zuletzt war Podolski nur noch abseits des Rasens ein Faktor, aber weil er in dieser Rolle wichtig war für den Bundestrainer und weil er ein verdienter Spieler ist und weil er noch immer ein überdurchschnittlicher Spieler sein kann, hat seine Karriere in der Nationalmannschaft zwölf Jahre gedauert und nicht nur acht oder zehn.

Vielleicht hätte Joachim Löw ihn sogar noch für die nächsten Länderspiele nominiert, um die liebevolle Beziehung zwischen Podolski und der Nationalmannschaft sanft zu beenden. Einem solch bescheidenen Abschied ist Podolski zuvorgekommen. Bevor man ihm die Möglichkeit genommen hätte, seiner Laufbahn in der DFB-Elf selbst ein Ende zu setzen, hat er sich dazu entschieden und eine Ära für ihn und für den Deutschen Fußball-Bund abgeschlossen: Mit Podolski tritt der letzte Spieler aus dem Kader der wunderbaren Weltmeisterschaft in Deutschland vor zehn Jahren zurück.

Eine Epoche der Zuversicht begründet

Die zurückliegenden Jahre waren auf Vereinsebene nicht immer schön für ihn. Nicht mehr gefragt beim FC Arsenal; nicht gefragt bei Inter Mailand; ein persönlich ordentliches, aber für den Verein enttäuschendes erstes Jahr bei Galatasaray in Istanbul. In diesen Zeiten war jede Reise zur Nationalmannschaft eine Wohltat für Seele und Herz des ewigen Nationalkölners. Und noch im Vorlauf der Europameisterschaft in Frankreich schien es, als habe Löw auch sportlich etwas vor mit Podolski. Der Verlauf des Turniers hat diesen Eindruck allerdings widerlegt.

Podolski hat 129 Länderspiele absolviert, er hat 48 Mal für die DFB-Elf getroffen und war bei sieben großen Turnieren dabei, er hat fünf Tore in 15 Spielen bei Weltmeisterschaften erzielt und vier in zwölf Einsätzen bei Europameisterschaften. An der Seite von Bastian Schweinsteiger hat er im damals vor Selbsthass nur so triefenden deutschen Fußball als aufstrebender Spieler eine Epoche der Zuversicht begründet, die als Fundament diente für den langen Weg zurück an die Weltspitze, den die deutsche Mannschaft vor zwei Jahren in Brasilien mit dem WM-Titel vollendete – natürlich war Lukas Podolski dabei.

Sein Rücktritt bedeutet das Ende einer gigantischen Nationalmannschaftskarriere, für die er höchste Anerkennung verdient hat. Und, so viel ist sicher, keine Häme und keine Scherze über den Rücktritt eines Maskottchens.