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Nations League der Frauen „Hatten nicht dieses Level“: Wücks Lehren aus Final-Schlappe

Spanien feiert, Deutschlands Fußballerinnen suchen Antworten: Nach der Niederlage im Nations-League-Finale will der Bundestrainer vor allem ein Thema „ad acta“ legen.

Von David Joram und Ulrike John, dpa Aktualisiert: 03.12.2025, 12:09
Aus der Traum: Spanien zeigte den deutschen Fußballerinnen ihre Grenzen auf.
Aus der Traum: Spanien zeigte den deutschen Fußballerinnen ihre Grenzen auf. Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Madrid - Zwischen großer Freude und tiefem Frust lagen nur wenige Meter. Während Spaniens alte und neue Nations-League-Champions glückselig ihre Trainerin Sonia Bermúdez in die Luft schleuderten, musste Christian Wück ausführlich über Lern- und Lehrmomente seiner Elf referieren. Die bittere Erkenntnis des Bundestrainers nach dem deutlichen 0:3 der deutschen Fußballerinnen in Madrid: „Wir hatten nicht dieses Level.“

Vor allem in der zweiten Halbzeit mangelte es Wücks Team an vielem: Kraft, Kadertiefe, Präzision - aber auch an Widerstandsfähigkeit. „Da haben wir uns auch ein bisschen verloren vielleicht“, sagte Mittelfeldspielerin Sjoeke Nüsken über die Phase nach dem 0:1 durch Clàudia Pina (61. Minute), als die deutsche Elf Vicky López (68.) und erneut Pina (74.) zu Traumtoren quasi eingeladen hatte. „Die Spanierinnen haben sich aber auch echt in den Flow gespielt, haben dann Tiki-Taka teilweise gespielt mit uns.“

Künzer: „Haben drei Halbzeiten auf Augenhöhe gespielt“

DFB-Sportdirektorin Nia Künzer sah es etwas positiver. „Wir haben drei Halbzeiten auf Augenhöhe gespielt“, resümierte die 45-Jährige und nahm dabei das 0:0 vom Hinspiel mit in ihre Analyse auf. „Und die vierte Halbzeit zeigt einfach, dass - wenn wir ein Stück nachlassen - Spanien eine brutale Qualität hat und eine Effektivität.“ 

Die Weltmeisterinnen seien eben „eiskalt und reif“, meinte Torhüterin Ann-Katrin Berger, die sich eine Zukunft im Nationaltrikot gut vorstellen kann. Die Entscheidung trifft die 35-Jährige gemeinsam mit Wück - wohl spätestens bis Jahresende.

Die nach dem ersten Duell heftig debattierte deutsche Abschlussschwäche kam auch in Madrid wieder auf. „Ich glaube, die größte Chance in der ersten Hälfte hatten wir und die machen wir halt nicht rein“, grantelte Wück mit Blick auf die vergebene Möglichkeit seiner glücklosen Stürmerin Nicole Anyomi. „Das Ergebnis spricht ja irgendwo für sich“, sagte Wück über die insgesamt 180 torlosen Final-Minuten aus deutscher Sicht. Der daraus folgende Auftrag ist für ihn klar: „Wir müssen schauen, wie wir dieses Thema irgendwann mal ad acta legen können.“

Wück: Auf manchen Positionen „nicht so top“

Für andere Baustellen ist Wück nur bedingt zuständig. Während auf spanischer Seite der Ausfall der dreimaligen Weltfußballerin Aitana Bonmatí (Wadenbeinbruch) kaum auffiel, fehlte der deutschen Elf erkennbar die Qualität in der Breite. „Auch die Einwechselspielerinnen konnten sich da nicht mehr so in eine Szene setzen, wie wir das erhofft hatten“, stellte Wück fest. Er habe gemerkt, „dass wir auf der einen oder anderen Position noch nicht so top sind“ - zumindest nicht, um Titel zu gewinnen.

Mit derselben Aufstellung wie im Hinspiel war Wück mangels echter Alternativen ins Rückspiel gestartet. Gegen Ende vermisste der Chefcoach bei seiner Elf die Energie. „Ich glaube ganz ehrlich, dass wir in der zweiten Hälfte athletisch an unsere Grenzen gestoßen sind, dass wir dieses Niveau auf diesem Level einfach nicht halten konnten nach diesem kräfteraubenden Spiel in Kaiserslautern“, erklärte Wück. Nach dem 0:1 „sind wir so ein bisschen auseinandergefallen“.

Nüsken: „Wir haben viele kleine Fehler gemacht heute“

Neben der klaren Analyse ehrte den Bundestrainer, dass er nicht auf das fehlende Personal um Lena Oberdorf, Giovanna Hoffmann (beide Kreuzbandriss), Carlotta Wamser (Schleimbeutelentzündung im Knie) oder Lea Schüller (familiäre Gründe) verwies. Das Quartett hätte ihm sicher bessere Optionen und womöglich mehr fußballerische Klasse gegeben. 

Bei den Gegentoren waren unter anderem Nüsken, Abwehrchefin Janina Minge und Torhüterin Berger nicht auf der Höhe. „Vielleicht hätte ich meine Hand ein bisschen fester machen müssen“, sagte Berger über Pinas Flachschuss zum 0:1, als sie den Ball nicht entscheidend abwehren konnte. „Wir haben viele kleine Fehler gemacht heute. Das hat uns vielleicht echt ein bisschen den Stecker gezogen“, bekannte Nüsken.