1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. Frauen-Fußball: Frauen-Fußball: Wolfsburgs gefeierte Vorbilder

Frauen-Fußball Frauen-Fußball: Wolfsburgs gefeierte Vorbilder

Von Frank Hellmann 25.05.2013, 18:30
Martina Müller stemmt den riesigen Champions-League-Pokal in die Höhe.
Martina Müller stemmt den riesigen Champions-League-Pokal in die Höhe. EPA

London/MZ - Klaus Mohrs trug einen von jenen Schals, die die fliegenden Händler an der Fulham Road nicht wirklich oft losgeworden sind. Das grün-blaue Stück Stoff mit den Abbildungen vom VfL Wolfsburg und Olympique Lyon wird der Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg nicht nur deshalb besonders gut bewahren, weil es ihm auf der Siegesfeier im zugigen Freiluftareal der angemieteten Location „The Roof Garden“ wirklich ein wichtiges Kleidungsstück gewesen ist, sondern weil sich das Oberhaupt damit in seiner Gesinnung bestätigt fühlte, es seit jeher mit dem Frauenfußball zu halten. „Ich gehe dort besonders gerne hin: Unsere Frauen sind teamorientierter und offener für die Stadt als die Männer“, verriet der SPD-Mann nach dem Gewinn der „Women’s Champions League“ und dem Triple des Vereins. Und weil Mohrs auch dem VfL-Aufsichtsrat angehört, schien ihm noch diese Bemerkung wichtig: „Dabei kosten alle Spielerinnen weniger als der 35. Mann, den Felix Magath geholt hat.“

Es gab an diesem fröhlichen Abend im sechsten Stock nahe der Kensington Road sogar Insider, die den gesamten Personalkostenaufwand im weiblichen Segment, inklusive der Hallenserin Conny Pohlers, konkret unter dem Jahresgehalt eines Alexander Madlung taxierten.

Nutzen höher als Aufwand

„Der Nutzen für den VfL als Imageträger ist deutlich höher als der Aufwand, den wir betreiben“, konstatierte der für die Frauen-Belange zuständige Geschäftsführer Thomas Röttgermann. Da muss also erst der Frauenfußball kommen, um in diesem Verein zu demonstrieren, was sich mit Teamgeist, Weitsicht und Siegeswillen alles erreichen lässt. Genau diese Eigenschaften warf der Doublegewinner aus Deutschland beim 1:0-Erfolg nämlich in die Waagschale, um den seit fast drei Jahren ungeschlagenen Seriensieger aus Frankreich fassungslos an der Stamford Bridge zurückzulassen.

Als Vater des unverhofften Triple gilt Ralf Kellermann, der als Trainer und Manager das Wolfsburger Wunder geschaffen hat. Einst als Scout unter Felix Magath eingesetzt, hievte ihn der frühere Geschäftsführer Klaus Fuchs vor fünf Jahren ins Amt, und heute möchte der 44-Jährige diesen Job gar nicht mehr missen. „Die Frauen bringen eine höhere Eigenmotivation ein als die Männer“, sagt der Ehemann und Vater einer zehnjährigen Tochter. Gegen Lyon gingen alle Schachzüge des Mannes mit dem Gespür für den richtigen Ton und heikle Personalentscheidungen auf, seine Elf mit Torhüterin Alisa Vetterlein, Nationalstürmerin Alexandra Popp und der Ungarin Zsanett Jakabfi triumphierte. „Wir hatten einen Plan, wie wir diese Übermacht bezwingen können.“ Kellermann glaubt, dass sein Team von zehn Vergleichen zwar acht verlieren würde, aber im entscheidenden Moment schlug das stärkere Kollektiv die besseren Individualisten.

Müllers Strafstoß sichert den Sieg

Siegbringend war der sicher verwandelte Strafstoß von Martina Müller (73.). Dass die 33-Jährige überhaupt antrat, hatte die Ex-Nationalspielerin der Kapitänin Nadine Keßler zu verdanken, deren Zeh sich taub anfühlte. „Deshalb hatte ich Martina vor dem Spiel gefragt, ob sie einen Elfer reinhauen kann.“ Hat sie dann auch.