DFB-Elf gegen Frankreich DFB-Elf gegen Frankreich: 0:2-Niederlage bei EM-Gastgeber Frankreich

Paris - Mit einem 2:0-Sieg für Frankreich über Weltmeister Deutschland ist am Freitagabend das Länderspiel in Paris ausgegangen. Als der Schlusspfiff ertönte, jubelten noch einige der Zuschauer. Es waren jene, bis zu denen sich noch nicht herumgesprochen hatte, was sich zeitlich parallel zum Spiel ereignete: Explosionen außerhalb des Stadions, Schießereien und viele Tote.
Schon am Freitagvormittag hatte eine Bombendrohung gegen das Hotel, in dem das deutsche Team wohnte, die DFB-Elf aus der Ruhe gerissen. 80 000 Menschen hatten sich im Stade de France eingefunden, zunächst noch voller Hoffnung auf ein gutes Fußballspiel und eine möglich Revanche gegen den Weltmeister für das 0:1 der Franzosen bei der WM 2014.
Als während des Spiels zwei Explosionen zu hören waren, wollte noch fast jeder im Stadion annehmen, es habe sich um besonders laute Böller gehandelt, die von Fans gezündet worden sind. Die Lautstärke sprach eigentlich dagegen, und auch dies: Die zweite der Explosionen ließ das Stadion buchstäblich erzittern – nicht unbedingt beängstigend, aber in genau jener beunruhigenden Weise, wie es Fan-Böller eben üblicherweise nicht tun. Unüblich war zudem, dass Frankreichs Präsident Francois Hollande aus dem Stadion geleitet wurde. Weil sich aber die Szenerie danach dem allgemeinen Eindruck nach beruhigte, nahm das Fußball-Spiel seinen Lauf.
Rückkehr von Mario Gomez
Bundestrainer Joachim Löw ließ Jérôme Boateng, Mats Hummels und Antonio Rüdiger eine Dreier-Abwehrreihe bilden, die bei Ballverlusten durch Jonas Hector auf der linken und Matthias Ginter auf der rechten Seite zu einem Fünferblock aufgerüstet wurde. Kein schlechtes taktisches Mittel gegen die Franzosen, die mit den drei Offensivstars Giroud, Griezmann und Martial antraten. Im Zentrum begannen Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger – es war der erste gemeinsame Auftritt des Duos seit dem 7:1-Triumph in Belo Horizonte über Brasilien.
Außerdem erlebte Paris die Rückkehr von Mario Gomez – 436 Tage nach seinem letzten Auftritt gim DFB-Dress. Neben den taktischen Herausforderungen mussten sich die DFB-Spieler allerdings auch an ihre jeweiligen Nebenleute gewöhnen: In der Startelf der deutschen Mannschaft standen Spieler aus acht Vereinen.
Die ersten Schwierigkeiten hatten die Deutschen allerdings nicht mit den französischen Stürmern, sondern mit Paul Pogba. Statt den Ball ins Aus gehen zu lassen, legte Jonas Hector dem 19-Jährigen von Juventus Turin den Ball komfortabel vor die Füße, Mats Hummels wurde ins Leere geschickt, weil er ungestüm attackierte, Schweinsteiger kam nicht in die Aktion, doch Boateng rettete die Situation. Deutsche Offensiv-Versuche fanden zunächst nur sehr dosiert statt. Mario Gomez wartete am Mittelkreis, kein guter Ort für einen Strafraumspieler. Als Antoine Griezmann (29.) eine der Eckfahnen in Stücke grätschte, applaudierte das Publikum. Viel mehr war bis dahin nicht geschehen.
Hubschrauber über der Arena
Die erste Torchance der Partie hatte Thomas Müller in der 34. Minute, als er von halbrechts in den Strafraum der Franzosen lief und sich einen Moment zu viel Zeit ließ mit seinem Torschuss. Dennoch hatten die Franzosen mehr Ballaktionen als ihre Gäste. Rüdiger klärte stark gegen Giroud (35.), Neuer parierte einen eher banalen Schuss Griezmanns sicher (40.), dann folgte der Gomez-Moment: Nach feinem Zuspiel von Thomas Müller tauchte der Mann für den „sicheren Abschluss“ (Joachim Löw) frei vor Hugo Lloris auf, jagte den Ball jedoch deutlich am Winkel vorbei. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff durchbrachen die Franzosen die rechte deutsche Abwehrseite, der Ball kam ins Zentrum, wo Giroud sicher vollstreckte. Die zweite Halbzeit plätscherte etwas dahin, ehe Thomas Müller mit einem überraschenden Schuss an den Innenpfosten (77.) noch einmal ein fußballerische Zeichen setzte. Gignac (86.) machte dann den französischen Sieg klar.
Die Stimmung war aber längst gedrückt. Es sprach sich herum, dass draußen etwas nicht stimmte. Hubschrauber kreisten über der Arena. Wer gehen wollte, musste dennoch bleiben: Die Polizei ließ niemanden aus dem Stadion.
